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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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umgehen.«
    Rutledge brachte sie ihm und platzierte auch sie in Reichweite des Pfarrers.
    »Wie können Sie schreiben?«
    »Ich bin es gewohnt, mit jeder von beiden Händen zu schreiben. Wenn der Rheumatismus besonders schlimm ist, wechsele
ich von einer Hand zur anderen. Als ich ein Kind war, hat man meiner Mutter gesagt, ich sei widerspenstig und aufsässig und würde meine linke Hand mehr als die rechte gebrauchen. Mein Schulmeister hat mich gezwungen, die rechte Hand zu benutzen, und es hat mich fast dreißig Jahre gekostet, ihm das zu verzeihen.« Kläglich fügte er hinzu: »Jetzt bin ich ihm dankbar dafür.«
    »Wer wird am Sonntag Ihre Predigt halten?«
    »Ich natürlich, wer denn sonst? Auf einem Kissenlager in der Kanzel. Meine Stimme ist intakt, und sowie die Empfindlichkeit in meinem Bein und im Rücken nachlässt, darf ich aufstehen und umherlaufen.«
    Rutledge grinste ihn an. »Sehen Sie sich bloß auf den Stufen zur Kanzel vor.«
    »Das tue ich immer, weil mir die Robe um die Knöchel hängt.«
    »Ich war gerade in der Nähe, um mit Ted Baylor zu reden. Von seinem Haus hat man einen vielleicht noch besseren Ausblick auf Frith’s Wood als aus Ihren Dachbodenfenstern.«
    »Baylor hat mir einmal erzählt, als er ein Kind war, hätten die Dienstboten den Ausblick gehasst und sich geweigert, in diesem Zimmer zu schlafen. Sie hätten Angst gehabt, in der Nacht etwas Unsägliches zu sehen.«
    »Was ist aus den Dienstboten geworden?«
    »Sie sind in den Krieg gezogen. Oder in die Städte, um in den Fabriken zu arbeiten. Nachdem die Eltern gestorben sind, waren nur noch die drei Jungen da, und ich vermute, sie waren recht gut dran. Das Haus stand zwei Jahre lang leer, verstehen Sie. Halb Dudlington hat geholfen, das Vieh zu versorgen. Das gesellschaftliche Gefüge ist in Unordnung geraten, als alle nebeneinander bis zu den Knöcheln im Schmutz gestanden und die Ställe ausgemistet haben.«
    »Und alle drei Jungen haben den Krieg überlebt? Das ist erstaunlich.«

    Hamish schalt ihn dafür aus, dass er den Pfarrer irreführte.
    »Ted hat überlebt, obwohl er zweimal verwundet wurde. Robert ist gefallen. Joel hatte bei seiner Rückkehr seltsame Vorstellungen davon, was dem gemeinen Soldaten angetan worden war. Er ist nicht ganz richtig im Kopf, berichtet man mir. Ted kümmert sich um ihn, aber es gibt niemanden, der für Ted sorgt. Das Leben ist nicht immer gerecht.«
    »Wie meinen Sie das - nicht ganz richtig im Kopf?«
    »Mit Sicherheit kann ich es Ihnen nicht sagen. Könnten Sie mir dieses Glas Wasser reichen? Danke. Joel kommt nie zum Gottesdienst, und soweit ich weiß, geht er nie aus dem Haus. Ich bezweifle, dass ihn überhaupt schon jemand gesehen hat. Wir lassen ihn alle in Frieden und hoffen, dass er vielleicht eines Tages wieder gesund wird.«
    Rutledge stand auf, um zu gehen, als er hörte, dass Hillary Timmons die Treppe hinaufkam.
    Sie dankte ihm dafür, dass er sie abgelöst hatte, und sagte dann: »Ich habe ein schönes Stück Schinken für Ihr Abendessen gefunden, Herr Pfarrer.«
    »Sie versorgen mich besser, als ich mich selbst versorge, meine Liebe.«
    Sie errötete. »Mr. Keating sagt, ich bin eine schrecklich schlechte Köchin. Aber mir ist aufgefallen, dass sich die Gäste im Wirtshaus nie beklagen.«
    »Was hat Mr. Keating getan, bevor er das Oaks gekauft hat?«, fragte Rutledge.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie ihm schlicht und einfach. »Er spricht nie über sich. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, er hätte, bevor er das Oaks gekauft hat, nie ein anderes Leben geführt. Aber das kann ja nicht sein. Er hat diese abscheuliche Narbe …«
    Sie schlug sich eine Hand auf den Mund und war plötzlich verängstigt.

    »Ich sage ihm nichts davon«, versicherte Rutledge dem Mädchen. »Keine Sorge.«
    »Was soll das denn heißen?«, fragte Towson, der besorgt um die junge Frau war.
    »Keating hat sie gewarnt, nicht über ihn zu reden. Es kann sie ihre Stellung kosten.«
    »Dann hätten Sie sie nicht drängen dürfen«, sagte Towson unumwunden. »Sie braucht die Arbeit, um ihrer Familie zu helfen. Deshalb bezahle ich sie dafür, dass sie bei mir sauber macht. Und einige andere tun das auch. Sie ist darauf angewiesen.«
    »Es ist doch nichts passiert«, antwortete Rutledge. »Ich werde es nicht weitersagen und Sie auch nicht.«
    Aber als er ging, fiel ihm auf, dass der Pfarrer ihn nicht gebeten hatte, ihn bald wieder zu besuchen.
     
    Auf dem Rückweg zu Hensleys Haus

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