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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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ich es sehe.» Sie lächelte den Carabinieri zu, doch deren ausdruckslose Gesichter zeigten keine Reaktion.
    Plötzlich war Paolo Massimo nicht mehr froh über den Besuch seiner Assistentin und seines Anwalts. Ihre spöttische Art, mit seiner Situation umzugehen, machte ihn misstrauisch, und ganz fern streifte ihn der Gedanke, dass sie alle unter einer Decke stecken könnten, um ihn auszuschalten.

    Er ließ sich nichts anmerken, tat so, als freue er sich darüber, dass sie frische Hörnchen mitgebracht hatten und sizilianische Blutorangen. Fattori bereitete Caffè, und Antonella presste die Blutorangen aus. Massimo konnte nicht hinsehen. Ein merkwürdiges Mitbringsel für einen Mann in seiner Situation. Andererseits war Antonella auch unter normaleren Bedingungen stets um seine Gesundheit bemüht und darum, dass er genügend Vitamine und Mineralstoffe zu sich nahm.
    Es wurde ein seltsames Frühstück unter den Augen der jungen Carabinieri. Zunächst versuchten sie sich in belangloser Konversation, sprachen über das Wetter, die Qualität der Hörnchen, die schöne Aussicht. Dann aber fragte Antonella, ob der Dottor Massimo an diesem Morgen schon Radio gehört hätte. Als dieser verneinte, faltete sie die Hände und schloss kurz die Augen. Ihr Verhalten versetzte Massimo sofort in einen Zustand höchster Beunruhigung, denn Antonella schloss selten die Augen, nicht einmal beim Sex.
    «Die Rating Agentur Moody’s hat sechsundzwanzig italienische Banken herabgestuft», sagte sie langsam, und nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: «Auch unsere Bank ist dabei.»
    Massimo starrte auf das Glas mit Blutorangensaft, stand dann auf und schüttete es ins Spülbecken.
    «Mit welcher Begründung?» Er beobachtete, wie die rote Flüssigkeit allmählich versickerte.
    «Mit der Begründung, dass die italienische Wirtschaft in extrem schlechter Verfassung sei und die Auswirkungen dieser Situation auf die Banken unvorhersehbar. Prognose: negativ.»
    «Noch mehr schlechte Nachrichten?» Massimo versuchte, den überlegenen Boss der Banca libera zu geben, einen, den so schnell nichts aus der Fassung bringt. In Wirklichkeit trocknete gerade sein Hals aus, und die nächste Panikattacke kroch durch seine Eingeweide. Trotzdem gelang es ihm, erstaunt die Augenbrauen hochzuziehen und mit der Zunge diesen tadelnden Schnalzlaut zu produzieren, den alle gut kannten, die mit ihm zu tun hatten.
    «Eine ziemlich schlechte Nachricht gibt es noch … aber was wirklich dabei herauskommt, ist noch nicht sicher. Scheint, dass einer unserer Investmentbanker zu viel Kapital in australische und chinesische Staatsanleihen investiert hat, und weil China auch in Schwierigkeiten ist und Australien von China ab –»
    «Sie müssen mir keinen Vortrag über gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge halten, Antonella. Sagen Sie mir lieber, was passiert ist.»
    Antonella senkte den Kopf, ihr langes Haar fiel nach vorn und verbarg ihr Gesicht. «Na ja», sagte sie leise. «Es ist ein bisschen wie bei JP Morgan – nur nicht so schlimm.»
    «Wann ist das passiert?»
    «Vorgestern. Ich habe dauernd versucht, Sie zu erreichen, aber es hat niemand abgenommen. Ich nehme an, dass die Polizei das rote Telefon bereits konfisziert hatte.»
    Nein, dachte Massimo. Ich war spazieren und hatte das Telefon vergessen. Doch das behielt er lieber für sich.
    «Wer war es?», fragte er stattdessen.
    Antonella stöhnte und blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. «Ambrosiano. Er wollte unbedingt Ihr Okay zu diesem Geschäft. Aber weil er Sie nicht erreichen konnte, hat er es schließlich auf eigene Kappe gemacht. Er hielt es für ein gewisses Risiko, aber die Gewinnchancen erschienen ihm um ein Vielfaches höher. Es hätte ja auch in die andere Richtung gehen können.»
    «Soso, Ambrosiano … er hat immer schon dazu geneigt, seine Kompetenzen zu überschreiten. Warum, verdammt noch mal, geht sofort alles Mögliche schief, wenn ich einmal in meinem Leben eine Auszeit nehme! Wieso haben die immer noch nicht begriffen, dass eine Bank kein Spielkasino ist?» Massimo sprang auf und lief auf dem gefleckten Kuhfell im Kreis. Er brüllte, und es war ihm völlig egal, was die Anwesenden von ihm dachten. «Am ersten Nachmittag meiner Auszeit liegt eine Leiche an meiner Gartenmauer, setzt einer meiner fähigsten Investmentbanker jede Menge Geld in den Sand, dann werden wir herabgestuft, und ich sitze hier und kann nichts dagegen tun.»
    Jäh blieb er stehen und starrte seinen Anwalt

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