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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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hier alles war, was noch übrig ist. Aber es könnte auch schon immer diese Größe gehabt haben.« Er verlagerte die Mistgabel auf seiner Schulter. »Aber als die Ortschaft hierher verlegt und im Schatten des Wäldchens wiederaufgebaut worden ist, haben die Häuser ihm den Rücken gekehrt.«

    »Aberglaube ist nicht so leicht auszurotten. Meine Familie lebt in der Nähe von Avebury. Mein Großvater hat geschworen, in mondlosen Nächten hätte er Lichter gesehen, die sich zwischen den Steinen umherbewegten …« Er ließ seinen Satz abreißen. »Wenn man von Lichtern spricht.«
    Sie konnten sehen, wie sich etwas, das eine Sturmlaterne zu sein schien, zwischen den Bäumen voranbewegte.
    »Runter mit Ihnen«, murmelte Rutledge, und sie kauerten sich hin, damit ihre Umrisse mit dem Boden verschmolzen.
    Eine Viertelstunde beobachteten sie das Licht. Dann wurde es gelöscht und derjenige, der durch das Wäldchen gelaufen war, schien spurlos zu verschwinden.
    Rutledge ließ seine Mistgabel fallen.
    »Bleiben Sie hier.« Er rannte schräg auf die Bäume zu und bemühte sich, unauffällig zu sein, denn er hatte vor, demjenigen, der in dem Wäldchen war, den Weg abzuschneiden.
    Nach mehreren Minuten sah er jemanden den Hang der Dower Fields zum Dorf hinunterlaufen. Er trug einen langen Mantel, der bei dem forschen Tempo, das er anschlug, um seine Knöchel flatterte. Ein Hut, der tief in die Stirn gezogen war, veränderte die Kopfform. Rutledge dachte, vielleicht sei derjenige, auf den er Jagd machte, heilfroh, das Wäldchen hinter sich zu lassen, und versuchte jetzt, möglichst rasch wieder in den Schutz der Ortschaft zu gelangen.
    Die Gestalt hatte gerade das andere Ende der Kirche erreicht, als Rutledge schnell auf den Garten hinter der Pfarrei zurannte und den Schatten der Gartenmauern nutzte, um schleunigst zum Friedhof zu laufen.
    Er stolperte über einen niedrigen Grabstein, unterdrückte einen Fluch und rannte weiter, wobei er versuchte, besser darauf zu achten, wohin er trat.
    Als er um die hintere Ecke der Kirche bog, prallte er fast mit der Gestalt zusammen.
    Sie stieß vor Schreck einen Schrei aus, fasste sich wieder und
wollte auf der Stelle kehrtmachen und in die Richtung laufen, aus der sie gekommen war, aber Rutledge hatte sich auf sie gestürzt und hielt die Schulter, die ihm näher war, mit eisernem Griff umklammert.
    Eine Lampe fiel auf den Boden und rollte ihm vor die Füße.
    Die Gestalt duckte sich, wand sich und hätte sich beinah aus seinem Griff befreit, doch während sie sich wehrte, fiel ihr Hut herunter und Rutledge riss seine Beute zu sich herum, weil er endlich das Gesicht des Mannes sehen wollte.
    Nur war es kein Mann. Es war Mrs. Ellison.

27.
    Der Schock verschlug ihm die Sprache. Mary Ellison war der letzte Mensch, den Rutledge in Frith’s Wood erwartet hätte. Er ließ sie augenblicklich los.
    Sie stand da, und er konnte fühlen, dass ihre Augen ihn wütend anfunkelten, doch ihre Stimme war belegt.
    »Sie sind nicht der Einzige, der am Fenster steht und andere beobachtet«, sagte sie. »Was haben Sie im Wald gefunden? Wer war der Mann, den Sie nach Dudlington mitgebracht haben? Inspector Cain? Liegt meine Enkelin dort in diesem Wald? Sagen Sie es mir!«
    »Ich weiß es nicht …«, setzte er an, denn ihm fehlten immer noch die Worte. Was konnte er ihr sagen?
    Hamish beantwortete seine Frage. »Nichts. Es ist noch zu früh.«
    Rutledge sagte laut: »Wir haben unsere Suche unauffällig durchgeführt, um Ihnen kein unnötiges Leid zu verursachen. Und um den Leuten keinen Anlass für Gerede zu geben.«
    Sie atmete immer noch schwer. »Ich habe gesehen, wie Sie das Handwerkszeug in den Wagen gepackt haben. Ich habe Sie abfahren sehen. Wohin sonst würden Sie sich zu dieser späten Stunde mit einem Rechen oder einer Mistgabel begeben, wenn nicht in das Wäldchen? Ich konnte nicht einfach dasitzen und warten.« Ihre Stimme bebte. »Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was Sie gefunden haben und warum Sie diesen anderen Mann hierhergeholt haben!«

    »Mrs. Ellison, ich bringe Sie jetzt nach Hause.«
    Sie schien in sich zusammenzusinken. »Es kann nicht meine Enkelin sein. Ich glaube Ihnen kein Wort. An diesem heidnischen, verruchten Ort? Nein, ich weigere mich, das zu glauben.«
    »Was haben Sie im Wald gefunden?«
    »Nichts.« Sie atmete nach wie vor schwer. »Es war dunkel, und die Lampe hat überall Schatten geworfen. Ich konnte nicht länger bleiben, mir graust vor diesem Ort. Nichts auf

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