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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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nicht getankt, weil mein Tank voll war. Ich habe nirgends angehalten, keinen Kaffee getrunken. Der Einzige, der mich gesehen hat, war der Bauer Rieti. Auf Anweisung meiner Frau hat er die Heizung eingeschaltet und im Kamin Feuer gemacht. Außerdem hat er Schafs- und Ziegenkäse in den Kühlschrank gelegt und etwas Wildschweinschinken. Und er brachte frisches Brot und einen Kasten Mineralwasser. Mehr wollte ich nicht. Ich hatte vor, einmal am Tag essen zu gehen … es gibt ein paar hervorragende Restaurants in dieser Gegend. Rieti und ich haben kurz geplaudert, übers Wetter, die Gesundheit, die Heizung, mehr nicht. Danach war ich allein und habe in der ersten Nacht nicht besonders gut geschlafen. Am nächsten Tag habe ich eine lange Wanderung gemacht, weil ich nachdenken wollte. Als ich zurückkam, fand ich den Park voller Polizisten, und den Rest wissen Sie.»
    Erst als Paolo Massimo aufhörte zu sprechen, wurde ihm bewusst, dass er aufgesprungen und unruhig in dem großen Raum umhergegangen war. Plötzlich störten ihn die gefleckten Kuhfelle unter seinen Füßen, die in Landhäusern als modischer Teppichersatz dienten.
    Jäh blieb er stehen, schaute sich beinahe erstaunt um, ging dann zur Hausbar und füllte ein Glas mit schottischem Whisky – zum ersten Mal seit Jahren, denn eigentlich trank er nicht.
    «Auch eins?» Fragend hob Massimo ein leeres Glas in Richtung des Anwalts, der mit verschränkten Armen an einer Säule lehnte und ihn beobachtete.
    «No, grazie.»
    «Haben Sie das neue Telefon?»
    «Ja, ich habe es.»
    «Dann fahren Sie jetzt bitte nach Florenz und besorgen Sie eins für Antonella. Ich muss dringend mit ihr sprechen. Es ist keine gute Idee, wenn ich sie von dem neuen Telefon aus anrufe und ihr Anweisungen gebe. Wahrscheinlich wird inzwischen auch Antonella abgehört. Sie überbringen ihr persönlich meine neue Nummer und ein neues Telefon. Nur so sind wir einigermaßen in Sicherheit. Es ist zum Kotzen, finden Sie nicht?»
    Massimo trank einen Schluck Whisky, erschrak über die Heftigkeit des Getränks und stellte das Glas angewidert weg.
    «So kann man es auch nennen», erwiderte der Anwalt. «Das mit den Telefonen wird nicht funktionieren, Dottore. Sie stehen unter Hausarrest, da können Sie nur telefonieren, wenn die Polizisten mithören. Ehe ich fahre, muss ich noch etwas mit Ihnen besprechen, Dottore. Es tut mir wirklich leid, aber vor ein paar Minuten habe ich erfahren, dass der tote Hardenberg mit großer Wahrscheinlichkeit im Kofferraum Ihres Wagens transportiert wurde … oder sich jedenfalls dort befunden haben muss. Es hat mich sehr erstaunt, das zu hören.»
    «Permesso?» Massimo starrte den Anwalt mit aufgerissenen Augen an.
    Anwalt Adriano Fattori kannte den Direktor der Banca libera schon seit vielen Jahren, hatte viele juristische Kämpfe für ihn ausgefochten, doch er hatte ihn noch nie die Fassung verlieren sehen.
    «Ich kann nur wiederholen, was die Polizei mit mitgeteilt hat: Es wurden Hinweise gefunden, dass sich die Leiche von Hardenberg im Kofferraum Ihres Wagens befunden hat.»
    «Non è possibile!» Massimo tastete nach dem Whiskyglas, hätte es beinahe umgestoßen.
    «Die forensischen Techniker haben ihre Untersuchungen noch nicht beendet, aber sie haben gesagt, dass alles darauf hindeutet …»
    «Pazzesco! È pazzesco! Wie soll er denn da hineingekommen sein, eh? Lassen wir das, avvocato. Kümmern Sie sich um Antonella. Ich muss dringend mit ihr sprechen.»
    Ein unbehagliches Zucken lief über das Gesicht des Rechtsanwalts, von den Augenlidern bis zu seinen Mundwinkeln. «Sie sollten zu den Ergebnissen der Untersuchung Ihres Fahrzeugs Stellung nehmen – wenigstens mir gegenüber, Dottore.»
    Paolo Massimo drehte das Whiskyglas in seiner rechten Hand, ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit kreisen und schaute dann direkt in die Augen seines Anwalts.
    «Ich habe nicht die geringste Ahnung, wer den toten Hardenberg in meinen Wagen gesteckt haben könnte. Ich jedenfalls habe es nicht getan. Ich war ungefähr drei Stunden spazieren, weil ich nachdenken wollte. Wer immer es war, hatte genügend Zeit dazu, finden Sie nicht?»
    «Durchaus denkbar.»
    «Durchaus, nicht wahr?»
    «Ja, natürlich.»
    «Ach, seien Sie doch nicht so verdammt servil! Wenn Sie mir nicht glauben, dann sagen Sie es. Sagen Sie: Wir brauchen eine Strategie, um Sie da rauszuhauen, obwohl ich es für möglich halte, dass Sie diesen deutschen Banker umgebracht haben! Und bitte fügen Sie hinzu: Ich

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