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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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umprogrammiert bin, verwandle ich dich in eine negative Größe aus Antimaterie.«
Mein Scherz verklang ohne Echo. Später sagte sie sehr sachlich: »Wenn die Wirkung des Konzentrats nachläßt, darfst du nicht wieder soviel Bratkartoffeln essen.«
Ich versprach, ihren Rat zu befolgen. »Abends werde ich versuchen, den sechsten Mond mit dem Fernrohr zu beobachten. Vielleicht kannst du ein Lichtsignal geben…«
Sie ging auf meine schnurrige Idee ein und erläuterte, weshalb dies nicht möglich sei. Dann fügte sie hinzu: »Du wirst auch anderes zu tun haben, als den Jupiter zu betrachten. Auf eurem Planeten warten viele Abwechslungen auf dich.«
Ich überhörte ihre Anspielung. »Warum kann man eigentlich nicht den Transporter optisch oder durch Radar orten? Es gibt Raumkörper, die die Erde umkreisen, vielleicht hat man inzwischen sogar Raumstationen errichtet – die müßten uns doch sehen, wenn wir ankommen.«
Über ihr Gesicht huschte ein mattes Lächeln. Sie erklärte mir, was ich längst wußte. Elektronische Einrichtungen verschluckten jeden empfangenen Impuls. Sehen oder hören konnte man aber nur, wenn das ausgesandte Signal zum Absender zurückkam. Nur zweimal war diese Schutzvorrichtung versehentlich nicht in Betrieb gewesen – diesem Zufall verdankte ich das Abenteuer meines Lebens.
Nachdem mich Aul darüber aufgeklärt hatte, fuhr sie fort: »Im Grunde ist es auch unwichtig, ob man euch ortet oder nicht ortet. Du hast mir einmal gesagt, es sei unmöglich, die Erde zu vergessen. Nach deinen Bemerkungen über den sechsten Mond, den du sogar Scheißmond genannt hast, wird dir die Erde wie ein Paradies vorkommen. Deine vielen Weiber werden dich verwöhnen…«
Sie war nicht abzulenken. Das »Ewigweibliche« bestimmte in diesen Abschiedsminuten ihr Denken und Fühlen. Ich küßte sie. »Engel, Sternschnuppe, Haar der Berenike, wie oft muß ich dir noch sagen, daß ich keine Weiber habe! Ich habe nur noch dich, denn selbst meine Frau wird sich inzwischen mit meiner Abwesenheit abgefunden haben. Natürlich gibt es einige Probleme, wenn ich so plötzlich vor ihr stehe. Ich muß mir schon eine gescheite Ausrede einfallen lassen, denn meine Frau ist eifersüchtig wie ein Pinguin…«
»Was ist das, ein Pinguin?«
»Ein Eisvogel.«
»Und der ist eifersüchtig?«
»Weiß nicht, ich nehme es an.«
Sie tat einen tiefen Atemzug, der sich wie eine herzzerreißende Klage anhörte.
»Sternschnuppchen, kleines, dummes, gescheites Mondmädchen, sei doch endlich vernünftig und freu dich mit mir. Diese acht Tage sind wirklich wichtig für mich. Ich bin schließlich, wie Me treffend bemerkte, ein gesellschaftliches Wesen. Folglich habe ich auch anderen gegenüber soziale Verpflichtungen. Soll meine Frau vielleicht meine Schulden bezahlen? Es sind Abzahlungsraten fällig, der Kühlschrank ist noch nicht bezahlt, die Miete muß beglichen werden, und die Versicherung hat noch den Jahresbeitrag zu bekommen…« »Was für eine Versicherung?« unterbrach sie mich.
»Die Lebensversicherung. Ich werde meinen Abflug so tarnen, daß man glaubt, ich wäre verunglückt – bei Selbstmord zahlen sie nämlich nicht…«
Aul fing auf einmal an zu lachen. »Ist das komisch«, prustete sie, »Lebensversicherung – wer versichert euch das Leben?«
Ich bemühte mich, ihr die Zusammenhänge zu erklären, aber sie wollte oder konnte mich nicht verstehen. »In welcher Dimension lebst du eigentlich?« knurrte ich schließlich resigniert.
Völlig ernst antwortete sie: »In der fünften.«
»So, in der fünften. Mir genügen drei, um den Abschluß einer Lebensversicherung zu begreifen. Kannst du mir erklären, was es außer Länge, Breite und Höhe noch geben könnte?«
»Noch sehr vieles«, wurde ich belehrt, »es gibt zum Beispiel periodische und aperiodische Pulsationsräume. Die Raumstruktur verändert sich mit zunehmender Geschwindigkeit. Auch spielen das Kraftfeld und der Zeitfaktor eine Rolle…«
»Und dann gibt es noch den fünften Quilraum und die dritte hyperborale Terrastie…«
»Das geht bereits in die Mathematik«, sagte sie belustigt. »Eigentlich ist die Entwicklung zu immer umfassenderen Dimensionen gar nicht so schwierig zu verstehen. Für einen niederen Organismus besteht die Welt nur aus einer oder aus zwei Dimensionen. Ein Wurm zum Beispiel benötigt für seine Existenz nur die Länge und Breite, einem Spermatozoon genügt allein die Länge, ihm ist nur der eine geradlinige Weg zur weiblichen Eizelle einprogrammiert –

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