Zeit der Rache - Zeit der Liebe
nicht abgeschreckt.
Sie liebte ihn tatsächlich. Und sie begehrte ihn.
Diese neue Erkenntnis, die unbekannten Gefühle und Empfindungen machten ihr Angst. Ihn so zu spüren und eine derartige Macht über ihn auszuüben. Sie beobachtete, wie feine Schweißperlen auf seine Stirn traten, während er sich zu beherrschen versuchte. Auch sie bemühte sich, die unbändige Lust zu zügeln. Plötzlich stöhnte Alex rau auf, umfasste ihre Hüften und drehte sich mit ihr um, sodass er nun auf ihr lag. Dann übernahm er die Führung und steigerte ihr Verlangen, bis sie gemeinsam einen ekstatischen Höhepunkt erreichten.
Saskia ging es sichtbar schlecht, und es wurde immer schlimmer. Nachdem Alex und sie sich die ganze Nacht geliebt und den Morgen im Bett verbracht hatten, hatte er einen Jet organisiert, der sie nach London brachte. Am Abend waren sie gelandet und hatten dann noch spät in dem exklusiven Hotelrestaurant gegessen. Gleich am nächsten Morgen hatten sie einen Termin bei Sir Rodney, und wenn alles gut ging, wollte Saskia am Nachmittag ihren Vater besuchen. Hoffentlich konnte sie ihm gute Neuigkeiten überbringen.
Jetzt spielte sie mit ihrem Weinglas und blickte geistesabwesend durch die hohen Fenster auf den Regent’s Park, während sie auf Alex wartete, der den Raum verlassen hatte, um zu telefonieren. Wenn man sie beförderte, würde sie in der Nähe von London wohnen bleiben. Ihr Job würde sie voll und ganz in Anspruch nehmen, und an den Wochenenden wollte sie sich um ihren Vater kümmern. Und was immer zwischen Alex und ihr passierte, wäre vorbei.
Zum Glück.
Saskia hatte keine Ahnung, wie sie an diesem Morgen überhaupt in den Spiegel hatte sehen können. Sie hatte sich Alex förmlich an den Hals geworfen. Sie hatte sich in den Mann verliebt, der das Leben ihres Vaters zerstört hatte.
Wie sollte sie ihrem Vater jetzt überhaupt gegenübertreten?
Ihr Magen krampfte sich zusammen.
Zum Glück würde das alles schon bald hinter ihr liegen. Alex war den ganzen Tag angespannt gewesen. Offenbar wollte er sie so schnell wie möglich loswerden. Warum hätte er ihr sonst dabei helfen sollen, die Stelle zu bekommen?
Als er an ihren Tisch zurückkehrte, lächelte er ein wenig verkrampft und entschuldigte sich, weil es so lange gedauert hatte. Dann nahm er die Champagnerflasche aus dem Kühler, öffnete sie und schenkte ihnen ein. Nervös erwiderte Saskia sein Lächeln, denn in diesem Moment spielte es keine Rolle, dass er am nächsten Tag vielleicht das Interesse an ihr verlieren würde. Erneut flammte heißes Verlangen in ihr auf und ließ sie erröten. Warum sollte sie diese Nacht nicht genießen?
Alex nahm sein Glas und prostete ihr zu. „Ich habe gerade den Termin bei Sir Rodney um elf bestätigt. Hoffen wir, dass wir Erfolg haben und du bekommst, was du willst.“
Während sie anstießen und die Gläser leise klirrten, krampfte Saskias Magen sich erneut zusammen. Sie wusste ja nicht einmal selbst, was sie wollte.
Saskia trank einen Schluck. Plötzlich war sie unerklärlich traurig.
„Hast du Lust, nach der Besprechung etwas zu unternehmen? Wir könnten eine Fahrt auf der Themse machen oder in eine Galerie gehen.“
„Danke“, erwiderte sie, „aber am Nachmittag habe ich schon etwas vor.“
Überrascht blickte Alex sie an und zuckte dann die Schultern. „Ach so.“ Wieder nahm er sein Glas in die Hand. „Was denn?“
Sie atmete nun tief durch. „Ich möchte meinen Vater besuchen.“
Er trank gerade einen Schluck und verharrte mitten in der Bewegung, bevor er das Glas langsam wieder auf den Tisch stellte. „Dein Vater lebt hier? In London? Seit wann?“
Herausfordernd funkelte sie ihn an. „Was dachtest du denn, wo er wohnt? Immer noch in Sydney? Als ich das Stipendium an der London School of Economics bekam, hat er mich hierher begleitet. Meinst du, ich hätte ihn nach allem, was passiert war, allein in Australien gelassen? Er konnte es gar nicht erwarten, von dort wegzukommen und noch einmal ganz von vorn anzufangen.“
„Und, hat er das getan?“ Sein Tonfall war jetzt aggressiv.
Nervös spielte Saskia mit ihrer Serviette. Ihr Vater hatte es versucht – zumindest in den ersten Jahren. Entschlossen und voller Elan hatte er sich darangemacht, eine neue Firma zu gründen. Nachdem jedoch jedes Projekt gescheitert war, weil entweder ein Partner in letzter Minute ausgestiegen war oder die Banken ihm keinen Kredit gegeben hatten, verlor er immer mehr den Mut. Zuerst bewarb er sich um
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