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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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lösen. Die Sache mit der Fusion sei absolut geheim und überhaupt nicht spruchreif. Es habe Kontakte gegeben, aber völlig unverbindlich. So etwas sei an der Tagesordnung in diesen Zeiten und nicht der Rede wert.
    Welche Rolle Hardenberg in diesem Zusammenhang gespielt hätte? Eigentlich keine.
    Weshalb er sich dann mit dem Chef der Banca libera getroffen hätte? Vermutlich vor allem privat.
    Ob Hardenberg für oder gegen die Fusion gewesen sei? Weder noch.
    Aber er hatte doch ein Vetorecht? Es gab aber noch keine Entscheidung.
    Und wenn es eine gegeben hätte? Hardenberg war unberechenbar, er hätte sich so oder anders entscheiden können.
    Wer ihn umgebracht haben könnte? Wer weiß, welche Verbindungen er in Italien hatte.
    Ob er mit der Sicherheitsfirma Saveguard zufrieden sei? Außerordentlich, eine sehr zuverlässige und fähige Firma. Die Fachleute von Saveguard hätten sogar entdeckt, dass irgendwer in seinem Büro Wanzen angebracht hatte.
    Ob die auch herausgefunden hätten, wer das gewesen sein könnte? Nein, leider nicht. Aber möglicherweise steckte Hardenberg dahinter. Er heckte gern solche Scherze aus, um alle auf Trab zu halten.
    Laura starrte an die Decke ihres Schlafzimmers. Sie hatte Mertens so konzentriert zugehört, dass sie jedes seiner Worte wiederholen konnte. Fazit: Hardenbergs Tod könnte ihm Vorteile bringen. In Bezug auf die alten Ermittlungen sagte er nicht die Wahrheit, und neue Ermittlungen waren ihm eindeutig unangenehm. Und Mertens war Laura unangenehm. Das sollte ihre Arbeit nicht beeinflussen, doch sie konnte es nicht leugnen. Trotzdem nahm sie zu seinen Gunsten an, dass er nicht heimlich nach Florenz gefahren war, um Hardenberg umzubringen, und er war ziemlich sicher kein Hacker, der die Geheimnummern von Kripobeamten ausspionierte. Aber er hatte die Möglichkeit, Leute zu bezahlen, die so etwas konnten.
    Blödsinn, dachte Laura. Mertens ist ein angesehener Banker, der seine Karriere bestimmt nicht durch so riskante Aktionen aufs Spiel setzen würde.
    Der andere Manager der Hardenberg Bank, Simon Patulla, hatte eindeutig Angst gehabt, und das Gespräch mit ihm war keineswegs so verlaufen, wie Laura es ihrer Familie vorgespielt hatte. Außerdem lag die Morddrohung der angeblichen Russenmafia zwei Jahre zurück, Laura hatte davon in den Ermittlungsakten gelesen, die ihr zugespielt worden waren. Als Laura ihn darauf angesprochen hatte, begann sein rechtes Auge nervös zu zucken, was er das restliche Gespräch über mit dem Druck seines Zeigefingers unter Kontrolle zu bringen versuchte, ohne dass es ihm gelungen wäre. Patulla war Investmentbanker, ein bisschen dicklich, Ende dreißig, trug eine Brille mit roter Fassung und hatte einen dazu passenden rötlichen Schnurrbart und rötliches Haar, das wohl gefärbt war. Seine Augen wanderten unruhig umher, von Laura zu den Bildschirmen über seinem Schreibtisch, manchmal auch auf den Boden. Laura fragte ihn nach den Immobiliengeschäften in Italien, deretwegen die «Russenmafia» ihn erpressen wollte. Er schüttelte den Kopf und lachte nervös. Das sei alles Schnee von gestern und längst aus der Welt, diese Geschäfte hätte es nie gegeben. Diesen Erpressungsversuch hätten ganz gewöhnliche Kriminelle unternommen – sie hätten es einfach mal versucht, quasi als Test. So etwas passiere eben, wenn man mit viel Geld jongliere. Er hatte tatsächlich «jonglieren» gesagt, und sein Auge hatte noch heftiger gezuckt, offenbar war es ihm herausgerutscht.
    Wie denn dieser Erpressungsversuch damals ausgegangen sei, hatte Laura gefragt, ob er denn bezahlt hätte. Er verneinte etwas zu heftig. Die Firma Saveguard hätte die Sache schnell aufgeklärt und in Ordnung gebracht. Wie, das könne er nicht sagen – Hauptsache, in Ordnung!
    Auch Patulla mit seiner roten Brille und dem grauen Maßanzug, der seine Fettpolster nur mühsam kaschierte, war Laura unangenehm gewesen, und sie hatte ihm kein Wort geglaubt. Vermutlich existierten die Immobiliengeschäfte mit Italien durchaus, und möglicherweise war ihm außer der Firma Saveguard noch niemand draufgekommen. Das war nur eine Hypothese, aber eine durchaus plausible, und sie würde die Ängstlichkeit des Doktor Patulla erklären. Falls allerdings Hardenberg etwas über Patullas Nebenverdienst herausgefunden hatte, dann könnte es ein Mordmotiv sein. Vielleicht war Patulla auch besonders gut mit Computern und hatte ihre Nummer herausgefunden. Es erschien Laura nicht unmöglich. Jemand, der ernsthaft um

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