Zeit der Träume
Enthusiasmus an die Galerie herangegangen, aber sie muss noch viel lernen. Ich sehe mittlerweile ein, dass ich ihr viel zu schnell freie Hand gelassen habe.«
Malory faltete die Hände im Schoß, damit sie nicht die geballten Fäuste triumphierend in die Luft reckte. »Sie hat eine recht eigene Sichtweise.«
»Ja. Ja.« Nervös spielte er mit seinem goldenen Füller und zupfte an seiner Krawatte. »Ihre Stärken liegen vermutlich eher in einem Randbereich und nicht so sehr auf der Beziehung zu den Kunden. Mir ist durchaus klar, dass es Spannungen zwischen Ihnen beiden gibt.«
Bleib cool, ermahnte Malory sich. »Auch ich habe eine eigene Sichtweise, die halt leider mit ihrer kollidiert hat. Ja, es hat beträchtliche Spannungen gegeben.«
»Nun.« Er räusperte sich. »Vielleicht habe ich mich von Pamela in dieser Hinsicht beeinflussen lassen. Ich hatte aufrichtig das Gefühl, es sei gut für Sie, Ihre Talente zu erforschen und Experimente zu wagen. Ich habe dabei jedoch Ihre Treue und Zuneigung zur Galerie unterschätzt, und auch, wie sehr es Sie getroffen hat, so aus dem Nest geschubst zu werden.«
»Ja, das hat es in der Tat.« Sie lächelte James heiter an.
»Ich habe in den letzten beiden Wochen viel darüber nachgedacht, und ich möchte Sie bitten, wieder zurückzukehren, Malory. Sie sollen die Galerie wieder leiten, und ich biete Ihnen eine zehnprozentige Gehaltserhöhung an.«
»Das kommt sehr unerwartet.« Sie musste sich mit aller Macht vorstellen, am Stuhl festzukleben, um nicht vor Freude in die Luft zu springen und einen Siegestanz aufzuführen. »Und ich fühle mich geschmeichelt. Aber... kann ich aufrichtig zu Ihnen sein?«
»Selbstverständlich.«
»Die Spannung, von der wir sprachen, wird anhalten. Ich muss zugeben, dass ich schon seit ein paar Monaten nicht mehr glücklich war. Ihr… Aus-dem-Nest-Schubsen war schmerzlich und erschreckend, aber als ich erst einmal draußen war, habe ich festgestellt, dass das Nest… nun, sagen wir, ein wenig überfüllt gewesen ist.«
»Ich verstehe.« Er hob die Hände und legte sie dann unter sein Kinn. »Ich kann Ihnen versprechen, dass sich Pamela nicht mehr einmischen und auch nichts mehr verändern wird. Sie haben das letzte Wort - natürlich nach Absprache mit mir - bei Akquisitionen, Ausstellungen, Wahl der Künstler und so weiter. Genau wie früher.«
Es war genau das, was sie wollte. Mehr sogar noch, wenn sie die Gehaltserhöhung dazu rechnete. Sie würde wieder das tun, was sie am besten konnte, und auch noch mit einer beachtlichen finanziellen Verbesserung - und sie hätte die persönliche Genugtuung, dass Pamela sich heraushalten musste.
Sie hätte gewonnen, ohne einen einzigen Schuss abgegeben zu haben.
»Danke, James. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, dass Sie mich zurückhaben möchten, dass Sie so viel Vertrauen in mich setzen.«
»Wundervoll, wundervoll.« Er strahlte sie an. »Sie können sofort anfangen, heute noch, wenn es Ihnen recht ist. Es wird so sein, als seien die letzten beiden Wochen nicht gewesen.«
Als seien sie nie gewesen.
Malory verknotete sich der Magen. Und auf einmal war es ihr so, als träte die vernünftige Malory zur Seite und hörte entsetzt zu, was die waghalsige Malory zum Besten gab.
»Aber ich kann leider nicht zurückkommen. Ich werde Ihnen ewig dankbar sein für das, was Sie mir beigebracht haben, und für all die Chancen, die Sie mir gegeben haben, unter anderem auch, als sie mich mit Ihrer Kündigung aus meinem Trott gerissen haben. Ich werde mich selbstständig machen.«
Oh, mein Gott, dachte sie. Ich werde mich selbstständig machen.
»Es wird natürlich bei weitem nicht so großartig sein wie diese Galerie, sondern kleiner und...«, fast hätte sie gesagt, zugänglicher, bremste sich jedoch noch in letzter Sekunde, »weniger anspruchsvoll«, fuhr sie fort. »Ich werde mich hauptsächlich auf lokale Künstler und Kunsthandwerker beschränken.«
James schaute sie entsetzt an. »Malory, Sie müssen sich darüber im Klaren sein, wie viel Zeit und Energie Sie ein solches Vorhaben kosten wird. Und dann ist da ja auch noch das finanzielle Risiko.«
»Ich weiß. Ich mache mir jedoch nicht mehr so viel Sorgen darüber, Risiken auf mich zu nehmen, wie ich es früher getan habe. Im Gegenteil - ich finde die Aussicht darauf eher aufregend. Aber ich danke Ihnen sehr herzlich für alles, was Sie für mich getan haben. Und nun muss ich wirklich gehen.«
Sie stand rasch auf, damit sie
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