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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Kopf. Sie hielt sie hoch, etwa fünfzehn Zentimeter vom Guckloch entfernt.
    »FBI, Ma’am«, stellte sie sich vor. »Wir haben Sie gestern angerufen und uns bei Ihnen angemeldet.«
    Die alten Angeln knarrten und quietschten, als die Tür aufging und eine Frau vor ihnen stand, die Hand am Knauf, und erleichtert lächelte.
    »Julia hat mich so verdammt nervös gemacht«, sagte sie.
    Harper lächelte verständnisvoll und stellte sich und Reacher vor. Die Frau schüttelte beiden die Hand.
    »Alison Lamarr«, sagte sie. »Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen.«
    Sie führte sie hinein. Die Diele war breit und geräumig, eingerichtet wie ein Wohnzimmer, mit gelb karierten Baumwollvorhängen an den Fenstern, blanken Kiefernholzbrettern an Boden und Wänden, die glatt geschliffen und eingewachst waren, so dass sie fast so golden glänzten wie Harpers Dienstmarke. Dazu Sofas, auf denen dicke Daunenkissen
lagen, und alte, umgebaute Petroleumlampen, in denen Glühbirnen brannten.
    »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«, fragte Alison Lamarr.
    »Danke, im Moment nicht«, erwiderte Harper.
    »Ja, bitte«, sagte Reacher.
    Sie führte sie nach hinten, in die Küche, die gut ein Viertel der Grundfläche des Hauses einnahm und nicht minder eindrucksvoll war. Ein auf Hochglanz gewienerter Boden, nagelneue Wandschränke aus mattem Holz, ein großer Küchenherd, eine glänzende Waschmaschine und ein Geschirrspülautomat, allerlei Elektrogeräte auf den Ablagen. Wieder gelbe Baumwollvorhänge an den Fenstern. Eine ziemlich kostspielige Renovierung, schätzte er, aber ganz auf ihren persönlichen Geschmack zugeschnitten.
    »Milch und Zucker?«, fragte sie.
    »Schwarz und bitter«, entgegnete er.
    Sie war mittelgroß und dunkelhaarig, wirkte kräftig und durchtrainiert, ging mit federnden Schritten. Ihr Gesicht war offen und freundlich, braun gebrannt, so als ob sie sich vorwiegend im Freien aufhielte, und ihre Hände waren so rissig, als hätte sie den Viehzaun selbst gezimmert. Sie roch nach frischem Zitronenduft, trug messerscharf gebügelte Jeans und ein dazu passendes Hemd. Ihre Stiefel waren von Hand gefertigt und blitzblank. Sie sah aus, als hätte sie sich eigens für ihre Gäste in Schale geworfen.
    Sie nahm die Kanne Kaffee von der Maschine, goss Reacher eine Tasse ein und reichte sie ihm lächelnd. In dieses Lächeln konnte man alles Mögliche hineinlegen. Ein Hauch von Einsamkeit vielleicht. Aber es bewies auch, dass sie und ihre Schwester nicht blutsverwandt waren. Es war ein angenehmes Lächeln, freundlich und aufmerksam, ein Lächeln, wie es Julia Lamarr nie und nimmer zustande brächte. Desgleichen der Blick, den sie ihm aus ihren dunklen, unergründlichen Augen zuwarf. Reacher genoss diesen Blick,
denn mit Augen kannte er sich aus, und die hier waren seiner Meinung nach mehr als verführerisch.
    »Darf ich mich mal umsehen?«, fragte er.
    »Sicherheitscheck?«, wollte sie wissen.
    Er nickte. »Ich glaube, ja.«
    »Bitte sehr.«
    Er nahm seine Kaffeetasse mit. Die beiden Frauen blieben in der Küche sitzen. Im Erdgeschoss gab es vier Zimmer – die große Diele, die Küche, das Ess- und das Wohnzimmer. Das ganze Haus war solide gebaut, aus bestem Holz, erstklassig renoviert. Sämtliche Fenster waren neu, mit wetterfester Doppelverglasung und stabilen Rahmen, alle mit einem Schloss gesichert. Inzwischen war es so kalt, dass die Fliegengitter ausgehängt und verstaut worden waren. Die Haustür, die offenbar noch von früher stammte, bestand aus altem, gut fünf Zentimeter starkem Kiefernholz, das im Lauf der Jahre hart wie Stahl geworden war. Schwere Angeln und ein Sicherheitsschloss. Ein weiterer Flur führte zur Hintertür, die ebenso alt und massiv war. Auch hier hatte man ein Sicherheitsschloss eingebaut.
    Rund um die Außenwände wucherten dichte Dornenhecken, die vermutlich als Windschutz gepflanzt worden waren, aber gleichzeitig verhinderten, dass jemand durch die Fenster einsteigen konnte. Die stählerne Kellertür war mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert. Die zu einer ordentlichen Garage umgebaute Scheune war nicht ganz so gepflegt wie das Haus, wirkte aber auch nicht baufällig. Ein neuer Jeep Cherokee stand darin, dazu ein Stapel Kartons, die darauf hindeuteten, dass das Haus erst unlängst renoviert worden war. Eine nagelneue Waschmaschine, noch so verpackt, wie sie angeliefert worden war. Eine Werkbank mit einem darüber angebrachten Regal, auf dem in Reih und Glied allerlei Motorsägen und

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