Zeit der Träume
und auf einmal bekam die schwarze Masse Arme. Ein zweiter Kopf tauchte auf.
Er gehörte zu einem Menschen und war wesentlich attraktiver als der andere Kopf, obwohl ihm die Sonnenbrille über die gerade, schmale Nase herunterrutschte und sein Mund grimmig zusammengepresst war.
»Geht es Ihnen gut? Sind Sie verletzt?«
Er schob das massive Gewicht beiseite und stellte sich schützend vor Malory. »Können Sie sich aufsetzen?«
Die Frage war müßig, da er sie bereits in eine sitzende Position zerrte. Der Hund versuchte mitzuspielen, wurde aber weggedrängt. »Du legst dich hin, du großer, trotteliger Idiot. Nicht Sie«, fügte er mit einem raschen, reizenden Lächeln hinzu und strich Malory das Haar aus dem Gesicht. »Es tut mir Leid. Er ist harmlos, nur so tollpatschig und ein bisschen dumm.«
»Was... was ist es denn?«
»Moe ist ein Hund, oder zumindest geht das Gerücht, er sei einer. Wir glauben, dass er eigentlich eine Kreuzung zwischen einem Cockerspaniel und einem Mammut ist. Es tut mir wirklich Leid. Es war meine Schuld. Ich habe nicht aufgepasst, und da ist er mir ausgebüxt.«
Sie musterte das Fellgebirge kritisch, das sie aus engelsgleich unschuldigen Augen interessiert betrachtete und dabei vergnügt mit seinem buschigen Schwanz wedelte.
»Sie haben sich doch nicht den Kopf gestoßen, oder?«
»Ich glaube nicht.« Sie wandte den Blick zu Moes Besitzer, der sie so intensiv anstarrte, dass ihr das Blut in die Wangen stieg. »Was ist?«
Sie war echt hübsch. Die üppigen blonden Haare, die cremeweiße Haut, der rosige Mund mit der vollen Unterlippe. Ihre Augen waren groß, blau und wunderschön, obwohl sie zurzeit abwehrend blitzten.
Beinahe hätte er sich unwillkürlich über die Lippen geleckt, während sie ihn finster anschaute und sich mit einer Hand durch die Locken fuhr. »Warum starren Sie mich so an?«
»Ich will mich nur vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Sie sind ziemlich grob umgeworfen worden. Sie haben übrigens tolle Augen. Ich bin Flynn.«
»Und ich habe keine Lust mehr, auf dem Bürgersteig zu sitzen. Können Sie mir bitte helfen?«
»Oh. Ja.« Er ergriff ihre Hände und zog sie hoch.
Er war größer, als sie gedacht hatte, und sie trat automatisch einen Schritt zurück, um ihn besser anschauen zu können. Seine dichten, welligen, kastanienbraunen Haare leuchteten in der Sonne. Und seine Hände, die ihre noch immer fest umklammert hielten, waren ein wenig schwielig.
»Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist? Können Sie stehen? Das war ein heftiger Sturz.«
»Ja, das merke ich.« Vor allem merkte sie es an dem Körperteil, mit dem sie zuerst auf dem Boden gelandet war. Sie hockte sich hin und begann, ihre Habseligkeiten einzusammeln.
»Das ist meine Aufgabe.« Er hockte sich neben sie und piekste drohend mit dem Zeigefinger in Richtung des Hundes, der vorsichtig versuchte, näher zu rücken. »Du bleibst da, sonst gibt es keinen Hundekuchen für dich.«
»Gehen Sie ruhig mit Ihrem Hund weiter. Ich brauche keine Hilfe.« Sie angelte ihre Notfall-Kosmetiktasche und warf sie in die Kiste. Dabei bemerkte sie, dass sie sich einen Nagel abgebrochen hatte. Am liebsten hätte sie sich nun auf dem Pflaster zusammengerollt und wäre vor Selbstmitleid zerflossen. Dann jedoch entschied sie sich für einen Wutausbruch.
»Sie haben auf einer öffentlichen Straße mit einem Hund dieser Größe nichts zu suchen, wenn Sie keine Kontrolle über ihn haben. Er ist nur ein Hund, er weiß es nicht besser, aber Sie sollten damit umgehen können.«
»Sie haben Recht. Sie haben völlig Recht. Äh... das muss Ihnen gehören.«
Er hielt ihr einen trägerlosen schwarzen BH entgegen. Verlegen riss Malory ihn ihm aus der Hand und stopfte ihn in die Kiste. »Gehen Sie jetzt. So weit weg wie möglich.«
»Hören Sie, soll ich Ihnen die Kiste nicht tragen...«
»Tragen Sie lieber Ihren blöden Hund«, giftete sie. Sie nahm die Kiste und marschierte so würdevoll, wie es ihr eben möglich war, davon.
Flynn sah ihr nach, während Moe, der aufgestanden war, sich an die Seite seines Herrchens drückte. Geistesabwesend tätschelte Flynn den mächtigen Kopf und genoss den Ausblick auf die empört hin und her wackelnden Hüften in dem kurzen Rock. Die Laufmasche in ihrem Strumpf war vor dem Zusammenprall mit Moe sicher noch nicht da gewesen, allerdings beeinträchtigte sie die tollen Beine in keiner Weise.
»Hübsch«, murmelte er, als sie in einem Gebäude einen Block weiter verschwand. »Und
Weitere Kostenlose Bücher