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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gesorgt.«
    Er nickte. »Okay, sie ist also halbwegs in Sicherheit. Müssen wir uns also nur um die siebenundachtzig anderen Gedanken machen.«
     
    Nachdem sie New Jersey hinter sich gelassen hatten, fuhren sie achtzig Meilen durch Maryland, wofür sie eine Stunde und zwanzig Minuten brauchten. Es regnete wieder und wurde vorzeitig dunkel. Dann umgingen sie den District of Columbia, gelangten nach Virginia und nahmen die letzten vierzig Meilen auf dem I-95 nach Quantico in Angriff. Die letzten Häuser der Stadt verschwanden, und vor ihnen ragte lichter Wald auf. Es hörte auf zu regnen, und der Himmel wurde wieder heller. Lamarr fuhr ziemlich flott, ging dann plötzlich vom Gas und bog vom Highway auf eine nicht gekennzeichnete Straße ab, die sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte. Der Belag war gut, aber die Kurven waren ziemlich scharf. Nach etwa einer halben Meile gelangten sie zu einer Lichtung, auf der sich allerlei Militärfahrzeuge und dunkelgrün gestrichene Baracken befanden.
    »Marineinfanterie«, sagte sie. »Sie haben uns fünfundzwanzig Hektar Land abgetreten.«
    Er lächelte. »Die sehen das anders. Ihrer Ansicht nach habt ihr es ihnen weggenommen.«
    Nach einer weiteren halben Meile und etlichen Kurven kam die nächste Lichtung. Wieder Militärfahrzeuge, wieder Baracken, ebenfalls alle dunkelgrün.
    »Tarnanstrich«, meinte Reacher.
    Sie nickte. »Gruselig.«
    Danach kamen weitere Kurven, noch zwei Lichtungen, bis sie alles in allem rund zwei Meilen tief in den Wald vorgedrungen waren. Reacher setzte sich aufrecht hin und passte genau auf. Er war noch nie in Quantico gewesen, und er war neugierig. Das Auto bog um eine scharfe Kurve, ließ die Bäume hinter sich und hielt unmittelbar vor einem Kontrollpunkt. Ein rot-weiß gestreifter Schlagbaum, der die Straße versperrte, dazu ein aus kugelsicherem Glas bestehendes Schilderhaus. Ein bewaffneter Posten trat heraus. Hinter ihm in der Ferne konnte man etliche flache Sandsteingebäude erkennen, dazwischen zwei klobige Hochbauten, die in einer weitläufigen, sanft gewellten Parklandschaft aufragten. Der Rasen war tadellos gepflegt, und die weiten Freiflächen zwischen den Flachbauten deuteten darauf hin, dass sich der Architekt keinerlei Gedanken über Grundstückspreise hatte machen müssen. Die ganze Anlage wirkte ausgesprochen friedlich, fast wie ein Campusgelände oder der Stammsitz eines großen Unternehmens, von dem bewaffneten Posten und dem aus Natodraht bestehenden Zaun außen herum einmal abgesehen.
    Lamarr hatte ihr Fenster heruntergelassen und wühlte in ihrer Handtasche nach ihrem Dienstausweis. Der Typ erkannte sie eindeutig, aber Vorschriften sind Vorschriften, und deshalb musste er ihre Plastikkarte sehen. Er nickte, als sie die Hand aus der Tasche zog. Dann widmete er sich Reacher.
    »Sie müssten die erforderlichen Papiere über ihn vorliegen haben«, sagte Lamarr.
    Der Posten nickte erneut. »Jawoll, Mister Blake hat das erledigt.«
    Er verzog sich wieder in sein Häuschen und kehrte mit einer in Plastikfolie eingeschweißten und an einer Kette hängenden Ausweiskarte zurück. Er reichte sie durchs Fenster, und Lamarr gab sie weiter. Reachers Name stand darauf, daneben ein altes Foto von ihm aus Militärzeiten. Das Ganze war mit einem großen, hellroten B abgestempelt.
    »B für Besucher«, sagte Lamarr. »Den müssen Sie ständig tragen.«
    »Sonst?«
    »Sonst werden Sie erschossen. Und das meine ich ernst.«
    Der Posten war wieder in seinem Schilderhaus und öffnete den Schlagbaum. Lamarr fuhr ihr Fenster hoch und gab Gas. Die Straße führte über sanfte Hügel, zwischen denen Parkplätze angelegt waren. Reacher hörte Schüsse. Den trockenen Knall schwerer Faustfeuerwaffen, etwa zweihundert Meter entfernt, unter den Bäumen.
    »Schießübungen«, erklärte Lamarr. »Tagein, tagaus.«
    Sie war wieder hellwach, strahlte regelrecht. Als ob die schiere Nähe zum Mutterschiff frische Kräfte freigesetzt hätte. Reacher konnte das durchaus nachvollziehen. Die ganze Anlage war ziemlich eindrucksvoll. Sie schmiegte sich in eine natürliche Talsenke tief im Wald, weitab von jeder Ansiedlung. Hier war man abgeschieden und unter sich. Schon verständlich, dass diejenigen, die das Glück hatten und hier aufgenommen wurden, eine verschworene Gemeinschaft bildeten, wild entschlossen und treu dem Korpsgeist ergeben.
    Lamarr fuhr langsam über die Bodenschwellen zu einem Parkplatz vor dem größten Gebäude. Sie stieß in die erste freie

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