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Zeit der Raubtiere

Zeit der Raubtiere

Titel: Zeit der Raubtiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Klaussmann
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Polizisten durch die Tür.
    »Mr. Derringer«, sagte er.
    »Sheriff Mello.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Hughes betrachtete den jungen neuen Sheriff, an dessen Kinn ein kleines weißes Stück Papier klebte, weil er sich morgens beim Rasieren geschnitten hatte. »Können wir in Ihrem Büro reden?«
    »Selbstverständlich«, sagte Sheriff Mello. »Nach Ihnen.«
    Die Fenster an der Rückseite der Wache gingen auf einen verdorrten, ungepflegten Rasen hinaus.
    »Nehmen Sie Platz, Mr. Derringer.« Der Sheriff deutete auf einen Holzstuhl vor seinem Schreibtisch.
    Der Stuhl war ziemlich schmal, und Hughes musste ein wenig hin und her rutschen, ehe er bequem saß. »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie damit belästige – mir ist nicht ganz wohl bei der Sache. Sie haben bestimmt Wichtigeres zu tun …«
    Der Sheriff sah ihn unverwandt aus seinen blauen Augen an. Unter den Achseln seiner blauen Uniform hatten sich Schweißflecken gebildet. Hughes registrierte es mit einem vagen Unbehagen.
    »Also, es geht um Ed, den Sohn meiner Cousine. Seine Mutter macht sich etwas Sorgen wegen des Vorfalls mit dem Hausmädchen.«
    »Ich verstehe. Wie kommen die Kinder damit klar?«
    »Sehr gut. Ehrlich gesagt fast so, als wäre das Ganze nie passiert.«
    »Kinder«, sagte der Sheriff. »Härter als Kokosnüsse.«
    »Ja.« Hughes rutschte wieder auf seinem Stuhl herum. »Die Sache ist die … Ich glaube, Mrs. Lewis wüsste gern … Also, Ed sagte, er hätte Ihnen geholfen, und nun fragt sich Mrs. Lewis, was er eigentlich gesehen hat, und macht sich Sorgen.«
    »Ach so.«
    Hughes fühlte sich wie mit vierzehn vor dem Schuldirektor. »Ja. Und deshalb wäre es gut, wenn Sie Mrs. Lewis in dieser Angelegenheit etwas beruhigen könnten.«
    »Ich verstehe, dass sich Mrs. Lewis um ihren Sohn sorgt«, sagte Sheriff Mello sachlich. »Aber mir ist – wie sagten Sie? Nicht wohl? Genau, mir ist nicht wohl dabei, über bestimmte Dinge zu sprechen, vor allem, wenn es sich um haltloses Getratsche handelt.«
    »Natürlich«, erwiderte Hughes und fragte sich, ob er es ihm nun sagen würde oder nicht.
    »Andererseits gehören Sie zur Familie.« Der Sheriff lehnte sich zurück. »Komisch, ich habe mein ganzes Leben hier verbracht, aber mir ist klargeworden, dass dieses Wort für jeden etwas anderes bedeutet.«
    Hughes hatte keine Ahnung, wovon der Sheriff sprach, ertappte sich aber dabei, dass er die Armlehnen des Stuhls umklammerte. »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich.« Der Sheriff zuckte nicht mit der Wimper. »Wie auch immer, Mr. Derringer. Die Sache ist die, dass ich Ed fragte, ob er jemals irgendwen an der Stelle gesehen hätte, an der das Mädchen gefunden wurde, und er mir antwortete, er hätte oft mit Ihnen Spaziergänge dorthin unternommen.«
    »Ich verstehe.« Hughes’ Herz hämmerte in seiner Brust.
    »Deshalb bin ich froh, dass Sie gekommen sind. Es erspart mir die Fahrt zu Ihnen.«
    »Oh.«
    »Wollen Sie etwas dazu sagen?«
    »Zu den Spaziergängen?« Hughes richtete den Blick zur Decke, als versuchte er sich zu erinnern. »Das ist meiner Ansicht nach nicht ganz richtig. Wir sind einmal, Anfang des Sommers, zusammen durch Sheriff’s Meadow gegangen und haben eine Art Gespräch von Mann zu Mann geführt. Der Vater des Jungen ist … na ja, nicht so recht für ihn da. Sie verstehen.«
    »Ach so, mit dem Vater des Jungen stimmt etwas nicht?«
    »Er ist einfach kein … kein besonders guter Vater.«
    Sheriff Mello betrachtete ihn eine Weile, fasste dann offensichtlich einen Entschluss und nickte. »Gut.« Er rutschte ganz nach hinten auf seinem Stuhl. »Also, Ed hat uns außerdem erzählt – aber er war sich nicht sicher –, dass er möglicherweise Frank Wilcox einmal dort gesehen hat. Aber er konnte sich nicht mehr recht erinnern.«
    Hughes hielt die Luft an und wartete darauf, dass der Sheriff weitersprach. Als nichts mehr kam, platzte er heraus: »Ja und?«
    »Und was?« Der Sheriff lächelte.
    »Was hat Frank gesagt? Falls Sie mir das überhaupt sagen dürfen. Es geht mich ja eigentlich nichts an.«
    »Nun, Mr. Derringer, Mr. Wilcox war offenbar die ganze Nacht mit Mrs. Wilcox bei sich zu Hause. Behauptet jedenfalls Mrs. Wilcox …« Die letzte Bemerkung hing in der Luft wie eine Frage.
    »Gut.«
    »Das wäre, kurz gesagt, alles. Eds Aussage hat nicht viel ergeben, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Der Sheriff neigte den Kopf. »Es sei denn, Sie wissen irgendetwas, das uns weiterhelfen könnte.«
    »Äh, nein. Ich

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