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Zeit der Wut

Zeit der Wut

Titel: Zeit der Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Gewalttätiger. Merkwürdig, dass Dantini ihn so sehr geschätzt hatte. Vielleicht hatte er bei ihm ungeahnte Fähigkeiten wahrgenommen. Aber er hatte ihm nicht so sehr vertraut, dass er ihm den Verdacht über Mastino mitgeteilt hätte. Und er hatte ihm auch nie von ihm, Lupo, erzählt, ihrer brüderlichen Freundschaft. Er hatte ihn losgeschickt, die Aktion zu
covern
, war jedoch vom Ergebnis enttäuscht gewesen. Im Übrigen hielt der Junge Mastino für einen großartigen Polizisten. Für einen mit harten Hörnern – du lieber Gott, wie sehr er doch diese Kasernensprache verabscheute! Die Aktion war ein Erfolg gewesen. Ja, zwischen ihm und Dantini hatte es Meinungsverschiedenheiten gegeben, denn hinsichtlich der Rolle der Polizei in der Gesellschaft (man höre, man höre!) waren sie unterschiedlicher Meinung gewesen. Aber nichts Besonderes, nichts Persönliches. Was den Anarchisten anbelangte, so hegte Ferri nicht den geringsten Zweifel, dass er seinen geliebten Chef ins Jenseits befördert hatte. Am liebsten hätte er ihn mit eigenen Händen erwürgt. Alles war in bester Ordnung. Zu sehr in bester Ordnung. Bevor er sich von ihm verabschiedete, erlaubte er sich noch ein kleines Späßchen.
    – Schöne Grüße von Dottoressa Marconi.
    Der junge Mann war puterrot geworden. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, und einen Augenblick lang hatte Lupo echte Angst empfunden. Ferri war grußlos gegangen und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen. Hatte er vielleicht übertrieben? Aber was sollte er tun? So war er nun mal … Dann sagte ihm irgendetwas, dass er sich die Beziehung der beiden genauer ansehen sollte. Undurchsichtig und arrogant, hatte ihn Daria genannt. Das kam der Wahrheit ziemlich nahe. Er rief Picone an. Die Situation war unter Kontrolle. Fera verließ keine Sekunde das Zimmer. Nicht einmal, um … mit einem Wort, er erfüllte den Auftrag. Gut. Die Zeit drängte, aber das Räderwerk begann zu greifen.

4.
    Marco stürzte den vierten Campari hinunter und bestellte augenblicklich noch einen. Daria ließ auf sich warten. Am Telefon hatte sie gezögert. Schließlich hatte er sie überredet. „Komm“, hatte er zu ihr gesagt, „komm bitte.“ Er spürte, dass die WUT zurückkehrte. Hilf mir. Du bist daran schuld, hätte er am liebsten hinzugefügt, sich jedoch zurückgehalten. Du und der Bulle, der Kaffer aus dem Süden. Dein Chef. Der Bulle, der Kaffer aus dem Süden, hatte ihm quälende Fragen zu Mastino gestellt. Als ob er einen Argwohn hegte. Als ob er um jeden Preis einen Sündenbock suchte, um dem Scheißanarchisten den Arsch zu retten. Aber der Kaffer aus dem Süden hatte noch etwas Schlimmeres gemacht. Er hatte Daria ins Spiel gebracht. Das war reine Provokation. Nur der Gedanke, dass er sich mit einer impulsiven Reaktion selbst schaden würde, hatte ihn davon abgehalten, das unerträgliche Grinsen aus dem Gesicht des Kaffers zu tilgen. Aber Daria schuldete ihm ein paar Erklärungen.
    Während er wartete, musste er unablässig an die WUT denken.
    Mit elf Jahren hatte er begonnen, die Ultras von Hellas Verona zu frequentieren. Mit fünfzehn hatte ihn der Anführer in das Fitnessstudio mitgenommen, wo sich die Kameraden trafen. Sie hatten ihm den Schädel kahl geschoren und ein Hakenkreuz auf die Brust tätowiert. Damals hatte er überhaupt keine Ahnung, was dieses Symbol bedeutete. Sie hatten ihm wirre Geschichten darüber erzählt, dass sie die überlegene Rasse seien und den Auftrag hätten, Neger, Juden und andere minderwertige Rassen zu eliminieren. Oder ihnen zumindest sehr weh zu tun. Er hatte sich bei Säuberungsaktionen gegen Einwanderer beteiligt, aber das war zu billig, die Scheißneger liefen davon wie Hasen und ließen sich den Schädel einschlagen, ohne sich zu wehren. Ein gewisser Luca, der älter war als er, hatte ihm von den Birmingham Zulus erzählt, er hatte sie bei einem Spiel gegen Aston Villa in Aktion gesehen. Das hatte nichts mit den Scharmützeln des Fanclubs von Verona zu tun, die betraten nicht einmal das Stadion. Sie trafen sich mit anderen Hooligans außerhalb der Stadt, an einem Ort, der von den Anführern per Internet vereinbart wurde, und prügelten sich dort, bis die Polizei kam. „Es pura vida, hermano!“
    Dieser Luca fuhr sogar einmal im Monat sonntags nach Birmingham, er war in die
firm
eingetreten, sie hatten ihm einen Schal und eine Mütze in den Farben der Mannschaft und einen mit Stahlspitzen verstärkten Schlagring gegeben. Er las den Spielplan und suchte

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