Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
unterbringen soll.«
»Sie haben mir und meinem Sohn vor zwei Wochen in der Bibliothek geholfen.« Sie griff nach einer Milchpackung. »Er musste am nächsten Tag ein Referat über amerikanische Geschichte halten.«
»Ah ja, klar.« Dana verdrängte ihre finsteren Gedanken und rang sich ein Lächeln ab. »Amerikanische Geschichte bei Mrs. Janesburg, siebte Klasse.«
»Genau. Ich bin Joanne Reardon.« Sie streckte ihre Hand aus. »Und Sie haben meinem Sohn Matt das Leben gerettet. Ich war letzte Woche in der Bibliothek, um mich noch einmal bei Ihnen zu bedanken, aber man sagte mir, Sie seien nicht mehr da.«
»Ja.« Die finsteren Gedanken tauchten wieder auf.
»Man könnte sagen, dass ich abrupt in Pension geschickt wurde.«
»Das tut mir Leid. Sie waren großartig mit Matt. Und Sie haben etwas erreicht, er hat nämlich eine Eins bekommen. Na ja, eine Eins minus, aber ein großes Freudenfest war es allemal wert.«
»Das ist toll.« Es war besonders schön, so etwas Aufbauendes am Ende eines langen Tages zu hören. »Er muss wirklich sehr gut gewesen sein. Mrs. Janesburg wirft mit Einsen nicht gerade um sich.«
»Ja, das war er auch, aber er hätte es nicht geschafft, wenn Sie ihn nicht in die richtige Richtung geschubst hätten. Und Sie haben es verstanden, bei ihm im Kopf den richtigen Schlüssel zu drehen. Ich bin froh, dass ich Sie getroffen habe und es Ihnen endlich erzählen konnte.«
»Ja, ich auch. Sie haben mir den Tag beträchtlich verschönt.«
»Es tut mir Leid, dass Sie Ihren Job verloren haben. Es geht mich zwar nichts an, aber wenn Sie eine persönliche Referenz brauchen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.«
»Danke. Aber ich werde mich mit zwei Freundinnen selbständig machen. In ungefähr einem Monat eröffne ich eine Buchhandlung.«
»Eine Buchhandlung?« Joannes haselnussbraune Augen weiteten sich vor Interesse. »In der Stadt?«
»Ja. Es wird eine Kombination aus einer Buchhandlung, einer Kunstgalerie und einem Schönheitssalon. Wir renovieren gerade ein Haus am Oak Leaf.«
»Das klingt großartig. Was für eine tolle Idee! Das alles in einem Haus und dann noch in der Stadt. Ich wohne ungefähr anderthalb Meilen von dort entfernt, und ich kann Ihnen versprechen, dass ich Stammkundin bei Ihnen werde.«
»Wenn wir in dem Tempo weiterarbeiten, können wir an den Feiertagen eröffnen.«
»Toll. Stellen Sie auch Leute ein?«
»Einstellen?« Dana blickte sie nachdenklich an. »Suchen Sie einen Job?«
»Ich denke darüber nach, ob ich nicht wieder anfangen soll zu arbeiten, aber ich möchte auf jeden Fall etwas, das nahe an zu Hause ist, Spaß macht und flexible Arbeitszeiten hat. Also im Grunde genommen einen Traumjob, vor allem wenn man bedenkt, dass ich die letzten zehn Jahre nicht berufstätig war. Ich habe mich erst kürzlich mit dem Computer angefreundet - na ja, das ist ein bisschen übertrieben -, und früher war ich Sekretärin in einer kleinen Anwaltskanzlei in Philadelphia. Ich kam direkt von der High School, und ich fürchte, besonders geglänzt habe ich nicht.« Sie lachte. »Ich kann mir selber keine besonders gute Empfehlung ausstellen.«
»Lesen Sie gerne?«
»Geben Sie mir ein Buch und zwei Stunden Ruhe, und die Welt ist in Ordnung. Ich kann auch gut mit Menschen umgehen, und ich brauche nicht viel zu verdienen. Mein Mann hat einen guten Job, und wir sind gesichert, ich möchte nur etwas für mich tun. Und ich möchte eine Arbeit haben, die nichts mit Waschen, Kochen oder Auseinandersetzungen mit einem Elfjährigen, weil er sein Zimmer nicht aufräumt, zu tun hat.«
»Ich finde, das sind exzellente Qualifikationen für eine potenzielle Angestellte. Kommen Sie doch mal bei uns vorbei. Es ist das Haus mit der blauen Veranda. Dann können Sie sich alles anschauen, und wir unterhalten uns noch ein bisschen.«
»Das ist prima. Ja, das mache ich. Wow.« Joanne lachte. »Ich bin so froh, dass ich Ihnen begegnet bin. Das muss Schicksal gewesen sein.«
Schicksal, dachte Dana, als sie weiterging. Dem Schicksal hatte sie bisher nicht genügend Beachtung geschenkt. Und jetzt hatte es sie hierher in den Supermarkt gebracht, weil sie Lebensmittel einkaufen musste.
Es war etwas ganz Alltägliches, überlegte sie. Aber hatte das Schicksal sie nicht genau im richtigen Moment hierher geführt und sie mit einer Frau zusammengebracht, die vielleicht eine weitere Speiche am Rad ihres Lebens werden würde?
Und zudem hatte sie noch genau das gesagt, was sie hören musste.
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