Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
gestärkt trat sie an den Schrank und holte ihren Morgenmantel heraus.
»Musst du ihn unbedingt anziehen? Ich schaue dich so gerne an.«
Sie wollte ihm nicht sagen, dass sich ihre Haut anfühlte, als sei sie mit Eisstücken abgerieben worden. »Wir hätten Moe nicht aussperren sollen.«
»Ja, darüber haben Moe und ich auch gerade geredet.« Er legte seine Hand auf den breiten Rücken des Hundes.
»Hat er dich geweckt?«
»Ja, und dein Schreien.« Sie erschauerte und setzte sich auf die Bettkante. »Jordan, deine Brust.«
»Was?« Er spähte an sich herunter. Dana schlug die Decke zurück. Über seinem Herzen waren fünf Wunden, wie ein Blütenblatt angeordnet. Gott sei Dank waren sie nicht tief, stellte er fest, aber sie bluteten heftig und taten ziemlich weh.
»Ich mache deine Bettwäsche schmutzig.«
»Das kann ich waschen.« Sie schluckte. »Ich versorge die Schnitte am besten jetzt gleich. Und während ich damit beschäftigt bin, kannst du mir erzählen, was er dir angetan hat.«
Sie ging ins Badezimmer, um Jod und Verbandsmull zu holen. Am Waschbecken blieb sie erst einmal stehen und holte tief Luft, bis sie wieder etwas ruhiger war und nicht das Gefühl hatte, Rasierklingen geschluckt zu haben.
Sie wusste jetzt, was Angst war. Sie hatte sie selber empfunden, als der Sturm über die Insel tobte und das schwarze Meer aufstieg, um sie zu verschlingen. Aber dieses tiefe Entsetzen, das sie empfunden hatte, war nichts gewesen gegen die furchtbare Qual von Jordans Schrei, der sie aus dem Schlaf gerissen hatte.
Sie kämpfte mit den Tränen. Weinen nützte jetzt nichts, sie musste handeln. Rasch suchte sie sich, was sie brauchte, und ging wieder ins Schlafzimmer, um Jordan zu verbinden.
»Ich habe dir auch ein paar Aspirin mitgebracht. Etwas Stärkeres habe ich leider nicht.«
»Das hilft mir schon. Danke.« Er schluckte drei Tabletten mit dem Wasser, das sie ihm reichte. »Hör mal, ich kann mich auch selber darum kümmern. Du kannst doch kein Blut sehen.«
»Wenn du das aushalten kannst, kann ich es ebenfalls.« Sie setzte sich auf die Bettkante und half ihm, sich aufzusetzen. »Rede einfach mit mir, dann falle ich garantiert nicht in Ohnmacht. Was ist passiert, Jordan? Wohin hat er dich gebracht?«
»Ich habe irgendwo anders angefangen. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, also habe ich wahrscheinlich geträumt. Ich bin spazieren gegangen. Es war dunkel, aber Vollmond. Es könnte oben auf dem Peak gewesen sein, aber genau weiß ich es nicht. Es ist alles so verschwommen.«
»Erzähl weiter.« Sie konzentrierte sich auf seine Stimme und seine Worte, um nicht zu sehen, dass der Mull, den sie gegen die Schnitte drückte, sich rot färbte.
»Und auf einmal stand ich im hellen Sonnenschein. Es war so übergangslos, so wie ich mir immer den Transport in Star Trek vorgestellt habe.«
»Also meine bevorzugte Transportmethode wäre das nicht.«
»Nein, natürlich nicht. Es macht dich völlig fertig … Himmelherrgott!«
»Ich weiß. Es tut mir Leid.« Sie verteilte weiter Desinfektionsmittel über die Schnitte. »Red weiter. Wir schaffen das schon.«
Alarmiert sprang Moe vom Bett und verkroch sich darunter.
Jordan atmete tief gegen den Schmerz an. »Ich war hinter dem Vorhang der Macht«, sagte er und erzählte ihr alles.
»Du hast ihn provoziert? Absichtlich?« Sie lehnte sich zurück, und das Interesse und die Besorgnis auf ihrem Gesicht verwandelten sich in gereizte Ungeduld. »Musstest du dich unbedingt beweisen?«
»Ja. Ja, das musste ich. Außerdem hätte er so oder so nicht anders reagiert. Warum sollte ich da nicht wenigstens ein paar Treffer landen, auch wenn sie nur verbal waren?«
»Oh, keine Ahnung. Darüber muss ich nachdenken.« Sarkastisch tippte sie sich mit dem Finger an die Stirn.
»Vielleicht weil … er ein Gott ist.«
»Du hättest natürlich mit gefalteten Händen dagestanden und höfliche Konversation gemacht.«
»Ich weiß nicht.« Sie stieß die Luft aus und legte ihm weiter den Verband an. »Wahrscheinlich nicht.« Kritisch betrachtete sie ihr Werk und erklärte: »Das will ich nie wieder machen müssen.«
»Da sind wir schon zwei.« Vorsichtig, weil alles schmerzte, drehte er sich so, dass er ihr über den Rücken streicheln konnte. »Ich danke dir.«
Dana nickte. »Erzähl mir den Rest.«
»Du hast ja die Verletzungen gesehen, und genauso hat es sich auch angefühlt. Nein, das stimmt nicht, eigentlich war es sogar noch schlimmer.«
»Du hast
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