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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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gefragt.«
    »Und er hat mir wieder dieselbe Lüge erzählt, daß wir Lord Kuganchalt von den Ginecho einen gesellschaftlichen Besuch abstatten. Ich glaube das nicht.«
    Mara steckte den Fächer durch die Vorhänge und klopfte damit tadelnd auf seine Handgelenke. »Wärst du ein freier Mann, wäre ich verpflichtet, dich wegen dieser Aussage herauszufordern. Mich der Lüge zu bezichtigen heißt die Ehre der Acoma zu beleidigen.«
    Kevin schnappte nach dem Fächer, entwaffnete sie spielerisch und gab ihn ihr mit einer eleganten, schwungvollen Bewegung zurück; er ahmte einen tsuranischen Bewerber von geringerem Stand nach, der einer Lady aus höherem Haus den Hof macht. »Du hast nicht wirklich gelogen«, gab er zu und grinste, als Mara bei seiner Blödelei mühsam ein Lachen hinter ihrem jetzt geöffneten Fächer unterdrückte. Er hielt kurz inne, denn wieder einmal wurde ihm klar, wieviel sie ihm bedeutete; dann verfolgte er das Thema beharrlich weiter. »Du hast einfach nicht gesagt, was du vorhast.«
    Die Sänftenträger bogen um die Ecke und wichen einem streunenden Hund aus, dem Straßenkinder hinterherjagten. Sie wollten den Knochen, den er gestohlen hatte, und bewegten sich zu schnell und ziellos, als daß die Soldaten ihre Richtung noch hätten ändern können. Auch diese Kinder trugen armselige Kleidung und deutliche Anzeichen von Wunden und Krankheiten; wie immer wurde Kevin traurig bei ihrem Anblick. Nur halb hörte er Maras Erklärung: Lord Kuganchalt war ein wichtiger, wenn auch rangniederer Verbündeter der Lords der Ekamchi und der Inrodaka. Die beiden beherrschten die kleine Splittergruppe, die sich gegen die Lady der Acoma verschworen hatte, seit sie die Cho-ja-Königin eines Stockes nahe beim Land der Inrodaka für sich hatte gewinnen können. Sie hoffte, bei einem Treffen mit dem Lord der Ginecho wenigstens einmal die Gelegenheit zu erhalten, ihre Seite des Streites darzulegen, möglicherweise sogar einen Keil zwischen ihn und die beiden unzufriedenen Lords zu treiben.
    »Das Haus Ginecho mußte durch Almechos Fall schwere Verluste hinnehmen«, erklärte Mara. »Sie waren gegenüber den Omechan hoch verschuldet, und durch die zweifache Schande des Kriegsherrn wurden alle Schulden weitaus eher fällig, als der alte Lord der Ginecho erwartet hatte. Er starb, so heißt es, an der Last des Drucks, doch andere flüstern von Selbstmord. Wieder andere behaupten, ein Feind hätte seinem Essen Gift beigemischt. Welche Version auch immer stimmen mag – jetzt hat sein junger Sohn Kuganchalt den Mantel geerbt, und damit eine große finanzielle Bürde. Ich glaube, dieser Zeitpunkt ist außerordentlich geeignet für eine Annäherung.«
    Kevin preßte verärgert die Lippen zusammen. Sie sagte das, obwohl sie wußte, daß er dabeigewesen war und Arakasis Ausführungen gehört hatte: daß nämlich Kuganchalts Hof von Cousins wimmelte, die den Ekamchi und Inrodaka die Treue hielten und möglicherweise sogar den Auftrag hatten, den unerfahrenen Jungen zu töten, sollte sich herausstellen, daß er den beiden Verbündeten in irgendeiner Weise Schaden zufügen könnte. Kevin hatte dazu bemerkt, daß ein paar von ihnen möglicherweise gar nicht erst die Aufforderung von Maras zwei Feinden abwarteten, um die Ankunft des jungen Lords in den Hallen des Rotes Gottes etwas zu beschleunigen. Nacoya war nicht einverstanden mit Maras Besuch bei Lord Kuganchalt und hatte sie davor gewarnt, ein Nest aus Sumpf-Rellis zu betreten. Doch Mara, so schalt sie, stellte sich guten Ratschlägen gegenüber taub, wenn sie Pläne von größerer Bedeutung im Kopf hatte.
    Als die Sänftenträger wieder um eine Ecke bogen und Sonnenlicht durch die Vorhänge fiel, bemerkte Kevin, daß die Lady ihn ansah. Viel zu häufig hatte er das Gefühl, sie könnte ihm seine Gedanken vom Gesicht ablesen; jetzt war ein solcher Augenblick. »Die Ginecho gehen fest davon aus, daß wir versuchen werden, ihre Bündnispolitik zu ändern«, führte sie verschmitzt aus. »Der Lord der Ekamchi hat einige Mühen auf sich genommen, die Loyalität vieler Mitglieder aus Kuganchalts Familie auf seine Seite zu ziehen, und die Inrodaka haben den größten Teil der Kosten getragen. Sie alle wären fürchterlich enttäuscht, wenn die Acoma jetzt versagen und nicht in Erscheinung treten. Wir werden also kommen und ihnen geben, was sie wollen, und das heißt den Glauben an ihre eigene Wichtigkeit. Die Inrodaka und Ekamchi müssen immer davon überzeugt sein, daß ihre

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