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Zeit der Idioten

Zeit der Idioten

Titel: Zeit der Idioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Moshammer
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geraten.
    »Spinnst du? Ich krieg noch einen Herzinfarkt! Was machst du hier, Andrea? Um diese Zeit!«
    »Pscht! Na, was glaubst du? Ich lass ihn nicht aus den Augen.«
    »Du bist verrückt, weißt du das?«
    »Nein, Cornelius. Ich bin hier sicher nicht die Verrückte.«
    »Aber er ist …«
    »Nein. Morgen ist euer Auftritt. Er hat was vor. Er schläft nicht mehr und baut an irgendwas rum, ich weiß das.«
    »Aber du kannst ihn von hier aus ja nicht einmal sehen.«
    »Aber ich kann ihn
hören
. Und ich kann eins und eins zusammenzählen. Ich bin kein Idiot, Cornelius.«
    »Gut, und was ist bitte
eins

    »Was?«
    »Was zählst du da zusammen? Was für Fakten hast du in der Hand?«
    »Was für Fakten? Das fragst gerade du mich? Wo jeder Trottel in diesem Land anscheinend drauf und dran ist, seine Probleme mit Terror gegen andere zu lösen? Und Probleme hat der genug, das kann ich dir sagen. Was für Fakten! Du hast selbst gesagt, dass die ihre Handys als Auslöser verwenden. Und das Rattengift? Was brauchst du noch? Willst du Blut sehen, Cornelius?«
    »Ich hab dir doch gesagt, ich kümmere mich darum.«
    »Tust du aber nicht. Und überhaupt, was weißt du denn von Fakten?«
    »He, he, ganz ruhig. Und immer schön freundlich. Ich bin gerade auf dem Weg zur Arbeit, falls du das vergessen hast. Ich bin jetzt Bäcker – Faktum Nummer Eins. Willst du mehr hören?«
    »Entschuldige, das hab ich vergessen. Du armer Kerl.«
    »Ist schon gut. Also, was hast du vor?«
    »Ich habe mir überlegt, noch einmal da reinzugehen und ihn zu verführen.«
    »Was?«
    »Das würde ihn verwirren. Ich könnte es hinauszögern oder so.«
    »Du spinnst ja. Das wirst du selbstverständlich nicht tun!«
    »Aber warum nicht?« Jessas, jetzt fängt sie an zu heulen.
    »Weil das … völlig sinnlos ist. Lass ihn in Ruhe. Sei doch ehrlich, du bist doch diejenige, die hier gerade durchdreht, und zwar wegen Bob. Und glaub mir, ich verstehe das, aber der Firngruber hat doch nichts damit zu tun.«
    »Er ist so ein Arschloch«, flennt sie und fällt mir um den Hals.
    »Der Firngruber? Aber der …«
    »Nein, Bob!«
    »Ja, genau. Bob. Der ist das Arschloch. Und warum sagst du das nicht
ihm
? Warum machst du ihm sein blödes Midlife-Gebumse nicht zur Hölle? Der hat deine Wut verdient. Verstehst du mich?« Ich wische ihr die Tränen von der Wange.
    »Ja, Cornelius. Ja, ja, ja, ich weiß! Du hast Recht, verdammt. Aber ich kann nicht. Ich will ihn nicht verlieren. Das glaube ich jedenfalls …«
    »Jessasmarandjosef. Bin ich froh, dass ich allein bin. Ich sag dir was, ich will nie wieder eine Frau …«
    »Hattest du je eine?«
    »Was?«
    »Willst du mit mir schlafen, Cornelius?«
    »Spinnst du? Ob ich – warum sagst du so was?«
    »Ich meine es ernst, Cornelius. Ich bin jetzt ruhig und meine es ernst. Ich sage das sicher nie wieder, aber jetzt sage ich es: Willst du mit mir schlafen?«
    »Das gibt’s ja nicht. Nein, natürlich nicht, ich meine, versteh mich nicht falsch: Ich will schon, ich wollte immer. Aber das geht doch nicht …«
    Und dann drängt sie sich an mich und steckt mir ihre Zunge in den Mund. Was soll ich sagen, sie reißt mich einfach zu Boden, setzt sich auf mich, öffnet ihre Bluse und drückt ihre Brüste gegen mein Gesicht. Ich bin wie gelähmt. Ich meine, Anne Bancroft hätte das sicher nie getan. Aber andererseits, scheiß auf Anne Bancroft. Da drinnen dröhnt Iggy aus den Lautsprechern und ich liege hier mit der Frau meines Freundes. Andrea zieht meine Hose hinunter, fasst meinen zum Bersten erigierten Schwanz an und führt ihn hektisch, aber sicher in ihr Allerheiligstes. Ich komme augenblicklich.
    Und jetzt bin ich es, der weint. Ich liege da und heule wie ein Kind. Andrea sitzt immer noch auf mir. Ihren Oberkörper vornüber gebeugt, hält sie mich fest, streichelt mein Gesicht und ist ganz, naja, Mutter. »Pscht, Cornelius, ganz ruhig, alles ist gut«, sagt sie immer wieder.
    Dann ist es plötzlich totenstill. Snake hat die Musik abgedreht. Ein paar Grillen sind zu hören. Ich kann mir nicht helfen, sie zirpen mir den Verstand aus dem Kopf. Oder lässt mich die gute, alte Peinlichkeit wegdriften? Andrea hält mich fest, als ob sie mich vor irgendwas beschützen müsste, und es fühlt sich so gut an, dass ich am liebsten die Welt anhalten würde oder mich sogar dazu hinreißen lassen könnte, das Leben wunderschön zu finden. Die Peinlichkeit ignoriere ich jetzt einmal. Ich rieche ihren Hals und durch ihre Haare, die sich um

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