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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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möglicherweise auslacht. Er dreht durch,
vergewaltigt sie und bringt sie um. Er ist ein Arbeiter, hat sein Werkzeug dabei, kennt sich damit aus, also benutzt er für so was einen Hammer.«
    Lamarr schwieg. Lief wieder rot an.
    »Und so was bezeichnen Sie als Profiling?«, fragte Reacher. »Das ist nichts als gesunder Menschenverstand.«
    »Das war ein einfacher Fall«, meinte sie leise.
    Er lachte. »Für so was werdet ihr bezahlt? Dafür studiert ihr extra?«
    Sie kamen nach New Jersey. Der Straßenbelag wurde besser, das mit allerlei Grünzeug bepflanzte Bankett wirkte gepflegter. Jeder Staat gibt sich auf den ersten paar Autobahnkilometern besondere Mühe, damit man das Gefühl hat, in eine schönere Gegend zu kommen. Reacher fragte sich, wieso man das nicht auch auf den letzten paar Kilometern tat, dann würde sich jeder wieder zurücksehnen.
    »Wir müssen reden«, sagte Lamarr.
    »Dann reden Sie. Erzählen Sie mir von Ihrem Studium.«
    »Wir werden nicht über mein Studium reden.«
    »Warum nicht? Erzählen Sie mir was vom Profiling-Seminar. Keine Lust?«
    »Wir müssen über die Fälle sprechen?«
    Er lächelte. »Sie haben doch studiert, stimmt’s?«
    Sie nickte. »Indiana State College.«
    »Hauptfach Psychologie?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Was denn dann? Kriminalistik?«
    »Landschaftsgärtnerei, wenn Sie’s unbedingt wissen wollen. Meine Berufsausbildung erfolgte auf der FBI-Akademie in Quantico.«
    »Landschaftsgärtnerei? Kein Wunder, dass das FBI Sie da schleunigst weggeholt hat.«
    »Es war eine gute Voraussetzung. Man lernt dabei, sich einen Gesamteindruck zu machen, und man lernt Geduld.«
    »Und wie man das Zeug ziehen muss. Was ganz nützlich
sein könnte, um die Zeit totzuschlagen, wenn man mit seinen sinnlosen Täterprofilen nicht weiterkommt.«
    Sie schwieg wieder.
    »Gibt’s in Quantico viele Landschaftsgärtner mit irgendwelchen Phobien? Vielleicht Bonsai-Fans, die sich vor Spinnen fürchten? Orchideenzüchter, die nicht auf die Risse im Gehsteig treten wollen?«
    Sie wurde immer bleicher. »Ich kann nur hoffen, dass Sie stolz auf sich sind, Reacher, weil Sie Ihre Witze reißen, während da draußen vielleicht Frauen umgebracht werden.«
    Er verstummte und schaute aus dem Fenster. Sie fuhr schnell. Die Straße war nass, und vor ihnen hingen graue Wolken am Himmel. Sie rasten auf eine Schlechtwetterfront im Süden zu.
    »Erzählen Sie mir was über die Fälle«, forderte er sie auf.
    Sie umfasste das Lenkrad fester, regelte die Sitzeinstellung.
    »Sie wissen, dass es sich um einen ganz bestimmten Kreis von Opfern handelt«, sagte sie. »Sehr spezifisch, richtig?«
    Er nickte. »Allem Anschein nach.«
    »Die Tatorte sind offenbar zufällig gewählt. Er nimmt sich bestimmte Opfer vor und fährt dorthin. Sämtliche Opfer sind in den eigenen vier Wänden ermordet worden. Die Örtlichkeiten weisen gewisse Unterschiede auf. In allen Fällen handelt es sich aber um Einfamilienhäuser, die mehr oder weniger abgelegen sind.«
    »Aber hübsche Häuser.«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu.
    Er lächelte. »Die Army hat ihnen eine Abfindung gezahlt, stimmt’s? Als sie den Dienst quittiert haben. Schweigegeld nennt man so was. Und wenn sie einen Haufen Kohle auf der Hand haben und sich nach dem jahrelangen unsteten Leben irgendwo niederlassen, kaufen sie sich bestimmt ein hübsches Haus.«
    Sie nickte. »Ja, und bislang alle in guten Wohngegenden.«
    »Kann ich verstehen«, sagte er. »Sie wollen ein gewisses Umfeld. Sind sie verheiratet, haben sie Familie?«
    »Callan lebte in Scheidung, keine Kinder. Cooke hatte diverse Freunde, keine Kinder. Stanley war allein stehend, ohne feste Beziehung.«
    »Haben Sie sich Callans Mann vorgenommen?«
    »Selbstverständlich. Bei einem Mord nehmen wir uns zuallererst die Angehörigen vor. Ist das Opfer verheiratet, überprüfen wir zunächst den Mann. Aber er hatte ein Alibi, kam nicht in Frage. Und als dann Cooke ermordet wurde, zeichnete sich ein bestimmtes Muster ab. Danach wussten wir, dass der Täter weder ein Ehemann noch ein Freund war.«
    »Nein, vermutlich nicht.«
    »Zunächst einmal beschäftigt uns die Frage, wie er reinkommt. Nichts deutet darauf hin, dass er sich gewaltsam Zutritt verschafft. Er geht einfach hinein.«
    »Glauben Sie, dass er sie vorher beschattet hat?«
    Sie zuckte die Achseln. »Da wir bei den bisherigen drei Opfern so gut wie keine Hinweise gefunden haben, bin ich etwas vorsichtig mit Schlussfolgerungen. Aber ich denke

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