Zeit der Träume
sich immer noch in seinem Schreibtischstuhl zurücklehnen, sie betrachten und eine angenehme, einsame Stunde verbringen.
Er schaltete seinen Computer ein, stieg über Moe, der sich mitten im Zimmer niedergelassen hatte, und holte sich noch ein Bier aus dem Mini-Kühlschrank, den er - clever, wie er fand - unter der Arbeitsplatte installiert hatte.
Dann setzte er sich, rollte tatendurstig die Schultern und begann, im Internet zu surfen.
Wenn es in der Cyberwelt irgendetwas über die neuen Bewohner von Warrior’s Peak gab, würde er es herausfinden.
Wie üblich erlag er dem Zauber der Informationen. Sein Bier wurde warm, eine Stunde verging und dann zwei. Bevor jedoch die dritte Stunde verstrich, löste Moe das Problem auf seine Art, indem er dem Schreibtischstuhl einen Stoß versetzte, der Flynn durch das halbe Zimmer rollen ließ.
»Verdammt noch mal, du weißt, dass ich das hasse. Ich brauche nur noch ein paar Minuten.«
Aber den Satz hatte Moe schon viel zu oft gehört. Er protestierte, indem er an seinem Herrchen hochsprang. »Na gut, dann machen wir halt einen Spaziergang. Und wenn wir dabei zufällig am Haus einer gewissen Blondine vorbeikommen, dann könnten wir kurz hineinschauen und die gerade gewonnenen Erkenntnisse weitergeben. Und wenn das nicht funktioniert, kaufen wir uns eine Pizza, damit es wenigstens nicht völlig verlorene Zeit war.«
Bei dem Wort »Pizza« tobte Moe begeistert zur Tür. Als Flynn die Treppe herunterkam, stand der Hund schon an der Haustür und hielt seine Leine im Maul.
Es war ein schöner Abend für einen Spaziergang. Die Luft war still und mild und die hübsche Kleinstadt lag in den letzten Strahlen der Abendsonne wie ein Postkartenidyll. An solchen Abenden war Flynn von Herzen froh, dass er den Dispatch von seiner Mutter übernommen hatte, statt Karriere bei einer Großstadtzeitung zu machen.
Viele seiner Freunde waren in die Stadt gezogen, und all die Frauen, die er geglaubt hatte zu lieben, hatten ihm New York vorgezogen.
Oder vielleicht hatte er Pleasant Valley ihnen vorgezogen. Das hing vermutlich vom Standpunkt ab.
Die Nachrichten hier waren vielleicht nicht so spektakulär wie in einer Großstadt, aber es gab genug zu berichten, und alles war wichtig, was im Valley oder der Umgebung geschah.
Und gerade jetzt roch er eine Story, die größer und saftiger war als alles, über das The Dispatch in den achtundsechzig Jahren seit seiner Gründung jemals berichtet hatte.
Wenn er drei Frauen helfen konnte, von denen eine seine Schwester war, die er sehr liebte, mit einer unglaublich attraktiven Blonden flirten und dabei noch eine tolle Geschichte schreiben konnte… das war wirklich ein großer Coup.
»Du musst charmant sein«, mahnte er Moe, als sie sich dem schmalen Ziegelgebäude näherten, in das Malory heute früh verschwunden war. »Wenn du dich wie ein Hund benimmst, kommen wir nie durch diese Tür.«
Als Vorsichtsmaßnahme wickelte er sich Moes Leine zweimal um die Faust, bevor sie das Zwölf-Parteien-Mietshaus betraten.
Er fand, es war ein glücklicher Zufall, dass M. Price im Parterre wohnte. So brauchte er Moe weder die Treppe hinauf noch in den Aufzug hineinzuzerren. Außerdem hatten die Wohnungen im Erdgeschoss kleine Terrassen, und er konnte Moe mit einem Plätzchen bestechen und ihn draußen anleinen.
»Reizend«, murmelte er und warf dem Hund einen warnenden Blick aus zusammengekniffenen Augen zu, bevor er an Malorys Tür klopfte.
Ihre Begrüßung fiel nicht sonderlich schmeichelhaft aus. Sie warf einen langen Blick auf ihn und Moe. »Oh, mein Gott! Soll das ein Scherz sein?«
»Ich kann ihn nach draußen bringen«, sagte Flynn rasch. »Aber ich muss mit Ihnen sprechen.«
»Er wird meine Blumen ausbuddeln.«
»Moe buddelt nicht.« Bitte, lieber Gott, lass ihn nicht buddeln. »Ich habe ein...- ich kann das Wort nicht laut aussprechen, sonst regt er sich auf. Aber ich habe eins in der Tasche. Ich locke ihn damit nur rasch hinaus.«
»Ich...« Moe schob seine Nase zwischen ihre Beine. »Du lieber Himmel.« Malory wich zurück.
Mehr Ermutigung brauchte Moe nicht. Fröhlich zog er Flynn hinter sich her durch die Tür, über einen antiken Perserteppich, wobei sein wedelnder Schwanz nur um Haaresbreite eine Art-déco-Vase mit Sommerlilien verfehlte.
Entsetzt sprang Malory zur Terrassentür und riss sie auf. »Raus, sofort raus.«
Das war ein Wort, das Moe kannte. Und da er sich weigerte, hinauszugehen, wo er doch gerade erst in diese neue,
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