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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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lenkt es von den Dingen ab, an die ich mich besser nicht erinnern sollte. Sie waren Soldat, Inspector, aber ich habe Soldaten zusammengeflickt. Oder versucht, anderen dabei zu helfen, genau das zu tun. Ich weiß nicht, was von beidem schlimmer ist.«
    »Ich werde in Kürze eine Verhaftung vornehmen. Sowie ich das getan habe, kann ich Dudlington verlassen.«
    »Ich glaube, Sie wollen mich nur hier haben, damit Sie mich im Auge behalten können.«
    »Das ist teilweise wahr.«
    Plötzlich wurde sie zornig. »Ich fahre nach London zurück. Es ist zu spät, um mich davon abzubringen.«
    »Von mir aus. Fahren Sie ruhig.«

    Mrs. Channing sagte aufgebracht: »Typisch Mann. Also gut, Ich werde Sie beim Wort nehmen, Inspector. Auf Wiedersehen.«
    Sie ging zur Tür und war schon auf dem Weg nach draußen, als sie noch einmal stehen blieb und sich umdrehte.
    »Ich glaube, Frank Keating war im Gefängnis. Fragen Sie mich nicht, warum ich das meine. Vielleicht liegt es daran, wie er Menschen meidet. Wenn er für das, was er getan hat, bereits gebüßt hat, spielt es keine Rolle. Aber falls Sie derjenige waren, der ihn dorthin gebracht hat - es könnte lohnend sein, dem nachzugehen. Betrachten Sie diese Information als mein Abschiedsgeschenk.«

28.
    Mitten in der Nacht schreckte Rutledge aus dem Schlaf auf. Jemand war im Schlafzimmer. Er stand irgendwo zwischen der Tür und dem Fenster.
    Im Halbschlaf war sein erster Gedanke, es müsse Hamish sein, der aus den Schatten seines Gemüts aufgetaucht war, die Stimme, die endlich Gestalt und Tiefe und Realität annahm.
    Er blieb still liegen und rang darum, sich bloß nicht von der Stelle zu rühren und gleichmäßig zu atmen.
    Eine Silhouette zeichnete sich kurz gegen das bleiche Licht ab, das durch das Fenster drang, und war dann verschwunden. Rutledge hatte eindeutig das Gefühl, sie sei dem Bett näher gerückt.
    Er zählte die Sekunden und wartete. Falls es tatsächlich Hamish war …
    Er beendete diese Überlegung nicht.
    Er konnte leise Atemgeräusche hören, aber er konnte nicht sehen, wer da war, ein Schatten, der mit dunkleren Schatten verschmolz. Sein Herz begann heftig zu klopfen.
    Lieber Gott, bitte nicht Hamish …
    Und dann war er wach genug, um die Gefahr zu erkennen, in der er schwebte.
    »Ich weiß, dass Sie da sind«, sagte er leise in die Schwärze des Zimmers hinein. »Ist es das, was Sie wollen? Oder sind Sie gekommen, um eine weitere Patronenhülse neben meinem Kopfkissen zurückzulassen?«

    Stille schlug ihm entgegen.
    »Was wollen Sie? Weshalb wollen Sie mich töten?«
    Es war eine Herausforderung, ein Fehdehandschuh, den er vorsätzlich hinwarf.
    Aber es erfolgte keine Reaktion darauf.
    Die Lampe stand auf dem Tisch neben seinem Bett. Es würde zu lange dauern, sie anzuzünden. Und er verfluchte sich dafür, dass er seine Taschenlampe nicht nach oben mitgenommen hatte. Das war ein Schnitzer, den er nicht wiederholen würde.
    »Habe ich Sie ins Gefängnis gebracht? Oder hat es etwas mit dem Krieg zu tun?«
    Er hatte den Überblick darüber verloren, woher die Atemgeräusche kamen. Und dann kam die Silhouette wieder am Fenster vorbei, auf dem Rückweg zur Tür.
    Rutledge hatte einen Sekundenbruchteil Zeit für seine Entscheidung. Im nächsten Moment war er mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung aus dem Bett gesprungen, und seine Muskeln waren so straff gespannt wie eine Feder, als er sich auf die Gestalt stürzte.
    Aber sie entwischte ihm, und er krachte stattdessen in den hohen Kleiderschrank. Er fluchte, als er mit seiner Schulter hart gegen die Kante schlug, zur Tür herumwirbelte und spürte, wie Stoff zwischen seinen Fingern zerriss und seine Hände leer zurückblieben.
    Er sprang die Treppe so schnell hinunter, wie es sich gefahrlos machen ließ, und stürzte durch die offene Tür hinaus auf die Straße.
    Wer auch immer es war - derjenige war verschwunden oder im Schatten einer Haustür untergetaucht, wo er bei Nacht unsichtbar war.
    Er ging wieder ins Haus. Seine nackten Füße waren kalt von dem Kopfsteinpflaster und der Türschwelle.
    »Warst du das?«, fragte er Hamish. » Sag mir, ob du es warst! «

    Hamish sagte: »Er ist noch im Haus. Du hast dich austricksen lassen.«
    Rutledge schloss die Tür fest hinter sich und fand seine Taschenlampe auf Hensleys Schreibtisch, wo er sie liegen lassen hatte. Er begann das Erdgeschoss zu durchsuchen.
    Aber als er die Küche betrat, wusste er, dass es zu spät war.
    Hinter ihm wurde die Haustür so leise

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