Zeit der Träume
bis er kreischte.
»Mom!«
»Simon!«, erwiderte sie im gleichen entrüsteten Tonfall.
Lachend stieg er aus und nahm seinen Rucksack vom Rücksitz.
»Hör auf Chucks Mutter, und halt nicht alle die ganze Nacht auf Trab. Hast du Malorys Nummer?«
»Ja. Ich habe Malorys Nummer. Und ich kann auch neun-eins-eins wählen und aus dem Haus rennen, wenn es brennt, weil ich mit Streichhölzern gespielt habe.«
»Kluger Junge. Komm her und gib mir einen Kuss.«
Betont langsam schlenderte er um das Auto herum. Dann hielt er ihr grinsend sein Gesicht hin. »Mach schnell, damit uns keiner sieht.«
»Sag ihnen einfach, ich hätte dich nicht geküsst, sondern angeschrien.« Sie gab ihm einen kräftigen Schmatz und widerstand der Versuchung, ihn zu sich runterzuziehen und in den Arm zu nehmen. »Bis morgen. Ich wünsche dir eine schöne Zeit, Baby.«
»Ich dir auch, Baby«, kicherte er und rannte zum Haus.
Sie fuhr rückwärts aus der Einfahrt heraus, behielt aber gleichzeitig als erfahrene Mutter ihren Sohn im Auge, bis er sicher im Haus verschwunden war.
Dann machte sie sich auf den Weg zu Malory, um zum ersten Mal als Erwachsene die Nacht woanders zu verbringen.
17
Malory wusste, was los war. Niemand wollte, dass sie allein blieb, und ihre neuen Freunde machten sich Sorgen um sie. Zoe hatte so begeistert davon geschwärmt, dass die drei Frauen ein nächtliches Brainstormimg bei ihr veranstalten könnten, dass Malory nicht das Herz gehabt hatte, abzulehnen.
Aber die Tatsache, dass sie am liebsten abgelehnt hätte, dass sie sich am liebsten in ihrer Höhle vergraben hätte, zwang sie, sich einzugestehen, dass sie eine Veränderung brauchte.
Sie war nie eine Einzelgängerin gewesen, und sie hatte in der Vergangenheit genauso wenig dazu geneigt, sich zurückzuziehen und zu grübeln. Wenn sie Probleme hatte, ging sie aus und traf sich mit Leuten. Kaufte ein, gab Partys.
Zoes Vorschlag gab ihr den Anstoß, zu ihrer alten Einstellung zurückzufinden. Malory kaufte etwas zu essen, hübsche neue Kerzen mit Zitrusduft, duftende Seifen und neue Gästehandtücher. Und außerdem noch guten Wein.
Sie putzte ihre Wohnung, die sie ein wenig vernachlässigt hatte, und füllte frisches Blütenpotpourri in Schalen. Und dann machte sie sich sorgfältig zurecht, wie Frauen es meistens tun, wenn sie sich mit Freundinnen treffen.
Als Dana eintraf, hatte sie den Käse, Früchte und Cracker schon angerichtet, die Kerzen angezündet und Musik aufgelegt.
»Wow, das ist ja elegant hier. Ich hätte mich viel schicker anziehen müssen.«
»Du siehst toll aus.« Malory begrüßte Dana mit einem Kuss auf die Wange. »Ich bin euch dankbar, dass ihr das für mich tut.«
»Was tun wir?«
»Dass ihr zu mir kommt und mich aufheitert. Ich war die letzten Tage ziemlich niedergeschlagen.«
»Keine von uns hat geahnt, wie viel Energie die ganze Geschichte kostet.« Dana reichte Malory eine Einkaufstasche und stellte ihre kleine Reisetasche ab. »Ich habe noch ein bisschen was eingekauft, Wein, Schokolade und Popcorn. Nur Grundnahrungsmittel.« Dann betrachtete sie die Videos neben dem Recorder. »Hast du jeden Liebesfilm ausgeliehen, der jemals gedreht worden ist?«
»Jeden, der im Moment auf DVD zu haben ist. Wie wäre es mit einem Glas Wein?«
»Dazu sage ich nicht nein. Neues Parfüm?«
»Nein, das sind bestimmt die Kerzen.«
»Hübsch. Da ist ja Zoe. Schenk besser gleich noch ein Glas ein.«
Zoe kam durch die Terrassentür, mit Tüten beladen.
»Plätzchen«, sagte sie ein wenig atemlos, »Videos, Aromatherapie und Kaffeekuchen für morgen früh.«
»Wunderbar.« Dana nahm ihr eine der Tüten ab und reichte ihr ein Glas Wein. Dann beugte sie sich vor und musterte Zoe mit zusammengekniffenen Augen. »Wie schaffst du das, dass deine Wimpern so dicht und lang sind?«
»Ich zeige es dir. Das macht Spaß. Ich war heute im Haus, um dort auszumessen und mir ein paar Muster anzuschauen. Ich habe Tapetenbücher und Farbmuster im Auto, wenn wir sie uns später ansehen wollen. Während ich da war, kam Bradley Vane vorbei. Was weißt du über ihn?«
»Der goldene Junge mit dem sozialen Gewissen.« Dana schnitt sich ein Stück Brie ab. »Starsportler auf der High School und im College. Seine Spezialität ist Laufen. Studium mit Auszeichnung, aber er ist kein Streber. Zwei Mal fast verlobt, aber es ist ihm jedes Mal gelungen, sich herauszuwinden, bevor er einkassiert wurde. Ist mit Flynn fast seit seiner Geburt befreundet. Hervorragend gebaut, ich
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