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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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»Wenn sie einen eigenen Haushalt gründen will, braucht sie eine Waschmaschine, oder?«
    »Aber Sie haben sie nicht gefragt?«
    »Wieso sollte ich? Mir war klar, dass es nicht meine ist, und wem sollte sie sonst gehören?«
    »Und warum hat sie sie hier gelassen?«
    »Weil sie schwer ist. Vielleicht braucht sie jemanden, der ihr beim Abtransportieren hilft. Sie ist ja erst ein paar Wochen fort.«
    »Hat sie sonst noch was dagelassen?«
    Scimeca schüttelte den Kopf. »Das ist das Letzte.«
    Reacher ging um den Karton herum. Sah das rechteckig abgeschälte Stück Pappe, wo der Frachtbrief abgerissen worden war.
    »Hat sie die Begleitpapiere mitgenommen?«, wollte er wissen.
    Wieder nickte Scimeca. »Vermutlich ja. Sie musste schließlich ihren Kram in Ordnung halten.«
    Schweigend standen sie alle drei um den großen Karton, der im grellgelben Licht scharfe Schatten warf.
    »Ich bin müde«, sagte Scimeca. »Sind wir fertig? Ich möchte euch allmählich loswerden.«
    »Noch eine letzte Sache«, sagte Reacher.
    »Was denn?«
    »Erzählen Sie Harper, was Sie beim Militär gemacht haben.«
    »Wieso? Was hat das denn damit zu tun?«
    »Ich möchte nur, dass sie es weiß.«
    Scimeca zuckte die Achseln, warf ihm einen verdutzten Blick zu. »Ich war bei der Waffenerprobung.«
    »Erklären Sie ihr, was das ist.«
    »Wir haben neue Waffen geprüft, die frisch vom Hersteller kamen.«
    »Und?«
    »Wenn sie unseren Erwartungen entsprachen, haben wir sie an die Feldzeugmeisterei weitergeleitet.«
    Schweigen. Harper warf Reacher einen nicht minder verständnislosen Blick zu.
    »Okay«, sagte er. »Jetzt hauen wir ab.«
    Scimeca führte sie zur Garage zurück, zog an der Schnur und schaltete das Licht aus. Ging dann vor ihnen her an dem Wagen vorbei und die schmale Treppe hinauf in den Flur. Lief zur Tür, warf einen Blick durch das Guckloch und öffnete sie. Nasskalte Luft schlug ihnen von draußen entgegen.
    »Machen Sie’s gut, Reacher«, verabschiedete sie sich. »War schön, Sie mal wieder zu sehen.«
    Dann wandte sie sich an Harper.
    »Sie sollten ihm vertrauen«, sagte sie. »Ich kann ihn nur
weiterempfehlen. Und das will was heißen, glauben Sie mir.«
    Die Haustür wurde hinter ihnen geschlossen, als sie den Fußweg entlangliefen. Sie waren noch keine zehn Meter weit gegangen, als sie hörten, wie der Schlüssel umgedreht wurde. Der hiesige Agent beobachtete sie, als sie in den Wagen stiegen. Drinnen war es immer noch warm. Harper ließ den Motor an und drehte das Gebläse hoch, damit es auch so blieb.
    »Sie hatte eine Mitbewohnerin«, stellte sie fest.
    Reacher nickte.
    »Ihre Theorie stimmt also nicht. Es sah nur so aus, als ob sie allein lebt. Wir müssen wieder von vorn anfangen.«
    »Nicht ganz vielleicht. Es handelt sich nach wie vor um eine kleine Gruppe. Niemand stellt einundneunzig Frauen nach. Das wäre Wahnsinn.«
    »Was denn sonst?«, sagte Harper. »Wenn jemand Frauen umbringt und in eine Wanne voller Farbe legt?«
    Reacher nickte erneut.
    »Und was nun?«, fragte er.
    »Zurück nach Quantico«, erwiderte sie.
     
    Es dauerte fast neun Stunden. Sie fuhren nach Portland, flogen mit einer Tubroprop-Maschine nach Seattle-Tacoma, von dort aus mit der Continental nach Newark, dann mit United Airlines nach Washington, wo sie ein Fahrer des FBI in Empfang nahm und gen Süden, nach Virginia brachte. Reacher verschlief den Großteil der Reise, und an die wenigen wachen Momente konnte er sich nur undeutlich erinnern. Erst als sie durch das Gelände der Marineinfanterie kurvten, wurde er allmählich wieder wach. Der FBI-Wachmann am Schlagbaum stellte ihm einen neuen Besucherausweis aus, dann setzte sie der Fahrer vor der Tür zum Hauptgebäude ab. Harper geleitete ihn zum Aufzug und fuhr mit ihm vier Stockwerke nach unten, zu dem Seminarraum mit
den glänzenden Wänden, den Fensterattrappen und dem Schwarzen Brett, an dem nach wie vor die Fotos von Lorraine Stanley hingen. Auf dem leise gestellten Fernseher lief eine Wiederholung der Haushaltsberatungen im Kongress. Blake, Poulton und Lamarr saßen am Tisch und hatten haufenweise Papier vor sich ausgebreitet. Die beiden Männer wirkten geschäftig und nervös. Lamarr hingegen war so weiß wie die Blätter vor ihr, und ihre tief in den Höhlen liegenden Augen zuckten vor Anspannung.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Blake. »Scimecas Karton wurde vor etwa ein, zwei Monaten geliefert, ohne dass sie etwas Genaueres darüber wusste. Außerdem waren keine Frachtpapiere

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