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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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erfahren, was Massimo sich ausgedacht hatte. Deshalb griff er nach seinem Glas und hob es ein wenig an, genau wie Massimo. Sie stießen nicht an, das wäre doch zu weit gegangen, aber immerhin prosteten sie einander ansatzweise zu.
    «Ein hervorragender Wein, finden Sie nicht, Commissario?»
    «Nicht schlecht, aber ich bevorzuge den Brunello. Er ist weicher und fruchtiger.»
    «Sie haben durchaus recht, trotzdem schätze ich den herben Wein der Chianti-Region ganz besonders.»
    Du mieser Taktierer, dachte Guerrini. Mit diesem Gequatsche willst du mich weichkochen. Ich soll innerlich zittern vor Anspannung und Furcht vor deiner Nervenstärke und dem Wissen, das du über mich hast, was? Aber den Gefallen tu ich dir nicht! Ich weiß genau, was du vorhast.
    «Nun, gut, dann kommen wir zur Sache, Commissario. Sie wurden doch vor ein paar Jahren in das schöne Siena versetzt, obwohl das in Ihren beruflichen Plänen gar nicht vorgesehen war. Ein bedauerlicher Unfall, sozusagen. Kann jedem passieren, vero?»
    «Vero», stimmte Guerrini beinahe heiter zu. Massimo streifte ihn mit einem missbilligenden Blick und sprach schnell weiter.
    «Die Lebenswege meiner Mitmenschen interessieren mich, vor allem, wenn es sich um Mitarbeiter oder Geschäftsfreunde handelt. In diesem Fall sind wir ja beinahe Geschäftsfreunde.»
    Guerrini schwieg und folgte mit den Augen einem großen Bussard, der aus einem der Olivenbäume aufgeflogen war. In weiten Kreisen schraubte sich der Raubvogel immer höher, ließ sich plötzlich im Sturzflug fallen und verschwand.
    «Sie sind nicht sehr gesprächig, Commissario. Aber das macht in diesem Fall nichts, denn ich bin ja derjenige, der die Geschäftsidee hatte, nachdem Sie mir das Signal gegeben haben, dass Sie verhandlungsbereit sind.»
    Er ist richtig gut, dachte Guerrini. Seine Unverschämtheit grenzt ans Kriminelle. Er hat bei seinem Vater, dem Psychiater, verdammt gut aufgepasst.
    «Wenn ich richtig informiert bin – und davon gehe ich aus –, haben Sie vor fünf Jahren einen meiner Geschäftsfreunde und Kunden beinahe ruiniert. Sie haben erstaunliche Informationen über ihn zusammengetragen und wirklich hervorragende Ermittlungsarbeit geleistet. Gratulation, Commissario. Allerdings ist mir bei einigem Nachdenken aufgefallen, dass Sie diese Informationen nur aus ganz bestimmten Kreisen bezogen haben konnten. Diese Kreise werden der organisierten Kriminalität zugeordnet, man könnte es auch Mafia nennen. Solche Informationen bekommt man außerdem nicht geschenkt. Es liegt also nahe, dass Sie eine Gegenleistung erbracht haben. Hinzu kommt noch, dass offensichtlich auch Ihr Vater Geschäfte im Umkreis der Camorra tätigt oder getätigt hat, falls meine Informanten recht haben …»
    Diesen letzten Satz ließ Massimo im Ungefähren enden. Er schien nun doch ein bisschen ungeduldig auf Guerrinis Reaktion zu warten.
    Sie fiel anders aus, als er erwartet hatte.
    «Und weiter?», sagte Guerrini einfach.
    «Ich nehme an, dass Sie keineswegs so abgebrüht sind, wie sie erscheinen möchten, Commissario.»
    Guerrini antwortete mit einem unwilligen Knurren und beobachtete weiter den Bussard, der wieder aufgeflogen war, ein kleines Tier in seinen Fängen, vermutlich eine Maus.
    «Bene! Mir ist aufgrund dieser Informationen eingefallen, auf welche Weise wir ins Geschäft kommen könnten und wie wir eine ungefähr ähnliche Ebene erreichen: ich unter Mordverdacht und Hausarrest und Sie vom Dienst suspendiert und Gegenstand eines langwierigen Ermittlungsverfahrens wegen Zusammenarbeit mit der Mafia. Ob Sie unschuldig sind oder schuldig, Commissario, wird zunächst niemanden interessieren. Das Verfahren wird seinen Lauf nehmen, und Sie müssen ohnmächtig zusehen. Genauso ohnmächtig wie ich, ob schuldig oder unschuldig.»
    «Weiter!» Guerrinis Antwort klang wie ein Befehl.
    «Was wollen Sie denn noch hören?»
    «Ich will wissen, wie das Geschäft aussieht, das Sie mir sicher gleich vorschlagen werden. Und beeilen Sie sich ein bisschen, ich habe keine Lust, den gesamten Abend mit Ihnen zu verbringen und erdigen Chianti zu trinken, Dottor Massimo.»
    Der Präsident der Banca libera fuhr auf. «Ich habe nicht vor, Ihnen ein Geschäft anzubieten, Commissario Guerrini. Ich wollte Ihnen nur meine Überlegungen offenlegen und Ihnen überlassen, was wir gemeinsam damit anfangen könnten. Ihre Antwort erwarte ich nicht sofort.»
    Guerrini unterdrückte mühsam den Impuls aufzuspringen und Massimo anzubrüllen.

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