Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman
Wasser und Decken und Eimern voller Sand zu ersticken.
Hamish rief ihm eindringlich die Papiere ins Gedächtnis, die in dem Schrank hinter Hensleys Schreibtisch in Gefahr waren.
Rutledge stürzte zur Tür hinein, um sich ein Bild von dem Ausmaß des Schadens zu machen. Das Feuer war nicht bis ins Büro vorgedrungen, doch es schien so, als sei eine glühende Kohle aus dem Kamin geschleudert worden und auf dem Teppich im Wohnzimmer zerborsten, und die Flammen waren an den Seiten eines Sessels hinaufgezüngelt, bevor jemand das Büro betreten und Rauch gerochen hatte.
Oder hatte jemand nachgeholfen und die Kohle war gar nicht von allein vom Kamin auf den Teppich gelangt?
Für solche Fragen war jetzt keine Zeit. Rutledge reihte sich in die Kette derer ein, die gefüllte Wassereimer vom Spülbecken aus weiterreichten, während andere mit noch mehr Bettzeug und Decken die Treppe hinunterpolterten, um damit die Flammen zu ersticken.
Rutledge sah, wie Keating stehen blieb und Papiere aufhob, die im Büro zertrampelt wurden, um sie aus dem Weg zu räumen. Sie waren vom Schreibtisch gefallen und von der Vielzahl umherirrender Füße durch die Gegend verteilt worden.
Der Gemüsehändler war da, der Bäcker und seine Helfer ebenfalls und auch jemand aus einem der Häuser auf der anderen Straßenseite und außerdem noch etwa ein halbes Dutzend Männer, die er nicht kannte.
Der brennende Teppich schwelte inzwischen, geschwärzt und ruiniert, und der Sessel war zur Hälfte verbrannt. Die hölzernen Bodendielen waren stark angesengt. Noch zehn Minuten, dachte er, und die Vorhänge hätten ebenfalls Feuer gefangen.
Männer liefen hinaus, um frische Luft zu schnappen, und schleppten das Wasser, das unter ihren Füßen ausgekippt wurde, durch das Büro.
Keating war immer noch da und blätterte rasch in Papieren, als suchte er etwas. Rutledge hatte den größten Teil der versteckten Unterlagen, die er im Keller gefunden hatte, in Sicherheit gebracht. Bei den Übrigen handelte es sich um die üblichen Berichte, die Hensley noch nicht abgeheftet hatte. Er wandte sich ab, als Keating das Haus verließ und den Hügel zum Oaks hinauflief, ohne auf Dank zu warten.
Jemand brachte eine riesige Kanne gesüßten Tee mit Milch, der in Becher gegossen wurde. Verschwitzte Gesichter, die mit Ruß bedeckt waren, strahlten dankbar und erleichtert. Ein Mann fragte Rutledge sogar im Scherz, ob er früher schon mal in einem Löschtrupp gearbeitet hätte. Dann fiel Rutledge wieder ein, dass das Haus Hensley nicht gehörte. Der Gemüsehändler vermietete es an ihn. Die Leute waren bereitwillig herbeigeeilt, um einem der ihren zu helfen.
Trotzdem bedankte er sich, lief zwischen den Helfern umher und sprach mit jedem einzelnen Mann.
Ted Baylor war da und sagte mürrisch: »Das war ja wohl das Mindeste, was ich tun konnte«, als sei seine Anwesenheit hier eine Gegenleistung für die Kuh, die Rutledge wohlbehalten bei ihm abgeliefert hatte.
In der Luft hing immer noch dichter Rauch, und das Haus
würde auslüften müssen, bevor er die Nacht dort verbringen konnte.
Einmal sah er, als er zu dem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufblickte, dass Mrs. Ellison einen Schritt vom Fenster entfernt stand und von dort aus beobachtete, was hier vorging.
»Sie sind nicht der Einzige, der am Fenster steht und andere beobachtet«, hatte sie gesagt. Aber hatte sie etwas mit dem Brand zu tun?
Er ließ die Männer in Ruhe ihren Tee trinken und ging über die Straße, um an ihre Tür zu klopfen.
Zu seinem Erstaunen öffnete sie ihm.
»Haben Sie gesehen, wer ins Haus gegangen ist, bevor das Feuer entdeckt wurde?« Und dann fügte er noch hinzu: »Es ist weder mein Haus noch Hensleys. Es gehört Freebold.«
»Warum sollte ich Ihnen helfen?«
»Weil Sie eine Harkness sind und mit gutem Beispiel vorangehen müssen.«
Ihre Augen waren so kalt wie Glas. »Sie haben Feinde«, sagte sie. »Und ich wünsche diesen Menschen viel Glück.«
Mit diesen Worten schloss sie die Tür vor seiner Nase.
Mrs. Channing war aus dem Oaks in die Ortschaft gekommen und half Dr. Middleton, Hände zu verbinden und eine lindernde Creme für versengte Gesichter zu verteilen. Als das getan war, ging sie auf Rutledge zu und blieb neben ihm stehen, außerhalb der Reichweite der letzten Rauchschwaden, die noch aus dem Haus strömten.
»War es ein Unfall - oder vorsätzliche Brandstiftung?«, fragte sie ihn mit gesenkter Stimme.
»Ich weiß es nicht. Das Feuer hätte
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