Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
morgen.«
Sie legte auf und blickte Sandi fragend an. »Kann ich was für dich tun?«
»Joan möchte dich oben sprechen.« Sandi schob herausfordernd das Kinn vor. »Sofort.«
»Klar.« Dana schob sich die Haare hinter die Ohren und blinzelte Sandi freundlich an. »Du hattest bestimmt nur eine Freundin auf der Grundschule, und die war genauso unausstehlich wie du.« Mit diesen Worten stand sie auf.
Apropos Grundschule, dachte Dana, als sie die Treppe zu den Verwaltungsräumen hinaufging. Sie kam sich so vor, als sei sie gerade zur Direktorin zitiert worden, und sie war dieses Gefühl leid.
Vor Joans Tür holte sie tief Luft und straffte ihre Schultern. Sie mochte sich zwar vorkommen wie eine schuldbewusste Sechsjährige, aber sie wollte auf keinen Fall so aussehen.
Sie klopfte an und öffnete die Tür, ohne die Aufforderung abzuwarten. »Sie wollten mich sprechen?«
Joan lehnte sich in ihrem Schreibtischsessel zurück. Ihre grau gesträhnten Haare waren zu einem Knoten geschlungen, der ihr seltsamerweise gut stand. Sie trug eine dunkle Strickjacke über einer weißen Bluse, die züchtig bis zum Hals zugeknöpft war. Dana wusste, dass ihre Schuhe flach und solide waren.
Sie sah aus wie eine alte Schachtel, fand Dana, und sie entsprach genau dem Bild der Bibliothekarin, das Kinder aus Bibliotheken fern hielt.
Da Joan den Mund bereits missbilligend verzogen hatte, war nicht zu erwarten, dass das Gespräch angenehm werden würde.
»Schließen Sie bitte die Tür. Es scheint, Dana, dass Sie beträchtliche Probleme mit der neuen Struktur haben, die ich hier eingeführt habe.«
»Also ist Sandi direkt zu Ihnen gerannt, um zu petzen, dass ich gelesen habe. Das ist ja auch ein schreckliches Vergehen in einer öffentlichen Bücherei.«
»Ihre aggressive Einstellung ist nur eins der Probleme, mit denen ich mich herumschlagen muss.«
»Ich werde mich nicht dafür rechtfertigen, dass ich beim Einräumen der Regale ein Buch durchgeblättert habe. Es gehört zu meiner Arbeit, über die Bücher informiert zu sein. Den Kunden ist nicht damit geholfen, wenn ich sie nur in eine Abteilung schicke und ihnen viel Glück wünsche. Ich tue meinen Job, Joan, und das hat die ehemalige Direktorin regelmäßig explizit gewürdigt.«
»Ich bin nicht die ehemalige Direktorin.« »Da haben Sie wohl Recht. Sie waren ja kaum sechs Wochen hier, als Sie schon meine Arbeitszeit und die von zwei weiteren verdienten Kollegen fast um die Hälfte gekürzt haben. Und Ihre Nichte wird befördert und bekommt eine Gehaltserhöhung.«
»Man hat mich eingestellt, damit ich diese Bibliothek aus den roten Zahlen hole, und genau das tue ich. Ich brauche Ihnen meine Entscheidungen nicht zu erklären.«
»Nein, das müssen Sie nicht. Ich verstehe es auch so. Sie mögen mich nicht, ich mag Sie nicht. Aber ich muss ja nicht jeden mögen, für den ich arbeite. Meinen Job kann ich deswegen trotzdem machen.«
»Es ist Ihr Job, die Regeln zu befolgen.« Joan schlug einen Aktenordner auf. »Private Telefonate haben da nichts zu suchen, und Sie dürfen die Bibliothek nicht zu persönlichen Zwecken nutzen oder zwanzig Minuten lang mit einem Kunden plaudern und dabei Ihre Arbeit vernachlässigen.«
»Hören Sie auf.« Wut schnürte Dana die Kehle zu. »Hören Sie bloß auf! Erstattet sie Ihnen etwa täglich Bericht?«
Joan schlug den Aktenordner wieder zu. »Sie nehmen sich selbst zu wichtig.«
»Oh, ich verstehe. Sie redet also nicht nur über mich. Sie ist Ihr persönlicher Spion hier.«
Ja, dachte Dana, jetzt reichte es. »Es mag sein, dass wir finanziell nicht so gut dastehen, aber hier herrschte stets eine freundliche, familiäre Stimmung. Und jetzt ist es, als stünden wir unter einer Militärdiktatur. Also tue ich uns beiden einen Gefallen. Ich kündige. Ich habe noch zwei Wochen Urlaub, und das betrachten wir einfach als meine Kündigungsfrist.«
»Sehr gut. Sie können mir die Kündigung am Ende Ihrer Schicht bringen.«
»Vergessen Sie es. Ich kündige auf der Stelle.« Dana holte tief Luft. »Ich bin klüger als Sie, jünger, stärker, und ich sehe besser aus. Die Stammkunden kennen und mögen mich - die meisten von ihnen kennen Sie gar nicht. Und diejenigen, die Sie kennen gelernt haben, können Sie nicht ausstehen. Und deshalb konnten Sie mich von Anfang an nicht leiden. Ich bin raus, Joan, aber ich gehe, wann ich will. Und ich schließe jede Wette darauf ab, dass auch Sie nicht mehr allzu lange hier sein werden - nur dass Sie vom Vorstand
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