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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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Namen kann man sich kaum denken. Es überrascht mich gar nicht, dass sich dort etwas Grausiges abgespielt hat. Also gut. Mainwaring wird im nächsten verfügbaren Zug sitzen.«
    Die Verbindung riss ab, als Bowles den Hörer mit Nachdruck auflegte.
    Rutledge fluchte leise vor sich hin, als er in der kleinen Telefonkabine des Red Lion Hotels stand. Wenn er sich irrte, was Emma Mason anging, würde Bowles ihm das noch lange nachtragen.
    Der Superintendent wollte sich unter gar keinen Umständen in eine prekäre Lage bringen, noch nicht einmal für einen seiner Männer.
    Da er jetzt warten musste, bis Mainwaring in den Norden kam, begab sich Rutledge ins Krankenhaus im Stadtzentrum.
    Die Oberschwester ließ ihn nicht zu Hensley vor. »Er hat hohes Fieber, und Dr. Williams hat ihn in ein Zimmer für Privatpatienten verlegt.«
    »Dann lassen Sie mich mit Dr. Williams sprechen.«
    »Der ist schon nach Hause gegangen. Er kommt heute nicht mehr. Ich schlage vor, dass Sie morgen wiederkommen. Vielleicht hat sich sein Zustand bis dahin gebessert.«
     
    Rutledge, der seine einsetzende Erschöpfung deutlich spürte, hatte sich ein Zimmer im Hotel genommen. Dort schlief er fünf Stunden und nahm kaum wahr, wo er sich befand. Um zehn Uhr an jenem Abend war Mainwaring eingetroffen.

    Er war fast so groß wie Rutledge, breitschultrig und blond. Und er war ungemein neugierig. Als Rutledge ihn abholte, wurde er auf dem Weg zum Red Lion mit Fragen nach dem Skelett überschüttet.
    »Morgen werden Sie es ja selbst sehen«, sagte er schließlich zu seinem Begleiter. »Ist es wahr, dass Sie den Yard verlassen, um für das British Museum zu arbeiten?«
    Mainwaring lachte. »Ich habe einen Antrag gestellt, zum Chief Inspector befördert zu werden. Wenn der Antrag abgelehnt wird, fasse ich das Victoria and Albert Museum ins Auge. Sie sind schon länger beim Yard als ich. Warum sind Sie noch nicht befördert worden?«
    »Mir macht es keinen Spaß, am Schreibtisch zu sitzen und anderen Anweisungen zu erteilen«, sagte Rutledge. »Ich wickle die Fälle lieber selbst ab.«
    »Ja, das behaupten wir doch alle, nicht wahr? Bis wir befördert werden. Gibt es im Hotel noch was zu essen, was meinen Sie? Ich bin restlos ausgehungert.«
     
    Sie brachen früh nach Dudlington auf, und Mainwaring, der noch nie in dieser Gegend gewesen war, fand die Fahrt interessant. Als das Oaks auf der Anhöhe in Sicht kam, sagte er: »Ich habe eine Wette mit George Reston laufen, dass es in der Ortschaft nur ein einziges Wirtshaus gibt.«
    »Die haben Sie gewonnen. Wie geht es George?«
    »Seiner Schulter geht es wesentlich besser, aber das Bein lässt sich reichlich Zeit mit der Heilung. Autounfälle sind wirklich teuflisch, und es wird immer schlimmer.«
    »Ich hoffe, Sie haben Stiefel mitgebracht. Wir haben einen langen Fußweg vor uns.« Rutledge hatte Hensleys Haus erreicht und parkte. »Die Tür ist immer offen. Sie werden keinen Schlüssel brauchen. Wie Sie an ein Bett kommen, weiß ich noch nicht.«
    Sie betraten das Haus, und Mainwaring sah sich erstaunt um.
»Das ist Ihre Unterkunft? Ich hätte gedacht, Sie hätten sich im Oaks einquartiert.«
    »Das ist Constable Hensleys Haus. Eine Nachbarin bereitet ihm die Mahlzeiten zu. Er hat mir angeboten, dass ich hier wohnen kann, solange er im Krankenhaus ist.«
    »Pfeile sind heimtückisch. Wenn sie nicht auf der Stelle ein lebenswichtiges Organ treffen, dann sorgt die schmutzige Spitze dafür, dass man an Blutvergiftung stirbt.«
    »Sagen Sie das nicht. Hensley hat inzwischen Fieber.«
     
    Sie warteten bis lange nach Einbruch der Dunkelheit, wie es Rutledge schon in der vorangegangenen Nacht getan hatte, bevor sie die Straße nach Norden nahmen und dann querfeldein liefen.
    Mainwaring sagte: »Ist diese ganze Geheimniskrämerei wirklich notwendig?«
    »Möglicherweise. Die Großmutter des Mädchens lebt in Dudlington. Sowie uns jemand mit Werkzeugen zum Graben auf dem Weg zum Wäldchen sieht, werden wüste Gerüchte in Umlauf gesetzt werden, und ich will nicht, dass die Gerüchte eher bei ihr ankommen als ich.«
    »Ja, das sehe ich ein.«
    Sie liefen eine Zeit lang schweigend nebeneinanderher, und als das Wäldchen sich finster in seiner Senke abzeichnete, pfiff Mainwaring »The Haunted Wood«.
    »Die meisten Leute hier in dieser Gegend glauben, dass es dort spukt.«
    »Ist das Wäldchen jemals gelichtet worden?«
    »Wer weiß? Es könnte früher einmal größer gewesen und zurückgeschnitten worden sein, bis das

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