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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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»Sie würden sich ohne Durchsuchungsbefehl in ihrem Haus umschauen?«
    Er sagte: »Darauf möchten Sie keine Antwort hören. Sonst wären Sie als Komplizin mitschuldig.«
    Sie sah ihn an. »Sie setzen Ihren Ruf aufs Spiel.«
    »Ja. Ich werde keinen Schaden anrichten. Ich werde nichts von dort mitnehmen. Ich möchte lediglich sehen, wie der Fußbodenbelag in ihrem Keller beschaffen ist. Ich könnte mich nachts dort umsehen, wenn sie schläft, aber zeitweise
geistert sie durch das Haus. Ich würde sie ungern erschrecken.«
    »Welchen Vorwand könnte ich dafür haben, eine Fremde zum Essen einzuladen?«
    »Dass Sie ihre Familie kannten - oder sie zumindest zu kennen glaubten. Der Name ist Harkness.«
    »Das möchte ich lieber nicht, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Er war enttäuscht, doch er sagte: »Schon gut, das kann ich verstehen.«
     
    In jener Nacht, als es auf den Straßen dunkel war und in den meisten Häusern in der Whitby Lane alle Lichter gelöscht waren, lief Rutledge, der einen schwarzen Pullover und eine schwarze Hose trug, kühn zum Ellison-Haus und sah nach, ob es verschlossen war.
    Die Tür war offen. Er schlich sich in die Eingangshalle und lauschte.
    Irgendwo im Haus konnte er Schnarchgeräusche hören, ein gleichmäßiger rhythmischer Laut, der auf tiefen Schlaf hinwies. Mrs. Ellison mochte zwar schwerhörig sein, aber plötzliche Geräusche in der Nacht drangen in Träume vor.
    Er bewegte sich leise zur Küche. Seine Taschenlampe wies ihm den Weg, doch er deckte den größten Teil des Lichts mit seinen Fingern ab.
    Die Küche war aufgeräumt, ein Kessel stand für den Morgen bereit und auf dem Tisch neben der geblümten Teebüchse und der Zuckerdose standen eine Tasse und eine Untertasse bereit.
    Er sah sich die Türen an, die zur Küche führten, und entschied, dass es sich bei einer davon um die Speisekammer handelte, bei einer zweiten um die Tür zum Garten hinter dem Haus und bei der dritten möglicherweise um die Tür zur Hintertreppe. Er öffnete sie probehalber alle der Reihe nach und fand eine vierte Tür in der Nähe des Hintereingangs.

    Dahinter verbarg sich eine unbehauene Treppe, die in den Keller führte.
    Er stieg vorsichtig hinunter, da Hamish ihn warnte, auf der Hut zu sein.
    »So packt man es nicht an, Antworten zu finden«, flüsterte die Stimme des Schotten.
    »Cain wird nicht auf mich hören, wenn nicht sehr viel dafür spricht, dass ich recht habe.«
    »Das schon, aber wie wirst du ihm sagen, dass du recht hast?«
    Rutledge schenkte ihm keine Beachtung. Er hatte das untere Ende der Treppe erreicht und ließ den Schein seiner Taschenlampe durch den Keller gleiten. Er sah aus wie Hunderte von anderen Kellern, die Tür zum Hof am oberen Ende einer kurzen Treppe, eine Ansammlung von Kohlenkästen und da und dort verstreute Gartengerätschaften, eine Schubkarre und all der andere Krimskrams, der sich in einem Haus ansammelte, das seit vielen Jahren bewohnt war. Auf einem Regalbrett standen Kompott und Marmeladen und Früchte in Dosen, auf einem anderen Geliertöpfe und Siebe und anderes Küchengerät, das nicht häufig benutzt wurde. Auf einem dritten stand eine Sammlung von Esstellern, Suppenschalen, Tassen und Untertassen mit abgeschlagenen Ecken in mindestens zwei Mustern. In einer Kiste neben der Tür, die ins Freie führte, standen alte Stiefel und an den Haken darüber sah er eine alte Herrenhose, einen abgetragenen Mantel und einen alten Hut. Drei Schirme lagen auf einem Mauervorsprung in der Nähe. Auf den Dachbalken darüber waren Büschel von Kräutern zum Trocknen ausgebreitet. Es sah so aus, als seien sie seit vielen Jahren nicht mehr gebraucht worden. Als er eines der Lavendelsträußchen berührte, zerbröselte es zwischen seinen Fingern.
    Der Boden unter seinen Füßen war aus Lehm, im Lauf der Jahrzehnte festgetreten und auf gar keinen Fall so locker, dass eine Frau dort Gräber hätte ausheben können.

    »Ein zweckloses Unterfangen«, sagte Hamish, der ihn drängte, schleunigst zu verschwinden.
    Wo, wenn nicht im Keller, könnte Mrs. Ellison zwei Frauenleichen begraben haben?
    »Denk daran, der Constable hat bereits alles durchsucht.«
    »Nein. Aus Hensleys Notizen geht hervor, sie hätte ihm ihr Wort darauf gegeben, dass sie das Haus bereits durchsucht hat. Wer hätte das infrage gestellt? Weshalb sollte jemand auch nur die Möglichkeit in Erwägung ziehen, Mrs. Ellison hätte ihre eigene Enkeltochter ermordet? Sie ist ein kalkuliertes Risiko eingegangen und

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