Zeit der Rache - Zeit der Liebe
gesteckt hat.“
„In New York hast du mir versprochen, dich von ihr fernzuhalten.“
„Nein! Ich habe dir versichert, dass ich den Artikel über dich schreibe“, erinnerte Saskia ihn. „Außerdem hatte ich Marla schon versprochen, ihr Manuskript zu lesen, und wollte mein Wort nicht brechen.“
„Du hast es mir nicht erzählt.“
„Verdammt noch mal, warum hätte ich das tun sollen? Ich wusste doch, wie du reagieren würdest. Und Marla auch.“ Sie funkelte ihn an und wartete auf den nächsten Wutausbruch. „Und, was ist passiert?“ Da sie es im Bad nicht länger aushielt, drängte sie sich an ihm vorbei und ging zum Ankleidezimmer. Nur mit einem Handtuch bekleidet, wollte sie diese Unterhaltung nicht fortführen. „Hat Marla angerufen?“
„Sie hat eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen“, erwiderte Alex, der ihr gefolgt war. „Irgendein schäbiger Verleger hat ihr angeboten, ihre Memoiren zu veröffentlichen.“
Mit erstaunter Miene wandte sich Saskia ihm zu. „Sie wollen ihr ein Angebot machen? Das sind ja tolle Neuigkeiten! Sicher ist sie wahnsinnig aufgeregt. Dir ist doch klar, was das für eine Chance für sie ist, oder?“
Er kam so schnell auf sie zu, dass sie sich fast bedroht fühlte. „Mir ist etwas ganz anderes klar. Du hast meine Schwester dazu gebracht, die peinlichen Details aus ihrem Leben an die Presse zu verkaufen.“
„Nicht an die Presse. Und das Manuskript enthält auch keine peinlichen Details. Wenn das stimmt, was du sagst, bekommt sie einen Vertrag. Hast du eine Ahnung, wie selten es vorkommt, dass das erste Buch veröffentlicht wird?“
„Für Schmutz gibt es immer einen Abnehmer.“
„Wie kannst du so etwas sagen? Wir reden von dem Manuskript deiner Schwester. Und falls du dir die Mühe machen würdest, es zu lesen, würdest du feststellen, dass es erstaunlich gut geschrieben ist. Mit ihren eigenen Worten zieht sie Bilanz aus ihrem Leben und beschreibt ihren schmerzhaften Selbstfindungsprozess. Es ist komisch und scharfsinnig zugleich und sehr anrührend. Wusstest du, dass deine Schwester so talentiert ist? Wahrscheinlich nicht. Sicher hast du nicht einmal geahnt, dass sie schreibt.“
Alex wandte den Blick ab, für sie ein Beweis dafür, dass sie bei ihm einen wunden Punkt getroffen hatte.
„Marla ist sehr begabt“, fuhr Saskia fort, „und das ist vielleicht der Anfang einer großen Karriere. Wünschst du dir das nicht für sie? Möchtest du nicht, dass sie ein eigenes Leben führt? Oder willst du weiter den Aufpasser spielen und sie wegsperren? Merkst du denn nicht, dass sie genau deshalb rebelliert? Sie will ihre Freiheit und nicht wie ein Kind behandelt werden!“
„Sie braucht meine Unterstützung.“
„Nein, sie braucht ihre Freiheit. Du sperrst sie in einen goldenen Käfig. Kein Wunder, dass sie so über die Stränge schlägt, wenn sie ihn mal verlässt. Sie weiß ja nicht einmal, wer sie ist.“
„Und du glaubst zu wissen, was gut für sie ist?“ Seine Miene war hart, und Saskia wusste, dass sie ihn verletzt hatte.
„Hör zu, ich weiß, was sie dir bedeutet. Sie ist deine Schwester, und du liebst sie. Aber vielleicht solltest du ihr etwas mehr Verantwortung übertragen und ihr mehr Freiheit lassen. Genau das wünscht sie sich nämlich.“
„Und ihre Lebensgeschichte publik zu machen ist der richtige Weg? Warum konntest du sie nicht in Ruhe lassen?“
„Alex, hör zu …“
„Marla ging es gut, bis deine Familie auf der Bildfläche erschienen ist. Warum willst du ihr Leben ruinieren? Findest du nicht, dass dein Vater ihr schon genug angetan hat?“
Bedrohlich stand Alex vor ihr. Seine Brust hob und senkte sich, und seine Worte hingen wie ein Fluch in der Luft. Warum hasste er ihren Vater nur so abgrundtief?
„Wir wissen beide, dass mein Vater die Firma deiner Familie übernommen hat. Und ich kann mir vorstellen, wie schwer es für sie gewesen sein muss. Aber es ist so lange her. Vielleicht solltest du endlich damit abschließen.“
Sein Lachen klang so furchterregend, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. „Ich rede nicht von der Übernahme“, höhnte er, das Gesicht jetzt nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt.
Angst überkam sie. „Wovon dann?“
„Davon, dass dein Vater meine Schwester vergewaltigt hat!“
Seine Worte ließen Saskia erstarren. Sie brachte kein Wort über die Lippen und konnte nur den Kopf schütteln.
„Du glaubst mir nicht? Du glaubst nicht, dass dein geliebter Vater zu so etwas
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