Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)
nicht erreichen. Darum hat sie mich und Luca zu Hilfe geholt. Deshalb sind wir hier. Hast du eine Ahnung, um was es sich da handelt?»
Danke, Santa Caterina und Santa Maria, dachte Laura. Nicht Angelo, nicht Vater, nicht Baumann, nicht Patrick!
«Lasst mich erst mal hören, was der Anrufbeantworter sagt, ja? Schön, euch alle hier zu sehen!»
Luca streifte seine Mutter mit einem etwas irritierten Blick und schaltete dann den Anrufbeantworter ein. Lautes Rauschen und Knacken, dann erst mischte sich eine leise Stimme unter die Geräusche, die immer wieder übertönt und nie so deutlich wurde, dass man sie mühelos hätte verstehen können. «Sie wollen doch … in Ruhe … leben. Mit Ihrer hübschen Tochter … und dem netten Sohn. Verständlich. Sehr verständlich. Sie wollen sicher nicht, dass ihnen was passiert, oder? Dann sollten Sie die Finger von bestimmten Nachforschungen lassen, Frau Gottberg. Ich nehme an, wir verstehen uns.» Mehr Rauschen, dann das penetrante Tuten des Besetztzeichens.
«Noch mal», sagte Laura und rückte näher an das Telefon heran. Luca drückte die Taste, und gemeinsam lauschten sie ein zweites Mal. Dann schaltete Luca den Anrufbeantworter aus.
«Wer ist das, Mama?» Sofias dunkle Augen erschienen Laura größer als sonst, und vor Aufregung wickelte sie Haarsträhnen um ihren Mittelfinger, eine Angewohnheit, die einfach zu ihr gehörte, seit sie ein kleines Mädchen war.
«Ich weiß es nicht genau, Sofi. Ich hab nur eine Ahnung … wahrscheinlich hat es mit meiner ziemlich erfolglosen Arbeit des heutigen Tages zu tun. Vielleicht war sie doch nicht so erfolglos … Kommt mit in die Küche, wir machen uns einen Tee, und dann erzähl ich euch ein bisschen.»
«Regst du dich gar nicht auf? Das ist eine Drohung gegen mich und Luca und auch gegen dich, Mama!»
«Ich würde es erst einmal als Warnung bezeichnen, Sofia. Zur Zeit werde ich sowieso von allen Seiten gewarnt, und das macht mich allmählich richtig wütend.»
«Wer warnt dich denn?» Ronald öffnete den Kühlschrank und knallte ihn gleich wieder zu. «Hast du kein Bier im Haus? Ich mag jetzt keinen Tee!»
«Nein, ich habe kein Bier. Du kannst dir Rotwein nehmen. Da drüben steht die Flasche.»
Manchmal benimmt er sich, als wäre er hier noch zu Hause, dachte Laura und beobachtete, wie Ronald ein Glas aus dem Schrank holte und dann das Etikett der Rotweinflasche studierte.
«Gut genug?», fragte sie gereizt.
«Na ja, ein Sizilianer eben. Nichts Großartiges, wenigstens trocken.»
Jetzt könnte ich sagen: Hast du jemals einen süßen Wein in dieser Wohnung gesehen? Aber den Gefallen tu ich ihm nicht, zu den alten Plänkeleien habe ich keine Lust.
Laura füllte den Schnellkocher mit Wasser. «Wer will außer mir noch eine Tasse Tee?»
Keine Antwort. Stattdessen schlürfte Ronald vernehmlich seinen ersten Schluck Wein und wiederholte dann seine Frage: «Wer warnt dich also, Laura? Wäre nett, wenn du endlich ein bisschen mehr rauslassen würdest. Wir sind nämlich alle besorgt. Ehrlich besorgt!»
Laura drehte sich zu ihrer Familie um, lehnte sich mit dem Rücken an die Spüle und überlegte, wie viel sie sagen konnte. Solange Ronald zuhörte, bestand die Gefahr, dass er sofort anfangen würde, selbst zu recherchieren. Der Mord an Hardenberg und verhinderte Ermittlungen wären eine tolle Story für ihn. Ronald war als freier Journalist immer auf der Suche nach sensationellen Storys.
«Also?» Sofia schaute inzwischen weniger erschrocken als neugierig, und Luca wippte ungeduldig mit dem rechten Fuß.
«Erst einmal möchte ich dir, Luca, und auch Ronald, danken, dass ihr euch sofort um Sofia gekümmert habt.»
«Schon gut, schon gut, Laura. Ich habe den Verdacht, dass du uns gar nichts erzählen wirst.» Ronald runzelte ärgerlich die Stirn und schenkte sich ein zweites Glas Wein ein.
«Quatsch! Also, hört zu: Ich war heute bei einem Geschäftsmann, der zwei Droh-SMS bekommen hat und einen Anruf. Er ist absolut überzeugt davon, dass die Russenmafia dahintersteckt, und er hat vor Angst richtig gezittert. Ich hab ihn erst einmal halbwegs beruhigt und wollte dann die SMS sehen und den Anruf hören. Er hat nämlich behauptet, dass sein Anrufbeantworter alles aufgezeichnet hätte. Aber dann fing er wieder an zu zittern und gestand, dass er alles gelöscht hätte. ‹Warum denn, um Himmels willen?›, hab ich gefragt. ‹Weil ich diese Drohungen nicht ertragen kann. Weil meine Frau einen Nervenzusammenbruch bekommt,
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