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Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gewisser Grenzen – mehr oder weniger als Sonderzulage des Amtes. Doch falls dies der Fall war, ging es Grey nichts an – es sei denn, es stand irgendwie mit den Bergbewohnern und ihrer Rebellion in Verbindung.
    So amüsant es auch war, Fettes und Cherry bei der Arbeit zu beobachten, er schnitt ihnen mit einem knappen Nicken das Wort ab und lenkte das Gespräch ohne Umschweife wieder auf die Rebellion zurück.
    »Was für Nachrichten habt Ihr denn von den Rebellen bekommen, Sir?«, fragte er den Gouverneur. »Denn in solchen Fällen ist die Ursache der Rebellion ja meistens ein konkreter Grund zur Klage. Was ist es?«
    Warren sah ihn mit offenem Mund an, schloss ihn langsam und überlegte einen Moment, bevor er antwortete. Grey hatte das Gefühl, dass er kalkulierte, wie viel Grey wohl durch andere Quellen herausfinden würde.
    So viel ich kann, dachte Grey und gab sich den Anschein neutralen Interesses.
    »Nun, was das betrifft, Sir …, so war der Zwischenfall, der am Beginn der … äh … Schwierigkeiten stand …, die Festnahme zweier junger Bergbewohner, denen man vorwarf, in einem Lagerhaus in King’s Town gestohlen zu haben.« Man hatte die beiden öffentlich ausgepeitscht und ins Gefängnis geworfen, woraufhin …
    »Nach einem Gerichtsverfahren?«, erkundigte sich Grey. Der Blick des Gouverneurs ruhte blutunterlaufen, aber kühl auf ihm.
    »Nein, Oberst. Sie hatten kein Recht auf ein Gerichtsverfahren.«
    »Ihr habt sie auspeitschen und einkerkern lassen … auf wessen Anordnung? Des geschädigten Kaufmanns?«
    Warren richtete sich ein wenig auf und hob das Kinn. Grey sah, dass er sich hatte rasieren lassen, doch eine Stelle seines schwarzen Backenbartes war übersehen worden; sie malte sich in seiner Wangengrube ab wie eine Hautunreinheit, ein haariges Muttermal.
    »Ich habe nichts dergleichen getan, Sir«, sagte er kalt. »Die Strafe wurde durch den Magistrat in King’s Town verhängt.«
    »Und das ist?«
    Dawes hatte mit einer kleinen Grimasse die Augen geschlossen.
    »Richter Samuel Peters.«
    Grey bedankte sich kopfnickend.
    »Hauptmann Cherry wird Richter Peters morgen besuchen«, sagte er freundlich. »Und die Gefangenen ebenfalls. Ich gehe davon aus, dass sie noch in Haft sind?«
    »Nein, das sind sie nicht«, meldete sich Mr. Dawes, der plötzlich aus seiner Verkörperung einer Schlafmaus auftauchte. »Sie sind eine Woche nach ihrer Festnahme entflohen.«
    Der Gouverneur warf seinem Sekretär einen kurzen, irritierten Blick zu, nickte aber widerstrebend. Auf weiteres hartnäckiges Nachfragen wurde eingeräumt, dass die Schwarzen durch Hauptmann Cresswell Protest gegen die Behandlung der Gefangenen eingelegt hatten. Da die Gefangenen jedoch schon entkommen waren, als der Protest eintraf, hatte man es nicht für nötig befunden, etwas in der Angelegenheit zu unternehmen.
    Grey fragte sich kurz, durch wessen Gönnerschaft Warren seine Position erlangt haben mochte, ließ den Gedanken jedoch fallen, um weitere Erkundigungen einzuholen. Der erste Gewaltausbruch war ohne Warnung erfolgt, sagte man ihm, in Form in Brand gesetzter Zuckerrohrfelder auf einer abgelegenen Plantage. Die Nachricht hatte Spanish Town mehrere Tage später erreicht, und inzwischen hatte bereits die nächste Plantage ein ähnliches Schicksal erlitten.
    »Hauptmann Cresswell ist natürlich sofort hingeritten, um sich die Sache anzusehen«, sagte Warren schmallippig.
    »Und?«
    »Er ist nicht zurückgekehrt. Die Schwarzen haben kein Lösegeld für ihn gefordert, aber auch nicht verlauten lassen, dass er tot ist. Möglich, dass er bei ihnen ist; möglich, dass er es nicht ist. Wir wissen es einfach nicht.«
    Grey musste den Blick unwillkürlich auf Dawes richten, der zwar eine unglückliche Miene zog, aber kaum merklich mit den Achseln zuckte. Es stand ihm schließlich nicht zu, mehr zu sagen, als der Gouverneur wünschte, oder?
    »Damit ich es richtig verstehe, Sir«, sagte Grey und gab sich keine Mühe, seinen gereizten Unterton zu unterdrücken. »Ihr habt seit dem ursprünglichen Protest keinen Kontakt mit den Rebellen gehabt? Und Ihr habt keinerlei Bemühungen unternommen, ihn herzustellen?«
    Warren schien leicht anzuschwellen, antwortete aber gelassen.
    »Doch, Oberst, das habe ich. Ich habe Euch kommen lassen.« Er lächelte kaum merklich und griff nach der Karaffe.
    DIE ABENDLUFT HING FEUCHT UND ZÄH ÜBER DEM HAUS, und ferner Donner ließ sie erzittern. Grey, der die Enge seiner Uniform nicht mehr ertragen konnte, warf

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