Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
Vom Netzwerk:
Erden außer Emma hätte mich jemals dorthin locken können.«
    »Lassen Sie sich von mir nach Hause begleiten. Es ist sehr kalt, und Sie haben einen Schock erlitten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich finde allein nach Hause. Gehen Sie wieder dorthin und tun Sie, was Sie tun müssen.«
    Sein eigener Atem beruhigte sich, während er ihr nachblickte, als sie mit festen Schritten die Church Street hinunterging und in die Whitby Lane einbog. Erst dann stapfte er über die Felder, um Mainwaring zu suchen.
    Er war nicht da, wo Rutledge ihn zurückgelassen hatte, und es war eindeutig, dass seine Neugier die Oberhand gewonnen hatte.
    Rutledge ging auf das Wäldchen zu. Der Laubteppich unter seinen Füßen dämpfte seine Schritte, und er bewegte sich behutsam voran und verließ sich mehr oder weniger auf sein Gedächtnis. Mainwaring hatte seine Taschenlampe und die Sturmlaterne, und Rutledge musste ohne beides auskommen.
    »Dort.« Das war Hamish.
    Er sah einen Lichtstrahl und folgte ihm. Mainwaring wäre fast aus der Haut gefahren, als Rutledge ihn von hinten ansprach.
    »Schon Knochen gefunden?«
    »Sie verfluchter Kerl! Haben Sie denjenigen geschnappt, dem Sie nachgelaufen sind?«
    »Ja. Bringen wir es hinter uns. Hier entlang.«
    Er brauchte ein paar Minuten, um die Knochen wieder zu
finden. Behutsam stieß er die Abdeckung zur Seite, die er darübergezogen hatte.
    Mainwaring ging in die Hocke. »Interessant.«
    »Ein Opfer des sächsischen Massakers?«
    »Allmächtiger, nein, ganz bestimmt nicht. Sehen Sie sich den Zustand an. Wir sind schließlich nicht in den irischen Torfmooren. Die Bedingungen hier in diesem Wäldchen sind erbärmlich. Lassen Sie mich dichter ran.«
    Sie tauschten die Plätze, und Rutledge hielt die Lampe, während sich Mainwaring an die Arbeit machte.
    Es dauerte eine ganze Weile, genug von dem Skelett freizulegen, um sich ein Urteil zu bilden. Die kleinen Knochen waren fort, schon vor langer Zeit von den Tieren, die sie entdeckt hatten, als Nahrung davongetragen. Aber der Schädel war da, die Schultern, ein Teil des Brustkorbs - und das Becken.
    Mainwaring pfiff bei der Arbeit leise vor sich hin, als wollte er die Geister in Schach halten. An einem bestimmten Punkt sagte er zu Rutledge: »Ich kann verstehen, warum den Einheimischen dieser Ort nicht behagt. Mir gefällt er auch nicht gerade. Als ich unter den Zweigen des ersten Baums durchgelaufen bin, hatte ich das Gefühl, als sei ich in eine frühere Zeit geraten und auf etwas Abscheuliches gestoßen. Glauben Sie an Geister, Ian?«
    »Hier könnte ich mich dazu überreden lassen. Das da, sind das die Oberschenkelknochen?«
    »Ja. Die lassen den klarsten Rückschluss auf die Körpergröße zu. Aber die Füße sind verschwunden.«
    Er machte unermüdlich weiter, und der Schein der Lampe fiel auf sein Gesicht und auf die Knochen, die er mit großer Vorsicht ausgrub. Seine Hände bewegten sich behutsam, als er moderndes Laub und Erde entfernte.
    »Das sollte genügen«, sagte er schließlich und stand mit steifen Gliedern auf. »Sie können dem zuständigen Mann sagen - Inspector Cain, hieß er nicht so? -, er soll Leute herschicken, die
den Rest erledigen. Es ist zwecklos, diese Angelegenheit noch länger geheim zu halten.«
    »Damit wollen Sie mir wohl sagen, wir hätten das gefunden, was wir hier gesucht haben.«
    Rutledge fühlte sich niedergeschlagen. Das war ein trauriges Ende für das hübsche, lebhafte Mädchen, von dem er sich mit der Zeit ein klares Bild gemacht hatte. Die Frage war jetzt nur noch, wer sie hierhergebracht und ihre Leiche versteckt hatte.
    Und was er Mary Ellison morgen früh berichten würde.
    Mainwaring wischte sich die Hände an seinem Taschentuch ab. »Sie haben richtig entschieden, als Sie mich hierherbestellt haben. Es wäre nichts dabei herausgekommen, diesen Fall in der Annahme weiterzuverfolgen, dass sich Hensleys bedauerliche Verwundung damit erklären lässt. Er kann nicht das Geringste mit unseren Knochen hier zu tun gehabt haben.«
    Rutledge sagte: »Wie bitte?«
    »Ich habe gerade Ihre liebste Theorie zum Einsturz gebracht. Das hier ist nicht die vermisste Emma Mason. Es ist die Leiche eines Mannes. Wahrscheinlich näher an fünfunddreißig als an vierzig zum Zeitpunkt seines Todes. Aber er hat sich nicht selbst begraben. Was wiederum bedeutet, dass er ermordet wurde. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie, weil auf den verbliebenen Knochen nichts mehr übrig ist, was uns einen Hinweis geben könnte.«
     
    Inspector

Weitere Kostenlose Bücher