Zeit der Träume
streckten alle ihre Scheiben aus. »Wow.« Malory räusperte sich. »Ich Glückliche«, murmelte sie, als sie den goldenen Schlüssel sah, der in die weiße Scheibe eingraviert war.
»Sie sind die Erste.« Rowena trat zu ihr. »Ihre Zeit beginnt morgen bei Sonnenaufgang und endet am achtundzwanzigsten Tag danach um Mitternacht.«
»Aber ich bekomme doch einen Führer, oder? Eine Landkarte oder so etwas?«
Rowena reichte ihr ein Blatt Papier und sprach die Worte, die darauf standen.
»Du musst nach Schönheit, Wahrheit und Mut suchen. Eins alleine wird niemals ausreichen. Zwei sind ohne das dritte unvollständig. Suche im Innern und wisse, was du noch wissen musst. Finde heraus, was das Dunkle am meisten begehrt. Suche im Außen, wo das Licht die Schatten besiegt, so wie die Liebe das Leid besiegt. Silbertränen fallen für das Lied, das sie dort singt, denn es entspringt den Seelen. Sieh darüber hinaus und sieh dazwischen, sieh, wo die Schönheit blüht und die Göttin singt. Es mag Furcht geben, und es mag Kummer geben, aber das aufrichtige Herz besiegt beide. Wenn du findest, was du suchst, wird Liebe den Zauber brechen, und das Herz wird den Schlüssel schmieden und ihn ans Licht bringen.«
Malory wartete einen Augenblick. »Ist das alles? Soll das der ganze Hinweis sein?«
»Ich bin so froh, dass ich nicht als Erste suchen muss«, flüsterte Zoe.
»Sie haben alles, was Sie brauchen.« Rowena legte die Hände auf Malorys Schultern und küsste sie auf die Wangen. »Gott segne Sie.«
Später stand Rowena am Feuer, wärmte sich die Hände und blickte hinauf zu dem Gemälde. Sie spürte, dass Pitte hereingekommen war und hinter ihr stand, und als sie sich zu ihm umdrehte, berührte er ihre Wange mit der Hand.
»Ehe sie kamen, hatte ich mehr Hoffnung«, sagte er.
»Sie sind intelligent und gewitzt. Es wird niemand erwählt, der nicht in der Lage ist, es zu schaffen.«
»Und doch bleiben wir an diesem Ort, Jahre, Jahrhunderte, Jahrtausende.«
»Nicht.« Sie schlang die Arme um seine Taille und schmiegte sich an ihn. »Verzweifle nicht, mein Geliebter, bevor es wirklich begonnen hat.«
»So viele Anfänge, aber nie ein Ende.« Er senkte den Kopf und küsste sie auf die Stirn. »Dieser Ort quält mich.«
»Wir haben alles getan, was wir tun konnten.« Sie legte die Wange an seine Brust, getröstet vom gleichmäßigen Schlag seines Herzens. »Hab ein wenig Vertrauen. Mir haben sie gefallen«, fügte sie hinzu und ergriff seine Hand. Gemeinsam gingen sie zur Tür.
»Ja, für Sterbliche sind sie recht interessant«, gab er zu.
Als sie durch die Tür traten, erlosch das prasselnde Feuer, und die Lichter gingen aus. Nur noch ein goldener Schimmer lag in der Dunkelheit.
3
Sie konnte nicht behaupten, sie habe es nicht kommen sehen. Und James war freundlich, sogar väterlich zu ihr. Aber eine Kündigung war eine Kündigung, egal, wie man sie verpackte.
Dass sie darauf vorbereitet war und sogar das wundersame Polster von zehntausend Dollar auf ihrem Konto hatte - eine Tatsache, die sie heute früh überprüft hatte -, machte es nicht weniger schrecklich und demütigend, entlassen worden zu sein.
»Die Dinge ändern sich.« James P. Horace, elegant wie immer mit seiner Fliege und der randlosen Brille, sprach mit leiser, angenehmer Stimme.
In all den Jahren, seit Malory ihn kannte, hatte sie nie gehört, dass er die Stimme erhoben hätte. Er war geistesabwesend und gelegentlich nachlässig in praktischen Geschäftsangelegenheiten, aber er war stets freundlich.
Auch jetzt war sein Gesichtsausdruck geduldig und gelassen. Ein bisschen wirkte er wie ein alternder Cherub, dachte Malory.
Die Tür zu ihrem Büro war zwar geschlossen, aber die anderen Angestellten in der Galerie würden garantiert umgehend vom Ergebnis ihrer Unterredung erfahren.
»Ich sehe mich ein wenig als Ersatzvater für Sie, und deshalb will ich nur das Beste für Sie.«
»Ja, James. Aber...«
»Wenn wir uns nicht bewegen, bleiben wir stehen. Es mag zwar anfänglich schwierig für Sie sein, Malory, aber Sie werden schon bald einsehen, dass Ihnen etwas Besseres gar nicht passieren konnte.«
Wie viele Klischees standen einem Mann eigentlich zur Verfügung, wenn er die Axt niedersausen ließ, fragte sich Malory.
»James, ich weiß, dass Pamela und ich nicht aufrichtig miteinander umgegangen sind.« Merkst du, wie ich dir entgegenkomme? »Als die Neue war sie ein bisschen defensiv, und ich neige dazu, mein Territorium zu verteidigen. Es tut
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