Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
Bücher er da zu Rate ziehen sollte?«
»Natürlich.« Joans kaltes Fischgesicht verzog sich zu einem herzlichen Lächeln. »Ich zeige Ihnen gerne ein paar Quellen in unserer Abteilung über amerikanische Geschichte.«
»Entschuldigung.« Dana konnte nicht an sich halten und tippte dem mürrischen Jungen auf die Schulter. »Bist du in der siebten Klasse? Mrs. Janesburg in amerikanischer Geschichte?«
Seine Mundwinkel sanken noch ein wenig mehr herunter. »Ja.«
»Ich weiß genau, was sie haben will. Mit zwei Stunden solider Arbeit kannst du es schaffen.«
»Wirklich?« Die Mutter griff nach Danas Hand wie nach einem Rettungsanker. »Das wäre ein Wunder.«
»Ich hatte Mrs. Janesburg selber in Geschichte.« Dana zwinkerte dem Jungen zu. »Ich kenne sie in- und auswendig.«
»Ich überlasse Sie den fähigen Händen von Ms. Steele«, zischte Joan mit eingefrorenem Lächeln.
Dana beugte sich vor und flüsterte dem Jungen verschwörerisch zu: »Ihr treten regelmäßig die Tränen in die Augen, wenn sie von Patrick Henrys ›Gebt mir Freiheit‹ spricht, oder?«
Seine Miene hellte sich auf. »Ja. Sie musste aufhören und sich die Nase putzen.«
»Manche Dinge ändern sich eben nie. Okay, lass uns mal sehen, was du brauchst.«
Eine Viertelstunde später trat die Mutter wieder an Danas Schalter. »Ich wollte Ihnen noch einmal danken. Ich bin Joanne Reardon, und Sie haben gerade meinem Erstgeborenen das Leben gerettet.«
»Oh. Mrs. Janesburg ist zwar streng, aber sie hätte ihn nicht umgebracht.«
»Sie vielleicht nicht, aber ich. Sie haben erreicht, dass Matt mit Begeisterung an die Sache herangeht, wenn auch vielleicht nur, um seiner Lehrerin eins auszuwischen.«
»Der Zweck heiligt die Mittel.«
»Das sehe ich genauso. Auf jeden Fall bin ich Ihnen dankbar. Sie sind wundervoll in Ihrem Job.«
»Danke. Viel Glück.«
Sie war tatsächlich wundervoll in ihrem Job, dachte Dana. Ja, verdammt noch mal, das war sie. Der intriganten Joan und ihrer blöden Nichte würde es noch Leid tun, wenn sie nicht mehr hier war.
Als Danas Schicht zu Ende war, räumte sie ihren Arbeitsplatz auf, ergriff ein paar Bücher, die sie sich ausgesucht hatte, und steckte sie in ihre Aktentasche. Diese Routine am Ende des Arbeitstages würde ihr auch fehlen, dachte sie, ebenso wie der kurze, angenehme Spaziergang von der Arbeit zu ihrer Wohnung. Das war einer der Gründe gewesen, warum sie es abgelehnt hatte, bei Flynn einzuziehen.
Sie mochte die Vorhersehbarkeit ihres Heimwegs, die Dinge, die sie Jahr für Jahr sah. Jetzt, im Herbst, waren die Straßen vom Laub der Bäume in ein goldenes Licht getaucht. Und die Hügel erhoben sich hinter der Stadt wie ein von Göttern gewebter Teppich. Durch den kleinen Park zwischen der Bibliothek und dem Haus, in dem ihre Wohnung lag, rannten schreiend und lachend Kinder. Es war ein frischer, klarer Tag, und in der Luft lag der Duft der Stiefmütterchen von den Rabatten vor dem Rathaus.
Die Zeiger der großen runden Uhr auf dem Platz standen auf fünf nach vier. Mit leiser Wehmut dachte sie daran, dass sie früher immer erst um halb sieben nach Hause gegangen war.
Ach, was soll es, überlegte sie dann. Genieß einfach den schönen Nachmittag und den netten Spaziergang.
»Hey, Große. Soll ich sie dir abnehmen?«
Bevor sie reagieren konnte, hatte Jordan ihren Bücherstapel ergriffen.
»Gib sie mir zurück.«
»Nein, ich habe sie schon. Wunderschöner Tag, was? Es geht doch nichts über das Valley im Oktober.«
Sie hasste es, dass er ihre eigenen Gedanken aussprach. Er studierte die Titel der Bücher, die sie mitgenommen hatte. Eins über keltische Sagen und Märchen, eins über Yoga und den neuesten Roman von Stephen King.
»Yoga?«
Es war typisch für ihn, dass er sich gerade das herauspickte, was ihr ein wenig peinlich war. »Na und?«
»Nichts. Ich kann mir nur so schlecht vorstellen, dass du irgendeine von den komischen Positionen einnimmst. Aufschauender Hund oder so.« Er kniff die Augen zusammen und musterte sie verschmitzt. »Allerdings, wenn ich so darüber nachdenke …«
»Hast du nichts Besseres zu tun, als um die Bibliothek herumzulungern und mich zu belästigen?«
»Ich lungere nicht herum, und dir die Bücher zu tragen ist keine Belästigung.« Mit vertrauter Leichtigkeit passte er seine Schritte ihren an. »Das ist schließlich nicht das erste Mal, dass ich dich nach Hause bringe.«
»In den letzten Jahren ist es mir ganz gut gelungen, den Weg alleine zu finden.«
»Dir
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