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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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folglich lebt es in einer Dimension…«
»Sternschnuppchen, ich glaube dir aufs Wort.« Ich kapitulierte seufzend. »Ich brenne darauf, mir euer Wissen im Schlaf eintrichtern zu lassen.«
»Hat dir Me auch die Folgen angedeutet?«
»Was für Folgen?«
»Umprogrammiert, wirst du nur noch von Nahrungskonzentraten leben. Sie hinterlassen keinen Verdauungsrückstand…«
Ich ahnte, worauf sie hinauswollte. Einige Organe mußten dann zwangsläufig ihre Funktion einbüßen. Magen und Darm würden zum Beispiel verkümmern. Warum mußte sie mich gerade jetzt darauf aufmerksam machen? »Und was geschieht Weiter?«
Gelassen, als spräche sie über die Zubereitung von Apfelmus, erläuterte sie: »Auf längere Zeit werden also Dickdarm, Mastdarm, Dünndarm, der Zwölffingerdarm und andere Organe degenerieren. Die meisten deiner Eingeweide, einschließlich des Magens sowie…«
»Hör auf!« fiel ich ihr ins Wort. »Du raubst mir jede Poesie. Es ist einfach unappetitlich…«
»Weshalb?« fragte sie unschuldig. »Ich wollte dich nur auf einen späteren Eingriff vorbereiten.«
»Willst du mir angst machen?« Ihre Ankündigung hatte mich tatsächlich etwas aus der Fassung gebracht. Aber wahrscheinlich, beruhigte ich mich, haben sie auch hierfür eine einfache Methode. Die Empiriker und Scholastiker kannten keine Skalpells.
Sie schlang ihre Arme um mich. Ihr Haar bedeckte mein Gesicht. »Nein, Lieber, ich will dir keine Angst machen. Ich will mich nur darauf einstellen, dich nie wiederzusehen. Ich selbst habe schreckliche Angst…«
»Still«, unterbrach ich sie, »schon deinetwegen würde ich zurückkommen.«
»Bestimmt?«
»Ich schwöre es.«
Wir sagten nichts mehr. Beide fühlten wir, daß es keinen endgültigen Abschied geben durfte und es ihn auch nicht geben würde.
Denn Liebende sollen die Fähigkeit haben, in die Zukunft sehen zu können.
    Das irdische Gekläff des Dackels riß uns aus unserer Versunkenheit. Fritzchen war mit dem zweiten Transporter angekommen. Waldi führte einen Freudentanz auf, als er uns erblickte. Er quietschte und kläffte, als sei ihm eine Ahnung gekommen, wohin die Reise führte.
    Mit dem Eintreffen der beiden begann die nervöse Geschäftigkeit der Vorbereitungen für den Abflug. Die Besatzung überprüfte die Antriebs- und Steuerungsanlagen und was dergleichen mehr erforderlich war. Eine der beiden »Plötzen« tauchte wieder auf, brachte mir das versprochene Sende- und Empfangsgerät. Es war tatsächlich der gleiche Glaskörper mit den weißen Knöpfen und den vielen Zeigern auf dem Zifferblatt, den ich damals auf der Wiese gefunden hatte. Aul unterrichtete mich in seiner Handhabung. Es war leicht zu bedienen; man brauchte nur die Zeiger in ein bestimmtes Verhältnis zueinander stellen und die Energie einschalten. Wir probierten es einige Male.
    Mein Unterricht wurde durch ein erregendes Ereignis unterbrochen. Fritz brachte meine Kleidung. Die Wäsche, noch genauso schmutzig wie bei der überhasteten Abreise, die zerbeulten Hosen, die Schuhe mit den schiefgelaufenen Absätzen – es war, als wäre die Erde zu mir gekommen, schäbig zwar und armselig, aber mir war zumute, als vertausche ich mein Trikot mit der besten Sonntagskleidung. Der Kleiderwechsel löste eine beinahe feierliche Stimmung in mir aus. Die »Quil«, Me, der Alte und selbst Aul waren zeitweilig in irgendwelcher Schublade meines Gehirns als Erinnerung verwahrt. Ich hatte nur noch Sinn für das Kommende.
    Der endgültige, wirkliche Abschied kam dann genauso überraschend wie mein Abflug von der Erde. Zwischen Aul und mir war alles gesagt worden. Die drei von der Besatzung und Fritzchen warteten. Unser Abflug unterlag einem genauen Zeitplan.
    Aul stand mir bei. Sie blickte mich unentwegt an. Fritz erlaubte sich eine Bemerkung, die sich auf den Start bezog. Aul nickte ihm zu und reichte mir die Hand. Ich wollte etwas sagen, aber sie legte den Finger an die Lippen. Ich verstand sie, was sollten jetzt noch Worte?
    Am Ausstieg wandte sich Aul noch einmal um. Sie weinte. »Ich komme wieder«, flüsterte ich.
Aul hatte meine Worte vielleicht nicht mehr gehört, denn sie
    klangen zusammen mit dem feinen, singenden Ton der Antriebsaggregate. Sekunden später verspürte ich das Vibrieren. Wir lösten uns von der »Quil«.
    Nach Fritzchens Angaben mußten wir drei Wochen unterwegs sein. Ich war froh, daß mich wenigstens ein bekanntes Wesen aus dem Trio des sechsten Mondes begleitete. Zwar ließ sich mit Fritzchen keine richtige Unterhaltung

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