Zeit der Träume
Keiner gibt dir Geld, nur weil du sagst, du tätest etwas.« Dana schüttelte den Kopf. »Dahinter muss noch mehr stecken.«
»Vielleicht glauben sie die Geschichte ja«, erwiderte Malory. »Und dann wären zehntausend wenig. Wir reden hier von Seelen.« Unwillkürlich blickte sie zu dem Porträt. »Eine Seele ist weitaus mehr wert als zehntausend Dollar.«
Sie war aufgeregt. Sie hatte noch nie ein Abenteuer erlebt, geschweige denn eins, für das sie bezahlt wurde.
»Sie haben Geld, sie sind exzentrisch, und sie glauben an die Geschichte. Tatsache ist doch, dass eigentlich wir die Betrüger sind, wenn wir zusagen. Aber das werde ich verkraften.«
»Machst du es?« Zoe packte sie am Arm. »Willst du es wagen?«
»Du kriegst schließlich nicht jeden Tag Geld dafür, dass du für die Götter arbeitest. Na komm, Dana, nimm es locker.«
Dana runzelte die Augenbrauen und eine steile, eigensinnige Falte erschien auf ihrer Stirn. »Wir bringen uns damit in Schwierigkeiten. Ich weiß nicht genau, wie und warum, aber es riecht förmlich danach.«
»Was würdest du mit deinen zehntausend machen?«, schnurrte Malory und reichte ihr einen weiteren Windbeutel.
»Ich würde in meine eigene kleine Buchhandlung investieren.« Sie seufzte wehmütig, ein Zeichen dafür, dass ihr Widerstand nachließ. »Nachmittags würde es dort Tee geben und abends Wein. Ich würde Lesungen veranstalten. Oh, Mann.«
»Findet ihr es nicht auch komisch, dass wir alle Probleme im Job haben und am liebsten unser eigenes Geschäft hätten?« Zoe warf erneut einen misstrauischen Blick auf das Porträt.
»Auf jeden Fall nicht komischer, als hier in dieser Festung zu sitzen und über eine Schatzsuche zu reden. Na ja, ich stecke sowieso in der Zwickmühle«, murrte Dana. »Wenn ich nein sage, dann seid ihr beide auch draußen. Und wenn ich ja sage, komme ich mir vor wie ein Idiot. Vermutlich bin ich ein Idiot.«
»Ja?« Lachend schlang Zoe die Arme um Dana. »Das ist toll! Das ist wunderbar!«
»Nimm’s leicht.« Schmunzelnd tätschelte Dana Zoes Rücken. »Ich muss jetzt wohl mal die richtige Losung ausgeben. ›Eine für alle, und alle für eine.‹«
»Ich weiß eine bessere.« Malory hob ihre Kaffeetasse und prostete den beiden anderen zu. »Her mit dem Geld.«
Wie auf ein Stichwort öffneten sich die Flügeltüren wieder. Zuerst trat Rowena ein. »Sollen wir uns hinsetzen?«
»Wir haben beschlossen, das...« Zoe brach ab und warf Dana einen Hilfe suchenden Blick zu.
»Die Herausforderung anzunehmen.«
»Ja.« Rowena schlug die Beine übereinander. »Sie möchten sich jetzt sicher die Verträge anschauen.«
»Verträge?«, echote Malory.
»Natürlich. Ein Name hat Macht. Und es ist notwendig, dass Sie mit Ihrem Namen unterschreiben. Wenn Sie mit den Verträgen einverstanden sind, wählen wir aus, wer den ersten Schlüssel übernimmt.«
Pitte holte Unterlagen aus dem Schreibtisch und reichte jeder Frau eine Ausfertigung. »Sie sind ganz einfach gehalten. Über die Bedingungen haben wir ja bereits gesprochen. Sie brauchen nur noch einzutragen, wohin wir das Geld überweisen sollen.«
»Spielt es für Sie keine Rolle, dass wir nicht an sie glauben?«, fragte Malory und zeigte auf das Bild.
»Sie geben uns Ihr Wort, dass Sie die Bedingungen annehmen. Das ist im Moment genug.«
»Ganz schön direkt für so ein seltsames Geschäft«, kommentierte Dana. Im Stillen gelobte sie sich, am nächsten Tag mit dem Vertrag zu einem Anwalt zu gehen, um prüfen zu lassen, wie verbindlich er war.
Pitte reichte ihr einen Füller. »So direkt wie Sie. Wenn Sie an der Reihe sind, werden Sie Ihr Bestes tun, das weiß ich.«
Während sie alle die Verträge unterzeichneten, zuckten Blitze über den Himmel.
»Sie sind die Erwählten«, sagte Rowena und erhob sich wieder. »Jetzt liegt es in Ihren Händen. Pitte?«
Er trat wieder zum Schreibtisch und ergriff eine geschnitzte Schachtel. »Sie enthält drei Scheiben. Auf einer ist ein Schlüssel abgebildet. Wer diese Scheibe wählt, beginnt mit der Suche.«
»Hoffentlich nicht ich.« Nervös lachend wischte Zoe sich die feuchten Handflächen an ihrem Rock ab. »Es tut mir Leid, ich bin schrecklich nervös.« Sie schloss die Augen und griff in die Schachtel. Sie umklammerte die Scheibe mit der Faust und blickte Malory und Dana an. »Wir sehen alle zur gleichen Zeit nach, ja?«
»Gut. Los geht’s.« Dana und Malory nahmen jede ebenfalls eine Scheibe.
»Okay.«
Sie stellten sich in einem Kreis auf und
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