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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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keuchte.
    „Mrs Dark.“
    Miranda lachte trocken. „Wie passend.“
    „Wieso?“
    Mrs Humber fehlte offensichtlich jeder Sinn für Humor, und Miranda dachte nicht daran, sie darüber aufzuklären, dass jemand mit Namen Dark, was „Dunkelheit“ bedeutete, in diesem düsteren Haus perfekt aufgehoben war.
    Die Küche bot mittlerweile einen einigermaßen sauberen Anblick. Jemand hatte Geschirr gespült, vermutlich Bridget. Und Mrs Dark hatte tatsächlich eine frische Schürze umgebunden und ihr zerzaustes graues Haar unter eine Haube gesteckt.
    „Sie bekommen zwei neue Küchenhilfen, Mrs Dark“, erklärte Miranda. „Dazu zwei weitere für die Schmutzwäsche, die Ihnen auch in der Küche zur Hand gehen, wenn wir Gäste empfangen. Außerdem werden zwei weitere Mädchen das Essen servieren. Was haben Sie für das Dinner heute Abend vorgesehen?“
    Mrs Darks Widerspruchsgeist schien einen Dämpfer erhalten zu haben, da sie sich um eine ausführliche Antwort bemühte. „Kraftbrühe, gefolgt von gebratenem Fasan mit Champignonfülle. Als Zwischengang Forelle aus der Fischzucht Seiner Lordschaft, als Hauptgang Rinderlende mit Kürbisgemüse und eingemachtem Spargel, zum Dessert reiche ich Zitronencreme.
    „Das klingt vorzüglich. Ich hoffe, Sie schaffen das alles ohne Bridgets Hilfe, deren Dienste ich heute Abend benötige. Sollten Sie gezwungen sein, die Opulenz Ihrer Speisenfolge etwas zu reduzieren, werden wir uns auch mit weniger Gängen begnügen.“
    Mrs Dark bedachte sie mit einem angewiderten Blick. „Ich erhalte meine Anweisungen von Seiner Lordschaft.“
    „Selbstverständlich.“ Miranda war die Liebenswürdigkeit in Person. „Lassen Sie mich wissen, was er dazu zu sagen hat.“
    Das hinterhältige kleine Luder stieg in seiner Achtung, musste Lucien gestehen. Wie ungeniert sie über die weibliche Intimsphäre geplaudert hatte, als spreche sie über Rosenzucht, ohne zu erröten, und überdies hatte sie auch noch gelogen.
    Als er begonnen hatte, sie in sein Netz einzuspinnen, hatte ihn ihre Gefasstheit beeindruckt, mit der sie ihren gesellschaftlichen Bann akzeptierte. Er hatte die Gespräche mit ihr genossen, hatte so diskret mit ihr geflirtet, dass sie in ihm vertrauensselig einen Freund sah und seine Absichten nicht durchschaute.
    Und irgendwie faszinierten ihn ihre glatte helle Haut, ihr volles brünettes Haar und ihre warmen braunen Augen.
    Auch wenn St. John sich denkbar tölpelhaft angestellt hatte, war Lucien froh, dass Miranda nicht mehr unberührt war. Eine Unschuld zu entjungfern war eine mühevolle und rührselige Angelegenheit. Miranda hatte ihm ihre Abneigung gegen den Geschlechtsakt deutlich zu verstehen gegeben, und der Gedanke an erotische Variationen war ihr offenbar zuwider. Er malte sich ihre Reaktion aus, wenn er sie mit dem Mund verwöhnte.
    Und sie würde es auch mit ihm machen. Und zwar aus eigenem Antrieb … irgendwann. Er bezweifelte nicht, dass er sie zu fiebernder Ekstase zu erregen vermochte, bis sie weich wie Wachs unter seinen Händen wäre. Daran würde er sich maßlos ergötzen.
    Schluss mit derlei nichtigen Grübeleien. Ihn plagten ganz andere Sorgen um Jacob Donnelly, Jane Pagett und die Carrimorediamanten. Wichtig war, dass Jacob dem Mädchen den Solitär vom Finger zog, und zwar bald, bevor jemand den kostbaren Stein zu Gesicht bekam. Sobald er aus der Fassung genommen und umgeschliffen war, würde kein Mensch seine Herkunft erkennen. Im Moment trug die junge Dame allerdings das Äquivalent einer Dynamitladung am Finger. Jacob mochte seinen Spaß daran haben, mit dem Feuer zu spielen, Lucien hingegen fand das keineswegs komisch.
    Und was zum Teufel dachte der Trottel sich dabei, den romantischen Helden zu spielen? Es passte eigentlich gar nicht zu ihm, einer Frau heimlich ein kostbares Geschenk zu machen, denn der König der Diebe war ein knallharter Geschäftsmann.
    Er musste sich vergewissern, dass Miss Pagett wohlbehalten zu ihrer Familie zurückkehrt war, und zwar ohne den Ring. Er musste sich weiterhin vergewissern, dass die Rohans nicht bereits zum Gegenangriff übergegangen waren. Er wollte sich Zeit mit Lady Miranda nehmen – je langsamer, je ausgeklügelter sein Vorgehen, desto größer seine Genugtuung über ihren endgültigen Sturz.
    Heute Nacht wollte er damit beginnen, da er morgen bereits abreisen und sie in dem alten Haus mit der bösartigen Mrs Humber zurücklassen wollte. Bei seiner Rückkehr wäre ihre Stimmung ohne Zweifel gedämpfter und

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