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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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angegebene Richtung.
    Rutledge folgte der Laterne, die sich ruckhaft auf und ab bewegte, doch als sie um das Pfarrhaus herumgelaufen waren, war nirgends eine Spur von dem Hund zu sehen.
    »Pfeifen Sie noch einmal.«
    Baylor tat es, und jetzt vernahmen sie die gedämpften Laute klarer, ein seltsames Wimmern, hohl und hoch über ihren Köpfen.
    Baylor hob die Laterne und sah sich um. Sein Blick glitt über das Dach der Pfarrei.
    Rutledge, der mehr Übung darin hatte, den Ursprung von Geräuschen zurückzuverfolgen, sagte: »Die Kirche. Der Turmaufgang, würde ich sagen.«
    Als sie die Tür zum Turm erreichten, streckte Rutledge seine Hand nach der Laterne aus. »Lassen Sie mich vorangehen.« Er musste davon ausgehen, dass es eine Falle war.
    Er zog die Tür auf und trat ein.
    Der Hund war am Türgriff zur Sakristei angebunden. Um seine Schnauze war ein dunkler Stoffstreifen geschnürt. Er knurrte bei Rutledges Anblick, obwohl er in erster Linie als kauernder Schatten in der Tür zu sehen war, da die Laterne seinen Umriss an die Wand warf.

    Sonst hielt sich niemand im Turmaufgang oder auf der Treppe auf.
    »Baylor?«
    Ted Baylor kam herein und redete mit dem Hund, der daraufhin nur noch winselte und sich vor Begeisterung wand. Er nahm ihm den Stoffstreifen von der Schnauze ab, und der Hund begann mit kurzen, kläffenden Lauten zu bellen. Baylor beschwichtigte ihn, während er die Schnur löste, mit der der Hund angebunden war.
    »Ich hätte ihn umgebracht, wenn er dem Hund etwas angetan hätte«, sagte er durch die zusammengebissenen Zähne. »Sagen Sie mir, wer es war!«
    »Ich wünschte, ich wüsste es.« Rutledge hatte die Tür zur Sakristei geöffnet und hob die Laterne hoch, aber dort gab es zu viele Möglichkeiten, sich zu verstecken. »Kommen Sie mit dem Hund hierher.«
    »Da darf er nicht rein.«
    »Sie sollen nicht mit ihm reingehen. Nur bis an die Tür.«
    Aber der Hund schnupperte nur kurz und wandte sich gleich wieder Baylor zu.
    »In der Kirche ist niemand«, sagte Baylor.
    »Ich glaube, Sie haben recht.«
    »Was soll das alles?«, fragte Baylor und wies mit seinem Kopf nach Norden, wo Frith’s Wood lag. »Hat es etwas mit den Knochen zu tun, die dort gefunden wurden? Waren es die Knochen des Mädchens? Es wird gemunkelt, sie sei es.«
    »Ich weiß nicht, was das alles soll. Aber ich kann Ihnen sagen, dass es nicht das Skelett von Emma Mason ist. Dieses Gerücht können Sie aus der Welt schaffen, wenn Sie so freundlich wären. Es führt zu nichts, ihre Großmutter zu beunruhigen, wenn es sich vermeiden lässt.«
    »Und wer wird wohl der Großmutter dieses Gerücht zutragen? Das frage ich Sie!«, sagte Baylor grimmig. »Vor ein paar Jahren hat Sie meinen Bruder Rob mehr oder weniger direkt
der versuchten Vergewaltigung bezichtigt. Wir haben nichts füreinander übrig. Aber es stimmt schon, auf diese Weise würde ich schlechte Nachrichten nicht erfahren wollen.«
    Er wandte sich gemeinsam mit seinem Hund ab, um zu gehen. »Was Sie getan haben. Ich weiß das zu würdigen«, sagte er mürrisch über seine Schulter hinweg.
    Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit und seine Laterne bewegte sich auf und ab, als er den Kirchhof überquerte. Der wedelnde Schwanz des Hundes verließ den gelben Lichtschein ständig nach beiden Seiten.
    Rutledge lief durch die stillen Straßen dahin zurück, wo sein Wagen mitten auf dem Feld stand. Er wollte gerade die Kurbel anwerfen, als ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf ging.
    Was war, wenn sich in seiner Abwesenheit jemand daran zu schaffen gemacht hatte?
    »Erst die Kirche und jetzt das Automobil. Du bist überspannt, Mann.«
    Dennoch konnte er, da er weder seine Taschenlampe noch eine Laterne hatte, nicht sicher sein, dass mit dem Wagen alles in Ordnung war.
    Schließlich machte er sich zu Fuß auf den Weg zu Hensleys Haus und fand bei seinem Eintreten Frank Keating vor, der ihn dort erwartete.
     
    »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?«, herrschte Keating ihn an. »Ich bin seit fast zwei Stunden hier.«
    »Ich musste mich um andere Angelegenheiten kümmern.« Er rang darum, die Ermattung aus seiner Stimme fernzuhalten.
    »Die Knochen?«
    »Ja. Anscheinend hat sich der Fund in ganz Dudlington herumgesprochen.«
    »Heute Abend ist ein Mann aus Letherington in die Bar gekommen. Ich habe gehört, wie er seinen Kumpeln erzählt hat, sie hätten im Wald gegraben und Knochen gefunden. Daraufhin
habe ich die Bar sofort geschlossen und mich auf die Suche nach Ihnen

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