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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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jetzt singen: Der Stern ist fern, fern ist der Stern…
    Mir blieb nicht viel Zeit, über meine imbezille Wahrnehmung nachzudenken. Noch immer strahlend lächelnd, eilte das wunderbare Geschöpf auf mich zu, umarmte mich und sagte: »Nun hat alles ein Ende für dich, mein armes Hänschen. Niemand auf diesem Planeten vermag dich jetzt noch festzuhalten.«
    Ich dachte: Der Professor soll kommen und mich untersuchen, ich verlange einen Test… Im selben Augenblick erfüllte sich mein Wunsch. Professor Grasmais, ein wenig farblos im Gesicht, stand vor der noch immer geöffneten Tür und verneigte sich schweigend.
    »Ich war nie auf dem sechsten Mond«, flüsterte ich, »es gibt keine Roboter…«
    »Hast du mich nach so kurzer Zeit schon aus dem Gedächtnis verloren?« fragte Aul bekümmert. »Sieh mich doch richtig an…«
    Ich blickte in ihre wunderschönen Augen, sah den sinnlichen Mund, den ich so oft geküßt hatte, und wußte, es war keine Täuschung, ich war nicht verrückt. Vor mir stand wirklich und wahrhaftig Aul. »Sternschnuppchen«, flüsterte ich, »mein Mondmädchen, träume ich? Sag mir, daß ich wach bin und daß du wirklich vor mir stehst, daß du vom sechsten Mond kommst…«
    Aul lachte und kniff mir in die Ohren. »Endlich hast du die Sprache wiedergefunden, und endlich habe ich dich wieder. Der sechste Mond war wie ausgestorben, als du nicht mehr bei mir warst. Du solltest mir jetzt einen Kuß geben, dann wirst du wissen, daß ich es bin.«
    Ich befolgte ihren Rat; zuerst zögernd, dann riß mich ihre Leidenschaft mit, versetzte mich für Augenblicke wieder auf den Jupitertrabanten. Es war, als befänden wir uns im Tunnellabyrinth oder unter den Sträuchern im Garten ihres Vaters. Erst ein Geräusch an der Tür rief mich in die Gegenwart zurück.
    Ernst, sich der Größe und Bedeutung dieser Stunde bewußt, trat Professor Grasmais näher. Respektvoll sagte er: »Es ist mir, wie Sie sich denken können, Herr Weyden, äußerst unangenehm, Sie in eine so peinliche Lage gebracht zu haben. Doch Sie werden Verständnis für mich aufbringen, lieber Herr Weyden. Wie hätte ich auch nur im entferntesten ahnen können… Bitte, verzeihen Sie…«
    Ich hatte keine Ahnung, wie es Aul gelungen war, den Professor von ihrer außerirdischen Herkunft zu überzeugen. Nun war der Augenblick gekommen, den ich so oft herbeigesehnt hatte. Ich verhehle nicht mein Triumphgefühl, das ich bei seinem Mea culpa empfand. Für einen Augenblick dachte ich sogar daran, ihn zu fragen, wieviel drei mal vier sei, doch ich beherrschte mich, konnte ihm aus bitterer Erfahrung nachempfinden. Sein ehrerbietiger Respekt genügte mir.
    »Wie ist es möglich, Herr Professor«, fragte ich, »daß Sie Aul nicht ebenfalls für eine Psychopathin halten?«
Grasmais schwieg verlegen.
Aul erklärte vorwurfsvoll: »Er wollte mich anfangs sogar hierbehalten. Ich brauchte sehr viel Geduld und überzeugende Argumente.«
Wie der Professor jetzt vor mir stand, tat er mir ein wenig leid. Versöhnend sagte ich: »Sie haben gesehen, wohin scheinbar unglaubwürdige Behauptungen führen können, Professor. Behalten Sie Ihr Wissen für sich, wenn ich Ihr gastliches Haus verlassen habe. Noch einmal wird Aul nicht als Deus ex machina in Erscheinung treten. Trotzdem möchte ich für alle Fälle ein Gutachten von Ihnen.«
»Die Papiere werden bereits ausgestellt«, ereiferte sich Grasmais, »Sie werden völlig rehabilitiert.«
Ich hatte meine eigenen Vorstellungen von einem Gesundheitszeugnis, bat ihn, mir zeitweiligen Gedächtnisschwund zuzubilligen. Es war eine Sicherheitsvorkehrung, die mich davor bewahrte, noch einmal den Nachweis erbringen zu müssen, wo ich mich fünfeinhalb Monate aufgehalten hatte. Der Professor war bereit, alles zu diktieren, was ich von ihm verlangte. Als er schon an der Tür war, wandte er sich noch einmal um, fragte etwas durcheinander: »Wenn ich mir noch eine Frage erlauben dürfte, Fräulein Aul – man kommt ja so selten mit Menschen von anderen Sternen zusammen –: Wie haben Sie es nur angestellt, sich unsichtbar zu machen?«
Aul antwortete prompt: »Dieser Vorgang läßt sich leicht erklären. Wir verwenden dazu das Medium der dritten hyperboralen Terrastie, das sogenannte Noumenon. Die einfallenden Lichtstrahlen werden durch ein Magnetfeld abgeschirmt, ein Pulsempfänger bestimmt ihre Frequenz, gleichzeitig werden R-Wellen mit verkürzter Amplitude ausgesendet. Dadurch entsteht, wie Sie wissen, der negative Quilraum…«
Ich

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