Zeit der Träume
Ein Fachwerkhaus am Oak Leaf Drive. Es hat eine hübsche Veranda und sogar einen Garten, in dem man Bänke und Tische aufstellen könnte. Hohe Decken, solide Holzfußböden - die müssen allerdings bearbeitet werden. Im Parterre gehen die Zimmer alle ineinander über, und das macht es großzügig und intim zugleich.«
»Ich wusste gar nicht, dass du dich für Häuser interessierst«, sagte Malory.
»Ich schaue ja auch nur unverbindlich. Das ist das erste Haus, das mir auf Anhieb gefallen hat, weißt du?«
»Ja, kann ich verstehen. Wenn es zu groß ist und dir wirklich so gut gefällt, dann könntest du dich vielleicht mit jemandem zusammentun.«
Zoe hatte die Maske entfernt und massierte Feuchtigkeitscreme in Malorys Gesichtshaut. »Daran habe ich auch schon gedacht. Ich hab da so eine verrückte Idee. Wir haben doch beide gesagt, wir wollten uns selbstständig machen.«
»Oh, aber...«
»Lass mich ausreden«, unterbrach Zoe Malory und tupfte ihr Augencreme auf. »Im Untergeschoss sind zwei wundervolle Erkerfenster, perfekt für Ausstellungsstücke. Es gibt eine Eingangshalle, und dann auf jeder Seite diese hübschen Zimmer. Es könnte keinen besseren Ort geben, um eine geschmackvolle Galerie für Kunst und Kunsthandwerk zu eröffnen. Außerdem sind auf der anderen Seite der Halle zwei Salons, in denen man eine Buchhandlung unterbringen könnte. Da wäre sogar Platz für ein schickes kleines Bistro oder ein Café.«
»Den Salon hast du noch nicht erwähnt«, warf Dana ein, die aufmerksam zuhörte.
»Der wäre oben. Jede Kundin, die dorthin möchte, müsste ihren Weg durch die Galerie und die Buchhandlung nehmen. Eine wunderbare Gelegenheit, um ein hübsches Geschenk für Tante Mary auszusuchen oder sich ein Buch zu kaufen, das man lesen kann, während man eine neue Frisur bekommt - und dazu eventuell ein Glas Wein oder eine Tasse Tee trinkt, bevor man sich wieder auf den Heimweg macht. Alles, was man braucht, ist da, in einer fabelhaften Umgebung.«
»Du hast dir wirklich Gedanken gemacht«, murmelte Malory.
»Ja, das habe ich. Ich habe sogar schon einen Namen dafür. Belohnungen. Die Leute müssen sich von Zeit zu Zeit selber belohnen. Wir könnten ganze Pakete anbieten und gemeinsame Veranstaltungen machen. Ich weiß, es ist ein großes Vorhaben, zumal wir uns noch nicht so lange kennen, aber es könnte funktionieren und wirklich einzigartig werden. Guckt es euch doch mal an.«
»Ja, ich würde es mir gerne mal anschauen«, meinte Dana. »In der Bibliothek fühle ich mich elend, und worin soll da der Sinn liegen?«
Malory spürte förmlich die Energie und Begeisterung, die Zoe ausstrahlte. Es gab ein Dutzend rationale Gründe, warum sie ein solches Vorhaben besser nicht ins Auge fassen sollten, aber sie hatte nicht das Herz, etwas dagegen einzuwenden, sondern zog sich lieber vorsichtig zurück. »Ich will euch ja nichts kaputtmachen, aber ich bin ziemlich sicher, dass mir mein Job in der Galerie wieder angeboten wird. Mein ehemaliger Chef hat heute Nachmittag angerufen und mich für morgen um ein Gespräch gebeten.«
»Oh. Na ja. Das ist ja toll.« Zoe trat hinter Malorys Stuhl und fuhr mit den Fingern durch Malorys Haare, um ein Gefühl für das Gewicht und die Linien zu bekommen. »Ich weiß ja, wie gerne du dort arbeitest.«
»Es war für mich wie ein Zuhause.« Malory hob die Hand und legte sie auf Zoes. »Es tut mir Leid. Es klang wirklich wie eine hervorragende Idee, aber...«
»Mach dir keine Gedanken.«
»Hey!« Dana hob die Hand. »Ich bin auch noch da, und ich bin immer noch interessiert. Ich seh mir das Haus morgen mal an. Vielleicht können ja wir zwei etwas daraus basteln.«
»Prima. Mal, ich werde jetzt deine Haare nass machen.«
Malory war zu schuldbewusst, um zu widersprechen, und saß stoisch da, während Zoe an ihren feuchten Haaren herumschnippelte.
»Ich wollte euch noch erzählen, warum ich heute früh in die Redaktion zu Flynn gegangen bin - mit dem ich nicht mehr rede.«
Sie erzählte ihnen von dem Gemälde in der Galerie, und dass sie glaubte, es stamme vom selben Künstler.
»Ihr werdet nie erraten, wer es gekauft hat«, fuhr sie fort. »Jordan Hawke.«
»Jordan Hawke?« Danas Stimme kippte beinahe über. »Verdammt, jetzt brauche ich Schokolade. Du hast doch bestimmt welche.«
»Einen Notfall-Vorrat, in der Gemüseschublade im Kühlschrank. Was ist das Problem?«
»Wir hatten was miteinander vor einer Million Jahren. Verdammt, verdammt, verdammt«, murmelte Dana,
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