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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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gemacht.«
    In seinen Augen war etwas zu erkennen, das Rutledge nicht auf Anhieb einzuschätzen wusste. Furcht, vermutete er, und eine Art innerer Widerstand, fast so, als sei der Mann wider besseres Wissen zu ihm gekommen.
    »War es das Mädchen?«, fragte er schließlich, als Rutledge schweigend stehen blieb. »Um Himmels willen, sagen Sie mir, wen Sie gefunden haben! Verdammt noch mal, sagen Sie es mir!«
    »Es war nicht Emma Mason. Es war sogar noch nicht einmal die Leiche einer Frau.«
    Keating schien vor Erleichterung in sich selbst zusammenzusacken.
    »Das war es dann wohl«, sagte er und drängte sich auf dem Weg zur Tür an Rutledge vorbei.
    Rutledge streckte eine Hand aus, um ihn zurückzuhalten. Keating riss seinen Arm von ihm los. »Rühren Sie mich nicht an!«
    »Weshalb sollte es Sie interessieren, ob es die Knochen des Mädchens waren oder nicht?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich habe sie öfter in der Ortschaft gesehen. Sie war hübscher, als ihr bekömmlich war, und alle Männer haben lüstern nach ihr geschielt. Schließlich höre ich, was sie in der Bar miteinander reden. Diese unflätigen Dreckskerle! Und der Schlimmste von allen war Hensley. Ich habe ihn rausgeworfen und ihm gesagt, im Oaks soll er sich nicht mehr blicken lassen.«
    »Glauben Sie, dass er geprahlt hat, oder hat er die Wahrheit gesagt?«
    »Wenn es die Wahrheit gewesen wäre, wäre ich ihm an die Gurgel gegangen!«
    Rutledge sagte noch einmal: »Warum liegt Ihnen Emma Mason derart am Herzen?«

    »Was meinen Sie wohl? Ich habe meine eigene Tochter verloren, und ich werde nie mehr eine zweite haben. Der Schmerz vergeht nicht, ganz gleich, was man sich einredet. Er ist da, Tag und Nacht. Ich hätte jeden Mann umgebracht, der sie angerührt hätte. Weshalb sollte ich solches Gerede über das Kind eines anderen Mannes dulden, wenn ich es bei meinem eigenen Kind nicht geduldet hätte?«
    Mit diesen Worten ging er zur Tür hinaus und schlug sie hinter sich zu.
    Hamish sagte: »Es kann sein, dass dieser Constable gelogen hat, um zu verhindern, dass du mit ihm redest.«
    »Dass er nicht Sandridge ist? Das habe ich mir auch schon überlegt. Ich frage mich, wie viel man ihm wohl dafür bezahlt hat, das Gebäude in Brand zu stecken - und ob die Summe groß genug war, um ihm den Kauf des Gasthauses zu ermöglichen.«
     
    Im Licht des frühen Morgens untersuchte Rutledge sorgfältig den Wagen, doch soweit er erkennen konnte, hatte sich niemand daran zu schaffen gemacht.
    Er fuhr ihn ohne Zwischenfälle zum Haus zurück und stellte ihn dort ab.
    Jetzt war es an der Zeit, mit Mrs. Ellison zu reden.
    Er wartete bis kurz vor zehn und lief erst dann über die Straße, um an ihre Tür zu klopfen.
    Es dauerte eine Weile, bis ihm geöffnet wurde. Mrs. Ellisons Gesicht war zerfurcht, und sie sah aus, als hätte sie nicht gut geschlafen.
    »Kommen Sie herein, Inspector«, sagte sie. Diesmal führte sie ihn ins Wohnzimmer und bedeutete ihm, sich zu setzen. »Ich habe all den Trubel vor Ihrer Tür gesehen. Es hat sich etwas getan, nicht wahr? Sie haben - Emma gefunden.«
    Ihre Stimme brach fast, als sie den Namen ihrer Enkelin aussprach.

    Er sagte behutsam: »Wir haben sie nicht im Wald gefunden, Mrs. Ellison. Ich habe Ihnen schon in der Nacht die Wahrheit gesagt. Es tut mir leid, dass Sie sich trotzdem Sorgen gemacht haben.«
    Sie wäre fast zerbrochen, doch schon im nächsten Moment riss sie sich wieder zusammen und sah ihm ohne ein Anzeichen von Schmerz fest ins Gesicht. Er sah sich genötigt, diese Beherztheit zu bewundern.
    »Ich danke Ihnen.« Sie stand aufrecht da, die Hausherrin, die dem Polizisten zu verstehen gab, er würde nicht mehr gebraucht. »Ich wollte nicht fragen, verstehen Sie? Ich wollte nicht im Beisein von irgendjemandem zusammenbrechen.«
    Er blieb sitzen, wo er war, steckte die Hand in seine Tasche und hielt ihr den Zahnstocher hin.
    Sie sah diesen Gegenstand an und blickte dann in sein Gesicht auf. »Sollte ich wissen, was das ist?«
    »Soweit ich gehört habe, handelt es sich dabei um ein Geschenk Ihrer Tochter Beatrice für ihren Vater. Weihnachten 1881 . Das Datum ist eingraviert.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Inspector. Einen derartigen Gegenstand hätte ein Mädchen wie Beatrice seinem Vater zu keinem Anlass geschenkt.« Auf ihrem Gesicht drückte sich eine Spur von Verwirrung aus, und sie zog die Augenbrauen hoch, als suchte sie nach einer Erklärung.
    »Es gibt Personen, die mir das Gegenteil

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