Zeit der Träume
hinterherzulaufen.
Sie liebte ihn? Sie sollte sich nicht in ihn verlieben. Sie sollte sich von ihm verführen und ins Bett holen lassen und so vernünftig sein, dass alles unkompliziert blieb. Sie sollte vorsichtig, praktisch und klug genug sein, ihn davon abzuhalten, sich in sie zu verlieben.
Er hatte sich alles schon so schön überlegt, und jetzt brachte sie alles durcheinander. Er hatte sich bestimmte Dinge vorgenommen, als seine Verlobung zerbrochen war. Vor allem war er sich sicher, dass er sich nie wieder in diese Situation bringen wollte - er wollte nie wieder offen für die Launen und Wünsche von jemand anderem sein, zumindest nicht, wenn am Ende seine eigenen Träume dabei zerbrachen.
Sein Leben war nicht so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Frauen - seine Mutter, Lily - hatten es bestimmt. Aber verdammt, so wie es jetzt war, gefiel ihm sein Leben.
»Frauen!« Angewidert ließ er sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken. »Bei ihnen kennt man sich nie aus.«
»Männer! Alles muss so laufen, wie sie es sich vorstellen.«
Dana prostete Malory mit ihrem Weinglas zu. »Sprich es mir nach, Schwester!«
Stunden nachdem Malory aus Flynns Büro geflüchtet war, pflegte Malory ihren verletzten Stolz mit einem köstlichen Pinot Grigio, weiblicher Gesellschaft und kosmetischer Behandlung in ihren eigenen vier Wänden.
So vieles musste besprochen werden, aber sie konnte nicht über Gemälde, Schlüssel und Schicksal nachdenken, ehe sie nicht ihrer trüben Stimmung nachgegeben hatte.
»Es ist mir egal, ob er dein Bruder ist. Deshalb bleibt er trotzdem ein Mann.«
»Genau.« Dana blickte trübsinnig in ihren Wein. »Es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber er ist tatsächlich ein Mann. Iss noch ein paar Kartoffelchips.«
»Ja.« Mit einer grünen Tonerdemaske im Gesicht trank Malory einen Schluck und kaute Chips. Sie musterte die dünnen Aluminiumstreifen, die Zoe in Danas Haaren anbrachte. »Vielleicht sollte ich mir auch Strähnchen machen lassen.«
»Du brauchst keine«, erwiderte Zoe und bepinselte eine weitere Strähne von Danas Haaren. »Deine Haare müssen nur geschnitten werden.«
»Zum Schneiden braucht man eine Schere.«
»Du würdest kaum merken, dass ich sie dir schneide, außer dass es hinterher besser aussieht und sich besser anfühlt.«
»Lass mich zuerst noch ein bisschen was trinken. Und warten wir erst mal ab, was bei Dana nach deiner Behandlung herauskommt.«
»Sag so was nicht im Zusammenhang mit meinen Haaren. Willst du uns erzählen, worüber du und Flynn euch gestritten habt?«
Malory schniefte. »Er will nur Sex. Typisch.«
»Das Schwein.« Dana griff in die Schüssel mit den Chips. »Mir fehlt der Sex wirklich.«
»Mir auch.« Zoe umwickelte weitere Strähnchen mit Folie. »Und nicht nur der Sex selber, sondern das Vorher und Nachher. Die Erregung und die Vorfreude vorher. Und dann Haut und Bewegung und Entdeckung, während man es macht, und das zufriedene, schwebende Gefühl danach. Das fehlt mir sehr.«
»Ich brauche noch was zu trinken.« Malory griff nach der Flasche. »Ich hatte seit vier Monaten keinen Sex mehr.«
»Das schlage ich locker.« Dana hob die Hand. »Siebeneinhalb Monate.«
»Schlampen«, warf Zoe lachend ein. »Versucht es doch mal mit anderthalb Jahren.«
»Oh, aua.« Dana ergriff die Flasche und schenkte Malory und Zoe nach. »Nein, danke, aber ich glaube, das möchte ich lieber nicht versuchen.«
»So schlimm ist es nicht. Wenn du ständig genug zu tun hast, bist du eine Zeit lang abgelenkt.« Sie tätschelte Danas Schulter. »Entspann dich ein bisschen, während ich Malory die Maske abnehme.«
»Egal, was du mit mir machst, sorg bitte dafür, dass ich toll aussehe. Ich möchte, dass Flynn leidet, wenn er mich das nächste Mal sieht.«
»Unter Garantie.«
»Es ist echt klasse von dir, dass du das alles machst.«
»Das tue ich gerne, es ist ein gutes Training.«
»Wenn ich den Kopf voller Alufolie habe, kannst du das doch nicht als Training bezeichnen«, warf Dana mit vollem Mund kauend ein.
»Es wird super aussehen«, versicherte Zoe ihr. »Ich möchte schließlich einen Salon eröffnen, und ich muss ja sicher sein, dass ich alle Behandlungen, die ich anbiete, auch beherrsche. Ich habe mir heute ein wundervolles Haus angesehen.«
Ihr Gesichtsausdruck wurde wehmütig, während sie Malorys Haut reinigte. »Für meine Zwecke ist es viel zu groß, aber es ist einfach umwerfend. Zwei Stockwerke mit einem riesigen Raum unter dem Dach.
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