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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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mehr ran. Überlassen Sie das Leighton, gönnen Sie ihm den Ruhm und die Ehre.«
    Sie ging ins Badezimmer und inspizierte die Regale mit den Handtüchern, den Shampooflaschen und den abgepackten Seifenstücken. Kam heraus und zog ihr Jackett aus. Reacher sah weg.
    »Keine Angst«, sagte sie. »Ich trage einen BH.«
    Reacher sagte nichts.
    »Was ist denn?«, fragte sie. »Irgendetwas geht Ihnen doch durch den Kopf.«
    »Aha?«
    Sie nickte. »Ganz bestimmt. Ich weiß es genau. Ich bin eine Frau. Ich spüre das.«
    Er sah zu ihr auf. »Tatsache ist, dass ich nicht unbedingt allein mit Ihnen in einem Zimmer sein will, geschweige denn in einem Bett.«
    Sie lächelte schelmisch. »Führe ich Sie etwa in Versuchung?«
    »Ich bin nur ein Mensch.«
    »Ich auch«, entgegnete sie. »Und wenn ich mich beherrschen kann, können Sie das wohl auch.«
    Er gab keine Antwort.
    »Ich gehe jetzt unter die Dusche«, ließ sie ihn wissen.
    »O Gott«, murmelte er.
     
    Es ist das übliche Motelzimmer, genau wie tausend andere, die du landauf, landab gesehen hast. Ein Vorraum, rechts das Badezimmer, links der Kleiderschrank, ein breites Doppelbett, Frisierkommode, ein Tisch und zwei Stühle. Ein alter Fernsehapparat, ein Eiskübel, scheußliche Bilder an der Wand. Du hängst deinen Mantel in den Kleiderschrank, doch die Handschuhe behältst du an. Man muss ja nicht überall seine Fingerabdrücke hinterlassen. Auch wenn es äußerst unwahrscheinlich ist, dass man je auf dieses Zimmer stößt. Aber du hast dein ganzes Leben lang Vorsicht
walten lassen. Nur wenn du dich wäschst, ziehst du die Handschuhe aus, und darüber muss man sich im Badezimmer eines Motels wahrlich keine Gedanken machen. Wenn du um elf auscheckst, ist spätestens um zwölf das Zimmermädchen zur Stelle, das alles einsprüht und hinterher wieder blank poliert. Im Badezimmer eines Motels hat man noch nie einen verwertbaren Fingerabdruck gefunden.
    Du gehst durch das Zimmer und setzt dich in den linken Sessel. Du lehnst dich zurück, schließt die Augen und überlegst. Morgen. Morgen muss es geschehen. Du musst den Zeitplan von hinten angehen. Denn du kannst das Haus erst verlassen, wenn es dunkel ist. Das ist der Ausgangspunkt. Alles Weitere richtet sich danach. Denn du willst ja, dass der Cop, der tagsüber Dienst hat, sie findet. Zugegeben, es ist nur eine fixe Idee, aber was hat man denn vom Leben, wenn man sich nicht ab und zu ein bisschen Spaß gönnt? Das heißt also, dass du nach Einbruch der Dunkelheit weg sein musst, aber bevor der Cop ein letztes Mal pinkeln geht. Damit ist der Zeitrahmen ziemlich klar  – irgendwann zwischen sechs und halb sieben. Sagen wir, um zwanzig vor sechs, damit du noch etwas Spielraum hast. Nein, besser um halb sechs, denn du willst ja von deinem Ausguck aus sehen, was der Cop für ein Gesicht macht.
    Na schön, um halb sechs also. In der Dämmerung, nicht bei Dunkelheit, doch das soll dir recht sein. Länger als zweiundzwanzig Minuten hast du dich bislang noch nirgendwo aufgehalten. Und eigentlich dürfte es auch hier nicht länger dauern, aber trotzdem planst du eine volle halbe Stunde ein. Folglich musst du um fünf drin sein und loslegen. Anschließend überlegst du dir das Ganze aus ihrer Sicht, und dir wird klar, dass du etwa um zwei Uhr nachmittags anrufen musst.
    Du räumst also noch vor elf dein Zimmer, dann bist du kurz vor zwölf dort, wartest ab und beobachtest alles, und um zwei rufst du an. Du hast dich entschieden. Du öffnest
die Augen und stehst auf. Ziehst dich aus und gehst ins Badezimmer. Schlägst die Zudecke zurück und legst dich ins Bett, hast nichts als deine Handschuhe am Leib.
     
    Harper trug nichts als ein Handtuch am Leib, als sie aus dem Badezimmer kam. Sie hatte sich abgeschminkt und die Haare gewaschen. Die nassen Strähnen hingen ihr bis über die Taille. Ohne Make-up wirkte sie noch unschuldiger, noch verletzlicher. Kornblumenblaue Augen, strahlend weiße Zähne, hohe Wangenknochen, ein rosiger Teint. Sie sah fast aus wie vierzehn, wenn sie nicht über einsachtzig groß gewesen wäre. Und deshalb war das in Motels übliche Handtuch deutlich zu kurz für sie.
    »Ich sollte jetzt besser Blake anrufen«, sagte sie. »Ich muss mich ohnehin melden.«
    »Verraten Sie ihm nichts«, bat Reacher. »Ich meine es ernst, sonst geht alles drunter und drüber.«
    Sie nickte. »Ich teile ihm nur mit, dass wir kurz vor dem Durchbruch stehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht mal das, okay? Sagen Sie ihm einfach,

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