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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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ein, deshalb sagte er einfach: «Diesen Mistkerl werden wir schon drankriegen, Commissario. Vielleicht geht ja seine ganze Bank mit ihm hoch. Möglich ist doch alles.»
    «Ja, vielleicht», erwiderte der Commissario und bat Tommasini, bei der Abzweigung der Via Esterna di Fontebranda anzuhalten. «Ich hab heute keine Lust mehr auf die Questura, ich geh zu Fuß nach Hause. Einen schönen Abend und Grüße an deine Frau.» Damit stieg er aus und machte sich auf den Weg zur Stadt hinauf. Tommasini schaute ihm ein paar Sekunden lang nach. Er fing an, sich Sorgen zu machen.

Die Vorsichtsmaßnahmen für den neuen Tag hatten sie beim Frühstück besprochen. Laura brachte Sofia zur Schule, Ronald begleitete Luca. Beide würden nach dem Unterricht mit Freunden nach Hause gehen und dort auch übernachten.
    «Aber dann bist du allein, Mama!», sorgte sich Sofia auf der Fahrt zur Schule.
    «Sofi, ich bin Kriminalhauptkommissarin, ich verspreche dir, dass ich heute meine Dienstwaffe mitnehmen werde, und vielleicht übernachte ich noch mal bei deinem Großvater.»
    «Ich glaube nicht, dass Opa dich beschützen kann.»
    «Mich muss er nicht beschützen. Ich kann selbst auf mich aufpassen.»
    «Aber sonst ist Peter Baumann bei dir, wenn du arbeitest. Er beschützt dich doch auch!»
    «Wir beschützen uns gegenseitig, Sofia.»
    «Wieso war er dann allein bei McDonald’s?»
    «Weil er auf dem Weg nach Hause noch Pommes mit Majo essen wollte. Außerdem hatte er Bereitschaftsdienst und ich nicht.»
    Lauras Antworten überzeugten Sofia überhaupt nicht. Zum Glück hatten sie inzwischen die Schule erreicht, und Laura konnte ihren Wagen nur kurz im Halteverbot stehen lassen. Sofia küsste ihre Mutter auf beide Wangen, winkte beinahe gleichzeitig einer ihrer Freundinnen zu und rief, auf einmal sehr fröhlich: «Ciao, Mama. Pass gut auf dich auf!»
    Dann war sie weg und Laura gab langsam Gas. Nein, sie war nicht ernsthaft besorgt. Wer immer auf ihren Anrufbeantworter geflüstert hatte, war eher dumm als gefährlich. Aber wie sollte sie weiter vorgehen? Irgendwie musste sie mehr über den internen Zustand der Banken herausfinden. Aber sie kannte keinen Banker näher. Laura fiel nur ihr Anlageberater ein. Nicht, dass sie viel anzulegen hätte, aber sie war immerhin Besitzerin eines kleinen Aktienpakets von Windkraftwerken. Ein Geschenk des alten Emilio Gottberg zu ihrer Scheidung von Ronald. «Bisschen Wind unter deine Flügel blasen», hatte er damals lächelnd gesagt, und sie war ihm sehr dankbar gewesen. Hin und wieder kaufte sie ein paar Aktien dazu, und so wuchs das Paket sehr langsam, aber stetig.
    Sie mochte diesen Bankangestellten, obwohl sie nicht besonders häufig mit ihm zu tun hatte. Er war Halbitaliener, wie sie selbst, rothaarig, sommersprossig, extrem schlank, Mitte fünfzig. Er hieß Florian Fornello. Beim letzten Besuch hatte er ihr erzählt, dass er leidenschaftlicher Radfahrer sei und am liebsten Profiradler geworden wäre.
    Florian Fornello konnte bei ihrer Unwissenheit über Bankinterna möglicherweise Abhilfe schaffen. Sie hielt kurz in der zweiten Reihe, rief ihre Bank an und ließ sich mit Fornello verbinden. Er war hocherfreut, dass sie ihn noch an diesem Tag sprechen wollte.
    «Passt Ihnen ein Termin um zehn Uhr, Frau Gottberg? Da hat ein Kunde abgesagt. Für mich wäre das ein sehr günstiger Zeitpunkt.»
    «Ja, passt», erwiderte Laura und überlegte kurz, weshalb Fornello wohl betont hatte, dass es für ihn ein sehr günstiger Zeitpunkt sei. Vielleicht würde sie ihn danach fragen.
    Der Termin um zehn ließ ihr genügend Zeit, Peter Baumann im Krankenhaus zu besuchen. Am Max-Weber-Platz blieb sie fünf Minuten im Stau stecken und schaute den Fußgängern zu, die zum Eingang der U-Bahn strömten und im Untergrund verschwanden. Ein Obdachloser verkaufte die Zeitung für «Bürger in sozialen Schwierigkeiten», doch die Bürger ohne soziale Schwierigkeiten eilten an ihm vorüber. Laura dachte an den Obdachlosen Ralf, der sich jetzt vermutlich stolz «Clochard» nannte und irgendwo in Südfrankreich herumhing. Eine einzige Postkarte hatte er geschickt, seitdem hatte sie nie mehr von ihm gehört. Ein richtiger Philosoph war Ralf gewesen, der den heißen Sommer vor zwei Jahren ziemlich aufgemischt hatte.
    Manchmal würde ich mich gern mit ihm unterhalten, dachte Laura. Er hatte so ungewöhnliche Ideen. Es ist gut, wenn man die Welt immer mal wieder durch andere Augen sieht. Jetzt sind also die Augen von Bankern dran.

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