Zeit der Träume
müssen.«
»Wir waren seit dem vierten September nicht mehr im Kasten«, erinnerte Dana.
»Was wäre denn, wenn man uns ausgesucht hätte, weil wir... nun ja, weil wir Hexen sind?«
Malory runzelte die Stirn. »Wie viel hast du schon getrunken, ehe du zu uns gestoßen bist?«
»Nein, überleg doch mal. Wir sehen genauso aus wie sie. Vielleicht sind wir irgendwie mit ihnen verwandt oder so. Vielleicht haben wir ja Macht und wussten es nur nie.«
»In der Legende ist von sterblichen Frauen die Rede«, klärte Malory sie auf.
»Hexen sind nicht zwangsläufig unsterblich. Es sind schlichtweg Menschen mit ein paar Kenntnissen. Ich habe es nachgelesen. Bei Wicca durchläuft die weibliche Hexe drei Phasen. Das Mädchen, die Mutter, die Matrone. Und sie beten zur Göttin. Sie...«
»Wicca ist eine junge Religion, Zoe«, unterbrach Dana.
»Aber die Wurzeln, die Basis, sind alt. Und drei ist eine magische Zahl. Wir sind drei.«
»Ich glaube, ich wüsste es, wenn ich eine Hexe wäre.« Nachdenklich trank Malory einen Schluck Wein. »Und wenn ich es dreißig Jahre lang nicht bemerkt habe, was soll ich denn jetzt daran tun? Irgendwas beschwören oder einen Zauberspruch sprechen?«
»Verwandle Jordan in einen Pferdearsch. Entschuldigung.« Dana zuckte mit den Schultern, als Malory sie empört anstarrte. »Das war nur ein Tagtraum.«
»Wir könnten es ja zusammen mal versuchen. Ich habe ein paar Sachen gekauft.« Zoe sprang auf und öffnete ihre Tasche. »Ritualkerzen«, sagte sie und wühlte den Inhalt durch. »Weihrauch. Tafelsalz.«
»Salz?« Verblüfft griff Malory nach der blauen Packung Morton’s und musterte das fröhliche Mädchen mit dem Schirm.
»Damit kannst du einen Schutzkreis legen, das hält böse Geister ab. Zauberstäbe. Jedenfalls so eine Art. Ich habe einen Baseballschläger gekauft und ihn zersägt.«
»Martha Stewart trifft Glenda, die gute Hexe.« Dana ergriff einen der Stäbe und schwenkte ihn. »Sollte es jetzt nicht Feenstaub regnen?«
»Trink noch ein bisschen Wein«, befahl Zoe. »Amethyst, Rosenquarz und diese echt tolle Kristallkugel.« Sie hielt sie hoch.
»Wo hast du das ganze Zeug bekommen?«, fragte Malory.
»Im Esoterikladen in der Mall. Tarotkarten - keltische, weil es mir halt richtiger vorkam. Und...«
»Ein Ouija-Brett!« Dana klopfte darauf. »Mann o Mann, das habe ich nicht mehr gesehen, seit ich ein Kind war.«
»Ich habe es im Spielzeugladen gefunden, im Esoterikladen führen sie so etwas nicht.«
»Wir hatten mal eine Pyjamaparty, als ich ein Kind war. Wir haben Pepsi getrunken und M&Ms in uns hineingestopft. Dann haben wir Kerzen angezündet, und jede hat nach dem Namen des Jungen gefragt, den sie heiraten würde. Bei mir kam PTZBAH heraus.« Dana stieß einen sentimentalen Seufzer aus. »Das war wirklich süß. Lasst uns mit dem Brett anfangen«, schlug sie vor. »Um der alten Zeiten willen.«
»Okay, aber wir müssen es richtig machen. Ihr müsst es ernst nehmen.« Zoe stand auf, um das Licht und die Musik auszuschalten.
»Ich frage mich, ob es Ptzbah noch irgendwo da draußen gibt.« Dann hockte sie sich auf den Boden und öffnete die Schachtel.
»Warte, wir müssen zuerst das Ritual eröffnen. Ich habe ein Buch darüber.«
»Wir brauchen entschieden mehr Wein.« Malory schenkte die Gläser voll, als sie alle im Kreis auf dem Boden saßen.
»Wir müssen unsere Köpfe leer machen«, wies Zoe sie an. »Stellt euch vor, dass wir unsere Chakras öffnen.«
»Ich öffne mein Chakra nie in der Öffentlichkeit.« Dana grinste, als Malory ihr aufs Knie schlug.
»Und wir zünden die Ritualkerzen an. Weiß für Reinheit. Gelb für Erinnerung. Rot für Macht.« Zoe biss sich auf die Lippen, während sie vorsichtig die Kerzen entzündete. »Stellt die Kristalle auf. Amethyst für... Mist.« Sie griff nach dem Buch und blätterte es durch. »Hier. Amethyst für Intuition. Und den Weihrauch müssen wir anzünden. Rose für psychische Kraft und Weissagung.«
»Das ist hübsch«, erklärte Malory. »So beruhigend.«
»Ich glaube, wir sollten abwechselnd die Tarotkarten auslegen und eventuell auch ein paar Beschwörungsformeln aufsagen. Aber jetzt wollen wir zuerst mal Dana glücklich machen und hiermit anfangen.« Zoe legte das Brett zwischen ihnen auf den Fußboden und stellte den Zeiger auf die Mitte.
»Wir müssen uns konzentrieren«, erklärte sie. »Unsere Gedanken und Kräfte auf eine Frage richten.«
»Darf ich nach der Liebe meines Lebens fragen? Ich sehne mich
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