Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
Büchern in der Bibliothek von Pleasant Valley stecken konnte. Aber nachschauen konnte nicht schaden.
Sie hielt sich zumindest gerne zwischen den Regalen, umgeben von Büchern, auf. Wenn sie sich konzentrierte, hörte sie förmlich die Stimmen der Menschen, die in diesen Fantasiewelten lebten. Und sie brauchte nur ein Buch aus dem Regal zu nehmen, um in eine dieser Welten zu schlüpfen.
Zauberschlüssel und Seelen raubende Zauberer, dachte Dana. So unglaublich das auch sein mochte, sie fand gedruckte Wörter auf einer Buchseite faszinierender.
Aber sie war nicht hier, um zu träumen, ermahnte sie sich streng und begann, die Bücherstapel zu ordnen, wobei sie den Informationsschalter im Auge behielt. Dies war ein Experiment. Vielleicht fühlte sie ja etwas, wenn sie ihre Finger auf ein Buch legte - ein Prickeln oder einen Anflug von Furcht.
Aber es passierte gar nichts.
Unbeirrt trat Dana zu der Abteilung mit den Büchern über alte Kulturen. Die Vergangenheit, sagte sie sich. Die Glastöchter kamen aus der Vergangenheit. Na ja, wie jeder Mensch eben.
Eine Zeit lang arbeitete sie sorgfältig und ordnete die Bücher, die falsch eingestellt worden waren, wieder richtig ein. Natürlich hatte sie nicht vor, den Band über englische Frühgeschichte aufzuschlagen, aber plötzlich hatte sie ihn in der Hand und stieß auf ein Kapitel über Steinkreise, das sie direkt auf ein windiges Moor im Mondschein entführte.
Druiden und Anrufungen, Feuer und das Summen, das der Atem der Götter war.
»Ach herrje, Dana, ich wusste ja nicht, dass du heute freihast.«
Dana riss sich von dem Buch los und blickte in Sandis überfreundliches Gesicht. »Ich habe nicht frei. Ich ordne die Regale ein.«
»Tatsächlich?« Sandi riss ihre großen blauen Augen auf. »Es sah so aus, als ob du liest, und ich habe gedacht, du hast wahrscheinlich frei und recherchierst etwas. In der letzten Zeit hast du viel recherchiert, nicht wahr? Hast du endlich angefangen, deine Doktorarbeit zu schreiben?«
Verärgert stellte Dana das Buch wieder an seinen Platz zurück. Zähneknirschend überlegte sie, welches Vergnügen es ihr bereiten würde, die große Schere aus der Schublade am Informationsschalter zu holen und diesen goldenen, wippenden Pferdeschwanz abzuschneiden.
Sie könnte wetten, dass Sandi dann nicht mehr so fröhlich lächeln würde.
»Du bist befördert worden, du hast Gehaltserhöhung bekommen, was also hast du für ein Problem, Sandi?«
»Problem? Ich habe kein Problem. Wir wissen doch alle, dass wir während der Arbeitszeit nicht lesen dürfen. Also hat es bestimmt nur so ausgesehen, als ob du liest, anstatt an deinem Schalter zu sitzen.«
»Den Schalter habe ich im Auge.« Genug war genug, dachte Dana. »Du verbringst viel Zeit damit, dir Gedanken über andere zu machen. Ständig schnüffelst du hinter mir her und belauschst mich, wenn ich mit Kunden spreche.«
Sandis fröhliches Lächeln wurde zu einem höhnischen Grinsen. »Ich lausche nicht.«
»Blödsinn«, erwiderte Dana mit solchem Nachdruck, dass Sandi die Augen aufriss. »Du hängst mir seit Wochen an den Fersen. Du bist nicht meine Chefin, also kannst du mich mal am Arsch lecken.«
Es wäre zwar befriedigender gewesen, Sandi den Pferdeschwanz abzuschneiden, aber auch so tat es Dana gut, sie sprachlos stehen zu lassen.
Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch und ging so gut gelaunt und enthusiastisch auf zwei Kunden ein, dass beide strahlend weggingen. Auch am Telefon flötete sie: »Pleasant-Valley-Bibliothek, Informationsschalter. Wie kann ich Ihnen helfen? Hey, Mr. Foy. Sie sind an der Reihe, ja. Ah, oh, oh. Das ist gut.« Kichernd notierte sie die Wissensfrage für den Tag. »Ich schaue nach. Ich rufe Sie gleich zurück.«
Beschwingt tänzelte sie an die Regale, um das richtige Buch herauszuziehen, blätterte es kurz durch und ging damit wieder an ihren Schreibtisch, um Mr. Foy anzurufen.
»Ich hab’s.« Sie fuhr mit dem Finger über die Seite. »Die arktische Seeschwalbe legt die weitesten Strecken zurück. Bis zu zwanzigtausend Meilen - wow! - zwischen der Arktis und der Antarktis. Da fragt man sich doch, was in ihrem Vogelhirn vor sich geht, was?«
Sie nahm den Hörer ans andere Ohr, als sie Sandi wie eine Tambourmajorette auf sich zumarschieren sah. »Nein, tut mir Leid, Mr. Foy, heute haben Sie Pech gehabt. Die arktische Seeschwalbe schlägt den Langschwanzjäger um ein paar tausend Meilen pro Jahr. Nächstes Mal haben Sie bestimmt mehr Glück. Bis
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