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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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noch exquisit getafelt hatte, ohne Mitgefühl bleiben? Vermutlich nicht. Und trotzdem verhielt es sich genau so.
    Massimo musste an einen Zwischenfall denken, der sich in seiner Jugend ereignet und ihn beinahe den Verstand gekostet hatte. Es geschah während eines Urlaubs mit den Eltern am Meer. Damals war er vielleicht fünfzehn oder sechzehn gewesen … er hatte plötzlich das Gefühl für den Wert des Geldes verloren und wusste von einer Sekunde auf die andere nicht mehr, wie viel hundert Lire oder tausend Lire wert waren, was man damit machen konnte, was Geld überhaupt bedeutete. Es hatte einen halben Tag gedauert, den er in Panik verbracht hatte, denn durch den Verlust dieses fundamentalen Wertes schien nichts mehr einen Wert zu haben. Auch alle anderen Eckpfeiler des Lebens waren ins Wanken geraten, nichts bedeutete mehr etwas. Die Menschen um ihn herum bewegten sich wie in einem sinnlosen Theaterstück. Warum bewegten sie sich überhaupt? Warum lebten sie? Warum machten sie, was sie machten? Und warum wussten sie, was er selbst nicht mehr wusste?
    Es war vorübergegangen. Die Dinge hatten ihren Platz wiedergefunden. Auf wunderbare Weise – er konnte sich bis heute nicht erklären, auf welche. Seinen Eltern hatte er verschwiegen, was mit ihm geschehen war. Aber er selbst hatte diesen Zustand nie vergessen und immer gehofft, dass er nie wiederkehren möge. Vermutlich war er damals knapp an einer Psychose vorbeigeschrammt, hatte für kurze Zeit eine Grenze überschritten.
    Vorsichtig bewegte Paolo Massimo seine Schultern, massierte dann mit einer Hand seinen Nacken. Spannungskopfschmerzen, dachte er, die Angst im Nacken. Warum musste er nur immer Diagnosen stellen und dabei in den Worten seines Vaters denken? Seiner Frau ging das auf die Nerven, sie nannte es zwanghaft. Wahrscheinlich hatte sie recht.
    Er musste einen Weg finden, mit Antonella zu sprechen, ohne abgehört zu werden. Sie mussten sich irgendwo treffen. Aber wie, solange zwei Carabinieri vor der Tür standen?
    Zwar hatte er seinen Anwalt losgeschickt, damit er billige Mobiltelefone mit Karte besorgte, eins für sich und eins für Antonella, aber er hatte keine Ahnung, ob das funktionieren würde. Immerhin war es eine Möglichkeit. Aber vermutlich eine schlechte, denn mit Sicherheit konnten die jeden Anruf, der von seinem Anwesen ausging oder dort ankam, genau verfolgen.
    La rete, dachte Massimo. Das Netz. Sobald man in Schwierigkeiten ist, bekommt es klebrige Fäden, an denen man hängen bleibt.
    In Massimos Rücken ertönte ein Räuspern, und als er nicht reagierte, ein Hüsteln.
    «Dottor Massimo? Könnten wir jetzt die Strategie besprechen, mit der wir gegen die Beschuldigungen des Staatsanwalts vorgehen werden?»
    «Wir brauchen keine Strategie», murmelte Massimo. «Ich habe Hardenberg nicht umgebracht, das ist Strategie genug.»
    Es dauerte eine Weile, ehe der Anwalt antwortete. «Es tut mir sehr leid, Dottore. Aber angesichts der bisherigen Indizienlage würde ich doch für eine Strategie plädieren. Sie müssten zum Beispiel gemeinsam mit mir genauestens rekonstruieren, was Sie gemacht haben, seit Sie sich nach dem Essen von Hardenberg getrennt haben. Alles: Wer könnte Sie wo gesehen haben? Läden, Tankstellen, Ihre Familie. Wer hat Sie hier draußen gesehen, mit wem haben Sie gesprochen?»
    «Madonna!»
    «Das ist wichtig! Was außerdem hilfreich wäre: Können Sie sich vorstellen, dass Hardenberg Feinde hatte? Innerhalb seiner Bank zum Beispiel, innerhalb Ihrer eigenen Bank und so weiter. Wissen Sie etwas über seine persönlichen Beziehungen, die Freundin, die Ehefrau? Alles ist von Bedeutung.»
    «Ich kannte ihn nicht besonders gut, und ich habe ihn nicht umgebracht.»
    «Das spielt keine Rolle. Wir müssen beweisen , dass Sie ihn nicht umgebracht haben.»
    «Ist das nicht vor allem Ihre Aufgabe als Anwalt?»
    «Durchaus, aber das kann ich nicht ohne Ihre Hilfe.»
    «Und ist es nicht die Aufgabe der Polizei und dieses lächerlichen Staatsanwalts, mir nachzuweisen, dass ich Hardenberg umgebracht habe?»
    «Natürlich ist es Aufgabe der Polizei, das zu beweisen, und ich nehme an, dass dieser Commissario Guerrini inzwischen recht aktiv geworden ist. Deshalb brauchen wir unsererseits gute Argumente und Beweise, Dottor Massimo!»
    «Ich kann nur sagen, was ich ständig wiederhole. Nach dem Gespräch mit Hardenberg war ich noch kurz in meinem Büro, danach habe ich zu Hause mein Gepäck abgeholt und bin direkt hierhergefahren. Ich habe

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