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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ernst, nicht?«
    Er nickte ebenfalls. »Da können Sie Ihren Arsch drauf verwetten.«
    »Genau das begreife ich nicht. Wieso haben Sie nicht die gleiche Einstellung, wenn es um diese Frauen geht? Sie mochten Amy Callan doch, oder? Nicht so wie Jodie, aber Sie mochten sie.«
    »Ich begreife Sie auch nicht. Blake wollte Sie benutzen wie eine Nutte, und Sie tun so, als wäre er nach wie vor Ihr bester Freund.«
    Sie zuckte die Achseln. »Er war verzweifelt. Er steht unter Stress. Wenn er so einen Fall bekommt, will er ihn unbedingt knacken.«
    »Und das bewundern Sie?«
    Sie nickte. »Klar. Ich bewundere sein Engagement.«
    »Aber Sie selber zeigen es nicht. Sonst hätten Sie nicht nein zu ihm gesagt. Sie hätten mich vor laufender Kamera verführt, weil es der Sache dient. Vielleicht sind Sie also diejenige, die sich nicht genug aus diesen Frauen macht.«
    Sie schwieg einen Moment. »Es war unmoralisch. Es hat mich geärgert.«
    Er nickte. »Und Jodie zu bedrohen war ebenfalls unmoralisch. Das hat mich geärgert.«
    »Aber ich lasse mich vor lauter Ärger nicht von meinem Glauben an die gerechte Sache abbringen.«
    »Ich schon. Und wenn Ihnen das nicht passt, tja, dann ist mir das auch schnurzegal.«
     
    Sie sprachen während des ganzen Flugs nach Seattle kein Wort mehr miteinander, volle fünf Stunden. Reacher kam das entgegen. Er war kein zwanghaft geselliger Typ und fand es sogar angenehm und keineswegs sonderbar oder gar anstrengend, wenn er nicht reden musste.
    Harper fiel es wesentlich schwerer. Er sah, dass sie sich darüber Gedanken machte. Ihr ging es wie den meisten Menschen. Wenn sie mit jemandem beisammen war, den sie kannte, hatte sie das Gefühl, sie müsste sich unterhalten. Alles andere war für sie unnatürlich. Reacher ging nicht darauf ein und schwieg eisern fünf Stunden lang.
    Wegen des Zeitunterschieds verloren sie durch den Flug nur drei Stunden, so dass es immer noch Vormittag war, als sie an der Westküste landeten. Für die Menschen, die sich in den Terminals des Flughafens von Seattle-Tacoma tummelten, fing der Tag gerade erst an. Das übliche Aufgebot von Chauffeuren, die Namenschilder hochhielten, war in der Ankunftshalle angetreten. Etwas abseits stand ein Typ mit kurzen Haaren, dunklem Anzug und gestreifter Krawatte. Er hatte kein Schild, aber er war eindeutig ihr Mann. So offenkundig, dass er sich ebenso gut den Schriftzug FBI auf die Stirn hätte tätowieren lassen können.
    »Lisa Harper?«, fragte er. »Ich bin von der Außenstelle Seattle.«
    Sie gaben sich die Hand.
    »Das ist Reacher«, sagte sie.
    Der Agent aus Seattle würdigte ihn keines Blickes. Reacher grinste in sich hinein. Touché , dachte er. Andererseits hätte ihn der Typ vielleicht auch dann nicht beachtet, wenn sie die besten Freunde gewesen wären, denn er war voll und ganz mit Harper beschäftigt und glotzte ständig auf deren Hemdbrust beziehungsweise auf das, was sich darunter befand.
    »Wir fliegen nach Spokane«, erklärte er. »Ein Lufttaxi-Unternehmen ist uns ein paar Gefälligkeiten schuldig.«
    Er hatte einen Dienstwagen im Halteverbot stehen und fuhr sie damit etwa eine Meile weit um das Flughafengelände herum zur General Aviation, einem rund zwei Hektar großen, umzäunten Asphaltfeld, auf dem zahlreiche kleine, ein- und zweimotorige Maschinen standen. Am Rand befand sich eine Reihe von Baracken, an denen auf schlichten Reklametafeln Flugunterricht und günstige Beförderungsmöglichkeiten in die nähere Umgebung angeboten wurden. Ein Mann in der üblichen Pilotenuniform nahm sie vor einer der Baracken in Empfang und führte sie quer über das Vorfeld zu einer blitzblanken, sechssitzigen weißen Cessna. Im Nordwesten war es im Herbst deutlich heller als in Washington, aber genauso kalt.
    Die Kabine des Flugzeugs hatte etwa die Größe von Lamarrs Buick, war aber weitaus spartanischer. Doch alles wirkte sauber und gut gepflegt, und die Motoren sprangen sofort an. Reacher hatte wieder das gleiche Gefühl wie in dem Learjet auf der McGuire Air Force Base, als die kleine Maschine zur Startbahn rollte und sich hinter einer Boeing 747 nach Tokio einreihte wie eine Maus hinter einem Elefanten. Dann beschleunigte sie und war binnen Sekunden in der Luft, drehte in Richtung Osten ab und ging laut und lärmend in einer Höhe von rund tausend Fuß auf Kurs.
    Laut Fahrtmesser flogen sie mit hundertzwanzig Knoten. Die Maschine brauchte zwei volle Stunden. Der Sitz war eng und unbequem, und nach einer Weile wünschte

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