Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane
Mann?« Ein kurzes Kopfnicken in Rodrigos Richtung; er konnte es nicht ertragen, ihn direkt anzusehen.
Die Zombies glauben, dass sie tot sind, und alle anderen glauben das auch.
Ishmael runzelte die Stirn, und bei diesem Wechsel seines Gesichtsausdrucks bemerkte Grey, dass das Gesicht des Mannes voller Narben war, lange Furchen, die anscheinend gezielt in seine Wangen und seine Stirn geritzt worden waren. Er schüttelte den Kopf.
»Nein. Das da …« Er wies kopfnickend auf Rodrigo. »Er hat mich dafür bezahlt, mit meinen Zombies zu kommen. Er sagte zu mir, er will einem Mann Angst einjagen. Und das tun Zombies«, fügte er mit einem Wolfslächeln hinzu. »Aber als ich sie in das Zimmer gebracht habe und der Buckra fliehen wollte, ist der da«, er wies mit einer Handbewegung in Rodrigos Richtung, »auf ihn losgegangen und hat ihn erstochen. Der Mann fiel tot zu Boden, und dann hat mir Rodrigo befohlen «, sein Ton ließ keinen Zweifel daran, was er davon hielt, herumkommandiert zu werden, »meine Zombies an ihm fressen zu lassen.« Er zuckte mit den Achseln. »Warum nicht? Er war ja tot.«
Grey fuhr zu Hauptmann Accompong herum, der während dieses Berichtes schweigend dagesessen hatte.
»Und dann habt Ihr diesen – diesen …«
» Houngan «, ergänzte Ishmael zuvorkommend.
»… dafür bezahlt?!« Er zeigte auf Rodrigo, und seine Stimme bebte vor Entrüstung und Entsetzen.
»Gerechtigkeit«, sagte Accompong schlicht und würdevoll. »Meint Ihr nicht auch?«
Grey stellte fest, dass ihm die Worte fehlten. Während er nach einer möglichen Erwiderung suchte, wandte sich der Häuptling einem seiner Helfer zu und sagte: »Hol den anderen.«
»Den anderen …«, begann Grey, doch bevor er weiterreden konnte, ging erneut eine Regung durch die Menge, und aus einer der Hütten trat ein Schwarzer, der einen Mann an einem Strick um den Hals herbeiführte. Der Blick des Mannes war wild, sein Körper verdreckt, und man hatte ihm die Hände hinter dem Rücken gefesselt, doch seine Kleider waren einmal sehr gut gewesen. Grey schüttelte den Kopf und versuchte, die Überreste des Grauens aus seinem Kopf zu verbannen.
»Hauptmann Cresswell, nehme ich an?«, sagte er.
»Rettet mich!«, keuchte der Mann und fiel zu Greys Füßen auf die Knie. »Ich flehe Euch an, Sir – wer auch immer Ihr seid –, rettet mich!«
Grey rieb sich erschöpft das Gesicht und sah den ehemaligen Superintendenten an, dann Accompong.
»Bedarf er der Rettung?«, fragte er. »Ich möchte es nicht – ich weiß, was er getan hat –, doch es ist meine Pflicht.«
Accompong spitzte nachdenklich die Lippen.
»Ihr sagt, Ihr wisst, was er ist. Wenn ich Ihn Euch gebe – was würdet Ihr mit ihm tun?«
Darauf gab es immerhin eine Antwort.
»Anklage gegen ihn erheben und ihn nach England schicken, damit ihm der Prozess gemacht werden kann. Wenn er für schuldig befunden wird, käme er ins Gefängnis – oder möglicherweise an den Galgen. Was würde hier mit ihm geschehen?«, fragte er neugierig.
Accompong wandte den Kopf und richtete den Blick nachdenklich auf den Houngan , der unangenehm grinste.
»Nein!«, keuchte Cresswell. »Nein, bitte! Lasst nicht zu, dass er mich in die Hände bekommt! Ich kann nicht – ich kann nicht – oh GOTT!« Er blickte angewidert auf Rodrigos steife Gestalt, dann warf er sich zu Greys Füßen mit dem Gesicht auf den Boden und brach in Tränen aus.
Betäubt vor Schrecken dachte Grey im ersten Moment, dass es das Problem der Rebellion mit großer Wahrscheinlichkeit lösen würde … doch nein. Cresswell konnte es nicht, und er konnte es auch nicht.
»Nun gut«, sagte Grey und schluckte, bevor er sich an Accompong wandte. »Er ist Engländer, und wie ich schon sagte, ist es meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass er der englischen Gerichtsbarkeit unterworfen wird. Daher muss ich Euch bitten, ihn in meine Obhut zu geben – und meinem Wort zu glauben, dass ich dafür sorgen werde, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Auf unsere Weise«, fügte er hinzu und erwiderte den bösen Blick des Houngan .
»Und wenn ich es nicht tue?«, fragte Accompong und blinzelte ihn freundlich an.
»Nun, dann werde ich wohl um ihn kämpfen müssen«, sagte Grey. »Aber ich bin verdammt müde, und ich habe wirklich keine Lust dazu.« Da lachte Accompong, und Grey fügte rasch hinzu: »Ich werde natürlich einen neuen Superintendenten einsetzen – und da dies ein Amt von solch großer Bedeutung ist, werde ich mit dem neuen
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