Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
beiden Typen zusammengeschlagen hast, Reacher. FBI-Agenten, im Dienst , um Himmels willen.«
»Die Typen haben es verdient.«
»Warum?«
»Weil sie jemand schikaniert haben, der keine Schikane gebrauchen kann.«
»Siehst du? Du spielst ihnen in die Hände. Ein Mann, der
zur Selbstjustiz greift, der seine eigenen Wertvorstellungen durchsetzt.«
Er zuckte die Achseln und sah weg.
»Ich bin nicht die richtige Person für so eine Sache«, sagte sie erneut. »Ich kenn mich nicht aus im Strafrecht. Du brauchst einen besseren Anwalt.«
»Ich brauche gar keinen Anwalt«, erwiderte er.
»Doch, Reacher, du brauchst einen Anwalt. So viel steht mal fest. Mit dieser Sache ist nicht zu spaßen. Du hast es mit dem FBI zu tun, Herrgott noch mal.«
Er schwieg eine ganze Weile.
»Du musst die Sache ernst nehmen«, sagte sie.
»Kann ich nicht«, meinte er. »Es ist Blödsinn. Ich habe keine Frauen umgebracht.«
»Aber du hast selbst dafür gesorgt, dass du in das Profil passt. Und ihnen jetzt nachzuweisen, dass sie sich irren, wird schwer werden. Das gilt für jeden Gegenbeweis. Deshalb brauchst du einen tüchtigen Anwalt.«
»Sie haben gesagt, ich schade deinem beruflichen Vorankommen. Und ich wäre nicht der ideale Ehemann für eine angesehene Juristin.«
»Nun, das ist ebenfalls Blödsinn. Und selbst wenn es stimmen würde, wär’s mir egal. Ich will damit nicht sagen, dass du dir meinetwegen einen anderen Anwalt besorgen musst. Mir geht’s um dich.«
»Ich will überhaupt keinen Anwalt.«
»Und weshalb hast du mich dann angerufen?«
Er lächelte. »Ich dachte, du könntest mich aufmuntern.«
Sie ließ sich von ihm in die Arme nehmen, reckte sich und küsste ihn.
»Ich liebe dich, Reacher«, sagte sie. »Wirklich, und du weißt das auch, nicht? Aber du brauchst einen besseren Anwalt. Ich kapiere ja nicht mal, worum es hier geht.«
Sie schwiegen eine Zeit lang. Nur das Summen der Klimaanlage war zu hören.
»Sie haben mir eine Kopie des Observierungsberichts gegeben«, sagte sie.
Er nickte. »Hab ich mir schon gedacht.«
»Warum?«
»Weil ich dadurch aus dem Kreis der Verdächtigen ausscheide.«
»Wie das?«
»Weil es hier nicht um zwei Frauen geht«, sagte er.
»Nein?«
»Nein, es geht um drei Frauen.«
»Wieso das?«
»Weil der Mörder nach einem festen Zeitplan vorgeht. Er hält sich an einen Drei-Wochen-Takt. Vor sieben Wochen der erste Mord, vor vier Wochen der zweite. Folglich muss der nächste bereits passiert sein, und zwar vergangene Woche. Die haben mich überwacht, um mich aus dem Kreis der Tatverdächtigen auszuschließen.«
»Und wieso haben sie dich dann festgenommen? Wenn du nicht in Frage kommst?«
»Weiß ich nicht«, sagte er.
»Vielleicht ist der Zeitplan hinfällig. Vielleicht hat er nach dem zweiten Mal aufgehört.«
»Kein Serientäter hört von selbst auf. Wer mehr als einmal mordet, mordet auch noch öfter.«
»Vielleicht ist er krank geworden und musste eine Pause einlegen. Könnte Monate dauern, bis er das nächste Mal zuschlägt.«
Er schwieg.
»Vielleicht wurde er auch wegen irgendwas anderem festgenommen«, sagte sie. »So was kommt vor. Wegen irgendetwas, das in keinerlei Zusammenhang damit steht, weißt du? Unter Umständen sitzt er zehn Jahre ein. Dann erfahren die nie, wer es gewesen ist. Deshalb brauchst du einen guten Anwalt, Reacher. Jemanden, der besser ist als ich. Das Ganze hier wird nicht einfach sein.«
»Du solltest mich eigentlich aufmuntern, weißt du das?«
»Nein, ich sollte dir einen guten Rat geben.«
Er starrte sie an, war mit einem Mal unsicher.
»Außerdem ist da noch diese andere Sache«, sagte sie. »Die beiden Typen. Dafür kriegen sie dich in jedem Fall dran, wie auch immer.«
»Die sollten mir dankbar dafür sein.«
»So läuft das aber nicht«, sagte sie.
Er schwieg.
»Wir sind hier nicht beim Militär, Reacher«, meinte sie. »Du kannst dir nicht einfach zwei Jungs vorknöpfen, sie hinter den erstbesten Panzer zerren und ihnen Bescheid stoßen. Nicht mehr. Wir sind hier in New York. Du bist jetzt Zivilist. Die wollen dir etwas anhängen, und du kannst nicht einfach so tun, als ob da nichts wäre.«
»Ich hab nichts getan.«
»Irrtum, Reacher. Du hast zwei Menschen krankenhausreif geschlagen. Und Sie haben dich dabei beobachtet. Das waren üble Typen, völlig klar, aber es gibt gewisse Regeln, Gesetze. Und du hast dagegen verstoßen.«
Dann ertönten wieder Schritte auf dem Korridor, laut und schwer. Drei Männer
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