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Zeit der Raubtiere

Zeit der Raubtiere

Titel: Zeit der Raubtiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Klaussmann
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hatte sich den Picknickkorb in die Hüfte gestemmt und ging wegen seines Gewichts zur Seite geneigt. Ein bisschen außer Atem blieb sie vor ihm stehen.
    Hughes stand auf und nahm ihr den Korb ab.
    »Danke«, sagte sie. »Puh, schon so heiß.«
    »Ich glaube, die Hitze lässt jetzt etwas nach«, meinte er.
    »Davon merke ich nichts.«
    Sie gingen zum Strand, wo die Star wie eine große grüne Muschel glänzte. Hugh schob das Boot ins Wasser, und Nick hielt es fest, während er das Schwert einhängte und das Ruder in die Halterung steckte. Dann reichte sie ihm den Korb, die Kissen und die Strandtücher. Er löste das Fall, hisste das Segel und zog Nick am ausgestreckten Arm ins Boot. Ihre vom Wasser glitschig gewordenen Waden glitten von der Bordwand ab, und sie musste sich mit der Hand stützen.
    Es war ein heller, klarer Tag. Während sie durch den Hafen segelten, setzte die Sonne den kleinen Wellen an den Spitzen Sternchen auf. Hughes spürte die Haut auf seinem Nasenrücken brennen und kniff die Augen hinter der vom Salz bereits klebrig gewordenen Sonnenbrille zusammen. Seine Hand lag locker auf der Pinne. Es war ein guter Segeltag: ruhig, aber nicht windstill.
    Am Badestrand von Chappy spazierten schon einige Vormittagsschwimmer vor den rot-blau gestreiften Strandhütten am Meeressaum entlang, und hinter Hughes läutete die Glocke am Kai und forderte den Skipper der On Time zum Kreuzen auf.
    »Ein perfekter Tag«, sagte Nick. »Zumindest hier im Boot, im Wind. Ich habe gefüllte Eier dabei. Möchtest du eins?«
    »Jetzt noch nicht«, sagte Hughes. »Ich will den Genuss noch ein bisschen hinauszögern.«
    Nick lachte. »Komisch, dass mich das nicht überrascht.« Sie lehnte sich ein Stück zurück und ließ die Hand durchs Wasser gleiten. »Liegt wahrscheinlich an den Genen, ob man Salzwasser mag oder nicht.«
    »Meinst du?« Hughes lächelte.
    »Helena hat mir erzählt, dass in Kalifornien kein Mensch ins Wasser geht. Die baden immer nur in ihren Schwimmbecken. Kannst du dir das vorstellen? Da haben sie diesen wunderbaren Ozean und baden alle in ihren Schwimmbecken.«
    Hughes erwiderte nichts. Er genoss es, seiner Frau zuzuhören. Sie konnte alte Vorstellungen frisch und irgendwie schräg klingen lassen, so als würde sie die Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten als alle anderen.
    Nick beugte sich vor und nahm ihm die Sonnenbrille ab. Sie behauchte die Gläser und rieb sie am Saum ihrer knallroten Shorts sauber.
    »Schon besser«, sagte sie, während sie ihm die Brille vorsichtig wieder aufsetzte. »Jetzt siehst du wenigstens, wohin wir segeln.« Sie betrachtete ihn mit geneigtem Kopf. »Wayfarer. Du siehst so umwerfend aus wie William Holden, mein Schatz.«
    Hughes steuerte das Boot durch die Meerenge in die Cape Poge Bay.
    Kurz vor der Küste sprang Nick ins Wasser, und Hughes tat es ihr gleich. Gemeinsam zogen sie die Star an den Strand. Immer wenn sie hierherkamen, blieben sie an derselben Stelle, da, wo das Wasser sofort tief war, so dass man besser schwimmen konnte, aber nicht so nah an der Meerenge, als dass man von der Strömung abgetrieben wurde. Nick zog ihre völlig durchnässten Shorts aus, kickte sie weg und legte sich auf eines der Strandtücher.
    »Willst du ein Kissen als Kopfstütze?«
    »Nein, ich nehme mein Hemd«, sagte Hughes.
    Sie lagen Seite an Seite. Der Picknickkorb stand neben ihnen. Hughes stützte die Wange in die Hand und betrachtete Nick, die die Augen geschlossen hatte. Der weiße Badeanzug verlieh ihrer Haut einen goldenen Ton. Nach einer Weile hob sie den Kopf.
    »Willst du jetzt ein gefülltes Ei?«
    »Was hast du denn sonst noch dadrin?«
    »Weißwein.«
    »Genau das Richtige!«
    Nick zog die Flasche heraus, die sie mit Eis in ein Geschirrtuch gewickelt hatte. Sie reichte ihm einen Korkenzieher. »Mach sie auf, dann kann sie gleich ins Wasser.«
    Hughes füllte zwei Gläser und gab Nick die Flasche. Sie stand auf und band ein Stück Schnur um den Hals, an der ein kleiner Anker befestigt war. Sie bohrte den Anker in den Sand und warf die Flasche ins Wasser, wo die Strömung sie sofort an die Oberfläche zurücktrieb. Dann holte sie einen kleinen Behälter heraus, in dem mit rotem Pfeffer gefüllte Oliven lagen, und bot Hughes eine an.
    Die Salzlake brannte im Mund; er spülte sie mit einem Schluck kalten Weißwein hinunter.
    »Weißwein und Oliven schmecken immer nach Strand«, meinte Nick.
    »Liegt am Salz«, sagte Hughes und schloss die Augen.
    »Ja, aber auch, weil

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